Gladbachs Patrick Herrmann im Interview: "Psychisch war das eine extrem harte Nummer"

Patrick Herrmann hat mit Borussia Mönchengladbach neben zahlreichen Höhepunkten auch Durchhänger erlebt.
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SPOX: In dieser Saison sind Sie bislang weitgehend von Verletzung verschont geblieben und haben die meisten Partien gemacht. Wie bewerten Sie die bisherige Spielzeit der Borussia?

Herrmann: Nicht schlecht, aber mit viel Luft nach oben. Gerade zu Beginn der Rückrunde hätten wir uns den einen oder anderen Punkt mehr erhofft. Da haben verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt.

SPOX: Wie oft haben Sie schon in die Tischkante gebissen, dass Sie keine der vielen Chancen genutzt haben, womöglich sogar auf Platz zwei zu springen?

Herrmann: Schon sehr oft. Wobei es mir auf dem Rasen egal ist, ob wir Zweiter sind. Da wurmt mich eher, dass wir so viele Spiele komplett unnötig aus der Hand geben. Zum Beispiel in Frankfurt sind wir in der zweiten Halbzeit klar besser, aber ich haue einen gegen die Latte, Thorgan schießt einen Elfmeter an die Latte und wir verlieren, ohne dass jemand weiß, warum eigentlich. In Köln müssen wir kurz vor Schluss noch einen Elfer bekommen, wahrscheinlich hätten wir dann gewonnen. Es bringt nichts, sich daran aufzuhängen, aber es nervt trotzdem.

SPOX: Woran liegt die fehlende Konstanz?

Herrmann: Ich glaube nicht, dass es die eine Stellschraube gibt, an der man drehen muss, um alles gutzumachen. Wir müssen an allem arbeiten. Wir müssen weniger Gegentore bekommen und die Dinger vorne reinmachen - ob das jetzt ich bin oder irgendwer anders.

SPOX: Sie haben gegen die Eintracht in ungewohnter Rolle als Rechtsverteidiger in der Dreier- bzw. Fünferkette gespielt und sich in der ersten Halbzeit sehr schwer getan. Wie groß war die Umstellung?

Herrmann: Es war das erste Pflichtspiel, das ich auf dieser Position gemacht habe. In der zweiten Halbzeit war ich viel besser im Spiel. Aber ich stimme Ihnen zu, dass ich am Anfang das eine oder andere mal schlecht ausgesehen habe.

SPOX: Woran lag das?

Herrmann: Ich habe es nicht sofort geschafft, im Kopf umzuschalten. Wenn der Gegner sich den Ball 20 Meter vorlegt, habe ich immer gedacht, der nächste schiebt raus. Ich war zudem nicht clever genug. Wenn ich einen Stellungsfehler mache, muss ich auch mal das Foul ziehen. Es hat gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe.

SPOX: Die meisten Mannschaften in der Bundesliga spielen mittlerweile mit Dreierkette. Ist das auch für die Borussia eine dauerhafte Option?

Herrmann: Das 4-4-2 können wir in- und auswendig. Sie könnten uns nachts um drei wecken und jeder wüsste, was er zu tun hat. Aber dieses System kann ohne Frage in manchen Spielen ein gutes Mittel sein.

SPOX: Wozu wird es Ihrer Meinung nach für Gladbach am Ende der Saison reichen?

Herrmann: Ich hoffe natürlich auf Europa. Gerade weil wir in diesem Jahr die Spiele im Fernsehen schauen müssen. Wir haben Bock auf englische Wochen, die Reisen - da wollen wir wieder hin. Aber es ist noch zu eng, um zu träumen. Zwischen Champions League und Abstiegskampf liegen nur ein paar Punkte.