Werner gesteht - Schalke schimpft

SID
Timo Werner war der Mann des Spiels
© getty

Die Schalker waren außer sich vor Wut, vor allem Ralf Fährmann spuckte nach der Andreas-Möller-Gedächtnisschwalbe Gift und Galle. "Das ist zum Kotzen, direkt am Anfang so ein Bein gestellt zu bekommen. Ich muss aufpassen, dass ich morgen keinen Herpes habe, wenn ich aufwache", schimpfte Fährmann im Sky-Interview.

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Pikanterweise hatte Fährmann das Topspiel zwischen RB Leipzig und Schalke 04 mit den Worten angeheizt, Schalke wolle dem Emporkömmling zeigen, "wie ehrlicher, echter Bundesligafußball geht". Und dann schindet RB-Stürmer Timo Werner beim 2:1 (1:1) für den Spitzenreiter nach nur 19 Sekunden einen unberechtigten Elfmeter und verwandelt ihn danach selbst zum 1:0.

Mit einem Tag Abstand gab der 20-Jährige die grobe Unsportlichkeit auch in der Öffentlichkeit zu. "Natürlich sieht es dann nicht nur nach einer Schwalbe aus, sondern es ist eine - Punkt", sagte Werner dem SID. So weit wollte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick am Sonntag nicht gehen: "Ich bleibe dabei: Es war keine Schwalbe. Ich bin mir sicher, dass es keine Absicht war, dass er keinen Elfmeter schinden wollte."

Doch auf Leipzigs Shootingstar waren die Schalker gar nicht so sauer. Vielmehr kritisierten die Gäste das merkwürdige Verhalten von Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock). Denn Werner hatte bereits auf dem Platz zugegeben, dass er nicht von Fährmann berührt wurde. Aber das will Dankert nicht gehört haben - obwohl er den Stürmer extra danach gefragt hatte.

"Ich habe dem Schiri gesagt, dass von Fährmann kein Kontakt ausging, sondern dass ich den Kontakt von Naldo gespürt habe", sagte Werner: "Ich glaube, er hat es in der Hektik überhört." Dankert schilderte seine Version so: "Es hat kein Gespräch zwischen mir und Timo Werner stattgefunden. Ich habe Werner vor dem Elfmeter gefragt: Was war denn? Aber da kam nichts und dann habe ich den Elfmeter ausführen lassen." Das Zupfen von Naldo stufte Dankert anders als das vermeintliche Einsteigen von Fährmann als "nicht strafstoßwürdig" ein.

Dankerts Rolle (mal wieder) unglücklich

Dankerts Rolle in der Szene ist im besten Fall unglücklich, auch wenn er sich hinterher für die Fehlentscheidung entschuldigte. Schon beim klaren Hand-Tor von Hannovers Leon Andreasen im Jahr 2015 gegen den 1. FC Köln hatte der Unparteiische aus Rostock einen Blackout gehabt.

Damals hatte er Andreasen trotz aller Proteste überhaupt nicht gefragt, am Samstag tat er das bei Werner offenbar nur halbherzig. "Bei Leipzig und auch bei uns war hohes Tempo im Spiel - anscheinend zu viel für ihn", ätzte Schalke-Trainer Markus Weinzierl Richtung Dankert.

Abhilfe könnte künftig der Videbeweis verschaffen - hofft zumindest DFB-Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich. "Gerade für solche Situationen ist der Einsatz eines Videoassistenten sehr hilfreich. Durch die Kommunikation mit dem Videoassistenten hätte Bastian Dankert sich die Situation nochmal anschauen können und wäre dann sicher zu dem richtigen Ergebnis gekommen", sagte Fröhlich dem SID.

In der heftigen Diskussion um den Strafstoß wurde ein wenig vergessen, dass der Leipziger Sieg vor 42.558 Zuschauern in der ausverkauften WM-Arena gegen phasenweise überforderte Schalker absolut verdient gewesen war.

Nach zuvor zwölf ungeschlagenen Pflichtspielen in Folge hatten die Schalker mit dem Überfall-Fußball des Aufsteigers große Probleme. Die Leipziger Rasselbande bestand dagegen ihre nächste Reifeprüfung und steuert nach dem achten Sieg in Serie dem Showdown zum Jahresabschluss bei Rekordmeister Bayern München (21. Dezember) entgegen. "Wir haben sehr viel richtig gemacht", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl, "deswegen ist es schade, dass der Sieg auf die strittige Situation reduziert wird."

Timo Werner im Steckbrief

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