Einführung, Änderungen, Erklärung: So funktioniert der Videobeweis in der Bundesliga

In der RRA können sich die Bundesliga-Schiedsrichter künftig Wiederholungen ansehen
© getty
Cookie-Einstellungen

Eingriffsmöglichkeiten und Kommunikation mit dem Schiedsrichter

Der VA kommt prinzipiell nur in spielentscheidenden Situationen zum Einsatz. Als solche gelten Szenen, bei denen es sich um die Regelkonformität von Toren (Foul, Handspiel, Abseits, Ball aus dem Spiel), Elfmetern (berechtigt/nicht berechtigt, innerhalb/außerhalb des Strafraums) Platzverweisen oder Spielerverwechslungen handelt. Kommt es zu einer entsprechenden Situation, wird sie vom VA automatisch überprüft.

Eingreifen darf der VA jedoch nur dann, wenn eine dieser spielentscheidenden Situationen vom Schiedsrichter klar falsch beurteilt wurde. Sollte eine Entscheidung des Schiedsrichters lediglich strittig und nicht ganz klar auflösbar sein, bleibt sein Urteil bestehen - selbst wenn es tendenziell falsch ist. "Sobald es unterschiedliche Meinungen gibt, ist es keine klare Fehlentscheidung", stellt Krug klar.

Auch wenn wegen einer klaren Fehlentscheidung eine Änderungs-Empfehlung des VA vorliegt, ist der Schiedsrichter nicht dazu verpflichtet, diese auch zu übernehmen. "Chef und Entscheidungsträger bleibt immer der Schiedsrichter", sagt Brych, "der VA ist ein Assistent genau wie der an der Linie." Wie mit dem Assistenten an der Linie findet auch die Kommunikation mit dem VA per Headset statt. "Immer wenn ich mir nicht sicher bin, könnte ich sofort Kontakt aufnehmen und Rücksprache halten", erklärt Brych.

Spezielle Situationen

Ballbesitzwechsel: Die zeitliche Grenze für die Korrektur potenzieller Fehlentscheidungen ist immer der letzte Ballbesitzwechsel zwischen den Teams. Sollte Mannschaft A also den Ball regelwidrig erobern (ohne direkte Ahndung des Schiedsrichters) und ohne zwischenzeitlichem Ballverlust eine Minute später ein Tor erzielen, könnte der VA eingreifen und dem Schiedsrichter eine Annullierung empfehlen. Wäre die regelwidrige Eroberung im gegnerischen Strafraum vonstattengegangenen, könnte gar auf Elfmeter für Mannschaft B entschieden werden.

Abseitsentscheidungen: Eine spezielle Rolle spielen Abseitsentscheidungen vor spielentscheidenden Situationen. Diese sind dank der technischen Voraussetzungen klar auflösbar, subjektive Wahrnehmungen spielen somit keine Rolle. "Wir können ein Gitternetz auf das Feld legen, das exakt kalibriert ist", erklärt Krug. Selbst wenn eine minimale Abseitsposition vorliegt, wird ein potenzieller Treffer annulliert. Da die Linien der übertragenden TV-Anstalten oftmals etwas ungenau sind, werden die exakt kalibrierten Linien, auf die der VA zurückgreifen kann, sofort an die Sender geschickt. Zur Verdeutlichung für den TV-Zuschauer sollten sie in der nächsten Spielunterbrechung eingespielt werden.

Gelbe und Gelb-Rote Karten: Anders als Rote Karten zählen Gelb-Rote nicht zum Aufgabengebiet des VA. Grund dafür ist, dass in diesem Fall jede einzelne Gelbe Karte überprüft werden müsste, was pro Spiel zu einer Flut an Szenen führen würde, in denen der VA zum Einsatz kommen könnte.

Ermessensentscheidungen: Ebenfalls nicht eingreifen darf der VA bei Ermessensentscheidungen des Schiedsrichters. Als solche gelten etwa die Fragen, ob der Ball im Vorfeld eines Tores bei einem Freistoß ruhte, bei einer Standardsituation an der richtigen Stelle lag oder ob ein Treffer mit einem falschen Einwurf eingeleitet wurde.

Schlusspfiff: Ab dem Schlusspfiff des Schiedsrichters darf der VA nicht mehr eingreifen - selbst wenn kurz zuvor eine spielentscheidende Situation auftrat, die er ansonsten melden müsste. "Sollte der VA kurz vor Schluss der Annahme sein, dass etwas passiert ist, muss er dem Schiedsrichter dies deshalb sofort mitteilen um zu verhindern, dass er das Spiel abpfeift", sagt Krug.