Tuchel bester Trainer? Watzke: "Despektierlich"

Von SPOX
Hans-Joachim Watzke war zufrieden mit Bayerns Punkteteilung in Berlin
© getty

Nach dem deutlichen 3:0-Sieg von Borussia Dortmund über den VfL Wolfsburg hat sich Hans-Joachim Watzke zur Sperrung der Südtribüne und die Maßnahmen gegen Hooligans geäußert. Im Aktuellen Sportstudio des ZDF sprach der BVB-Geschäftsführer auch über das Verhältnis zu Thomas Tuchel, Carlo Ancelottis Mittelfinger-Geste und den Bayern-Dusel.

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Hans-Joachim Watzke über ...

... die Entscheidung, der Sperre der Südtribüne nach den Vorfällen im Spiel gegen RB Leipzig zuzustimmen: "Es war eine der schwersten Entscheidungen, die ich bisher treffen musste. Ich habe mich mit vielen Leuten beraten. Wir haben letztlich zugestimmt, obwohl es bei 24.000 Leuten auch Unschuldige getroffen hat. Im Nachhinein denke ich aber, dass es die richtige Entscheidung war."

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... die Stimmung ohne die Gelbe Wand: "Es hat sich etwas komisch angefühlt. Das war eine Zäsur für uns. Die 55.000 haben die Mannschaft fantastisch unterstützt. Nachher war es eine gute Stimmung."

... Ancelottis Mittelfinger in Richtung Hertha-Fans: "Wenn man es schafft, das sein zu lassen, ist es besser. Allerdings: Wenn man bespuckt wird, findet das wohl keiner so lustig. Ich könnte nicht sagen, dass es mir nicht auch hätte passieren können, wenn mir einer von oben auf den Kopf gerotzt hätte. Ich würde nicht gerne über ihn den Stab brechen."

... das vermeintliche Bayern-Dusel beim 1:1 in Berlin: "Ich kann nicht beurteilen, ob sechs oder sieben Minuten gerechtfertigt waren. Wenn ich das Tor aber sehe, muss man sich fragen, warum der Robben da neun Meter frei steht. Ich muss sagen, dass das 1:1 mein Wunschergebnis war, von daher bin ich ganz glücklich, dass Robert noch das Tor geschossen hat. Vorher waren es 15 Punkte Rückstand, jetzt sind es 13 auf Bayern. Auf die Hertha haben wir nun aber drei Punkte Vorsprung."

... den Sieg über Wolfsburg: "Es tut immer gut, wenn man gewinnt. Wir haben in Lissabon sehr gut gespielt und unverdient verloren. Ich habe selten ein Spiel erlebt, das so sehr davon entfernt war, von dem, was es eigentlich verdient hätte. Heute hatte ich aber das Gefühl, dass der Sieg völlig in Ordnung ging."

... Tuchels Forderung nach internem Umdenken: "Ich glaube nicht, dass Thomas Tuchel zu wenig Rückendeckung von uns bekommt. Woran macht man das denn fest? Thomas hat am Dienstag klipp und klar gesagt, dass das, was er nach dem Darmstadt-Spiel gesagt hat, an die Mannschaft gerichtet war. Wir haben gesagt, das Ziel ist die direkte Champions-League-Qualifikation - bei diesem Ziel war Thomas klar dabei. Wir haben die Zielvorgaben immer gemeinsam getroffen und immer in Übereinstimmung. Wenn irgendjemand den Eindruck hatte, dass Thomas an unseren Zielvorgaben gezweifelt hat, muss man Thomas fragen, nicht mich. Es gab intern nie einen Dissens. Hätten wir nach dem Darmstadt-Spiel sagen sollen, dass wir nur Fünfter werden wollen? Die Mannschaften, die wir als Konkurrenten ausgemacht hatten, haben ja selbst ihre Probleme. Wenn wir die Situation betrachten mit Hertha, Hoffenheim und Frankfurt da vorne, glauben wir aber weiterhin, dass wir da vorne stehen müssen."

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... die Zusammenarbeit mit Tuchel: "Es gibt keinen Dissens, wenn wir intern sprechen. Manchmal wird etwas vielleicht nicht ganz so geschickt formuliert oder falsch aufgenommen. Borussia Dortmunds Trainer wurden immer gestützt. Thomas hat im Trainingslager ein Interview gegeben, in dem er sagte, dass er uns um Verständnis gebeten hat, dass er erst nach der Saison über seine Zukunft sprechen möchte. Zu sagen, dass Thomas Tuchel der beste Trainer in Deutschland ist, wäre despektierlich - zum Beispiel gegenüber Carlo Ancelotti. Was Sie von mir zu hören bekommen ist: Thomas Tuchel ist ein hervorragender, ein außergewöhnlich guter Trainer."

... die Festnahme von knapp 90 Hooligans vor dem BVB-Spiel in Darmstadt: "Diese Leute waren vorher nicht bekannt. Das sind ja keine BVB-Fans. Es ist eine Hooligan-Gruppe, die offensichtlich dem BVB schaden wollte. Wäre in Darmstadt noch einmal so etwas gelaufen, mit Pyro, dann wäre das verheerend gewesen, denn es wäre wieder unter dem Namen Borussia Dortmund gelaufen."

... die Transparente gegen Leipzig: "60 Prozent der Plakate waren meiner Meinung nach von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wir haben einen Terrabyte Videomaterial gesichert. Da kann man genau sehen, wer die Redensführer waren oder wer einfach nur mit hochgehalten hat. Es gab auch Leute, die weggegangen sind. Einzelne werden noch verhört werden."

... Gewalt beim BVB: "Borussia Dortmund stand schon immer für Gewaltfreiheit. Wir versuchen immer und überall Integration zu leisten. Gewalttätigkeit ist ein Gesellschaftsproblem. Wir können nicht die Probleme der Gesellschaft lösen. Am Ende des Tages wird aber sicher eine dreistellige Zahl an Leuten in den nächsten Jahren nicht mehr im Stadion sein. Wir müssen aber davon ausgehen, dass sich das ein bisschen auf die Straßen verlagert. Jeder merkt, dass die Gesellschaft gewalttätiger ist als früher. Sie verroht. Klubs und die Politik müssen Hand in Hand arbeiten. Wir dürfen aber nicht nur Parolen schreien. Wir müssen eine soziale Ächtung einführen von solchen Leuten, damit die Familie und der Chef am nächsten Tag merken: 'Oh, was hat man denn da für ein Früchtchen herangetragen?' Die Auswüchse der Gesellschaft muss auch der Staat bekämpfen."

... seine persönliche Verantwortung für die Ausschreitungen: "Ich habe mich sehr intensiv überprüft. Ich bin leidenschaftlicher Demokrat und habe gelernt, immer meine Meinung zu sagen. Ich habe aber nicht in einem einzigen Satz die Leipziger beleidigt oder angegriffen. Wollen wir denn alle nur noch Luftblasen produzieren? Ich will niemals in irgendeiner Form Gewalt Vorschub leisten."

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