BVB-Fehlstart: Bosz sieht "100.000 Sachen"

SID
Peter Bosz freut sich trotz der Niederlage im Testspiel über wertvolle Einsichten
© getty

Peter Bosz kam ins Grübeln. Das deutsche Wort "Entschuldigung" oder "Ausreden" hatte der Niederländer nicht sofort parat. Aber "excuses", wie es der neue Trainer von Borussia Dortmund sagte, "will ich sowieso nicht suchen. Heute war das schlecht!"

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Das 2:3 (1:2) im Testspiel beim Viertligisten Rot-Weiss Essen war am Dienstag ein peinlicher Fehlstart - Peter Bosz schaute sich diesen betont ruhig an, ohne einzugreifen.

"Ich hätte 100.000 Sachen sagen können. Aber das kommt später", sagte der neue Trainer, der bei seinem Debüt 90 Minuten lang wie festgekleistert auf seiner Bank gesessen hatte: "Ich war heute der stille Beobachter. Das war sehr interessant."

Allerdings auch ernüchternd. Bosz sah Abstimmungsprobleme, viele spielerische Schwächen und gewaltige Probleme mit der Chancenverwertung. Die Erkenntnis: "Eine große Enttäuschung. Es gibt viel, was wir besser machen müssen - und das geht heute schon los." Bis seine Philosophie in eine Mannschaft eingesickert sei: "Das dauert. Lange." Bei seiner letzten Station Ajax Amsterdam waren es Monate.

Marcel Schmelzer ohne Selbstkritik

Kapitän Marcel Schmelzer traute sich dementsprechend noch keine Selbstkritik zu: Nach wenigen Trainingstagen weiß die Mannschaft noch nicht, was Thomas Tuchels Nachfolger erwartet. Von der Analyse lasse er sich "auch etwas überraschen", sagte Schmelzer, und er grinste. "Er wird uns schon sagen, was er gut fand und was nicht."

Anflüge von Boszs Vorstellungen waren durchaus zu erkennen. Ein 4-3-3-System niederländischer Prägung mit intensivem Flügelspiel und offensivem Pressing soll es werden. Allerdings waren die Spieler müde und ließen sich auskontern, was zu Toren von Benjamin Baier (3./40.) führte. Flanken wurden sehr nachlässig verteidigt - das ermöglichte das dritte Tor durch Marcel Platzek (61.). Für den BVB hielten Pierre-Emerick Aubameyang (29.) und Ousmane Dembélé (63./Handelfmeter) dagegen.

Da Borussia Dortmund auch ein Wirtschaftsunternehmen ist, wird Bosz vorerst nicht in Ruhe feilen können: Am Donnerstag um 15.45 Uhr geht der BVB auf seine finanziell sinnvolle, aber auch strapaziöse Asienreise. Bosz wirkt nicht begeistert. "Ich habe zwei Jahre in Japan gespielt. Ich weiß, wie heiß es dort gerade ist", sagte er. "Aber ich nehme die Dinge, wie sie sind. Die Reise stand ja schon fest, bevor ich kam."

Was passiert mit Aubameyang?

Noch nicht fest steht, ob Bundesliga-Torschützenkönig Aubameyang gleich in China bleiben kann. Noch immer steht ein Irrsinnsangebot des Erstliga-Aufsteigers Tianjin Quanjian im Raum, und am Freitag schließt das chinesische Transferfenster. Ein Wechsel könnte noch einmal erhebliche Bewegung in den BVB-Kader bringen.

Bosz will nicht "über einzelne Spieler" reden - Schmelzer wünscht sich nach dem monatelangen Theater eine Entscheidung pro Dortmund. "Wir würden uns alle sehr freuen, wenn er bleibt, aber das werden wir in den kommenden Tagen erfahren. Wir wissen, dass er einer unserer wichtigsten Spieler ist", betonte er.

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