"Dieser Moment ging mir sehr nah"

Jakub Blaszczykowski spielte acht Jahre lang beim BVB
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SPOX: Haben Sie gehofft, sich über eine gute EM noch einmal für den BVB empfehlen zu können?

Blaszczykowski: Man will sich in jedem Spiel präsentieren, das ist nicht nur bei der EM so. Über meine Zukunft habe ich mir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht viele Gedanken gemacht.

SPOX: Sie werden sich aber sicher mit Ihrem Berater ausgetauscht und die Möglichkeiten besprochen haben, oder?

Blaszczykowski: Nein, während der EM überhaupt nicht. Wenn man dann aber kurz vor einem Wechsel steht, ist es völlig normal, dass man regelmäßig mit dem Berater spricht.

SPOX: Waren Sie bei der EM im Glauben, zum BVB zurückzukehren?

Blaszczykowski: Ich habe zu viele schöne Momente in Dortmund erlebt, als dass ich jetzt darüber sprechen möchte, was falsch gelaufen ist oder nicht. Ich bin glücklich, hier in Wolfsburg zu sein und das ist es, was jetzt zählt. Dortmund bleibt aber immer in meinem Herzen - die schönen wie die schmerzhaften Erinnerungen.

SPOX: Das hat man vor zwei Wochen gesehen, als Sie nach dem Heimspiel gegen die Borussia noch einmal in die BVB-Kurve gingen und von den Fans gefeiert wurden. War das so etwas wie ein nachträglicher Abschied? Sie hatten zuvor gar nicht die Möglichkeit dazu.

Blaszczykowski: Schon ein bisschen, ja. Es war extrem emotional und das hat man, glaube ich, auch gesehen. Dieser Moment ging mir persönlich sehr nah. Zu wissen, dass man nach acht Jahren nicht vergessen wird, sondern diese lange gemeinsame Zeit im Herzen bleibt, ist unbezahlbar. Das ist einfach geil! Ich bin damals nach Dortmund gekommen, als der Verein nichts mit den vorderen Plätzen zu tun hatte, und habe als Einer von Wenigen diese unfassbare Entwicklung komplett miterlebt. Dahingehend möchte ich noch einmal Danke sagen - auch an den VfL Wolfsburg.

SPOX: Inwiefern?

Blaszczykowski: Dass man es mir ermöglicht hat, diesen Moment noch einmal mit dem BVB zu erleben. Die Wolfsburger Fans haben überragend reagiert. Jeder hat verstanden, warum ich in der Sekunde zum Ex-Verein gelaufen bin. Dafür habe ich vom VfL viel Verständnis und Zuspruch erhalten. Das war sehr respektvoll von allen. Ich hoffe, dass Spieler, die lange das VfL-Trikot tragen, hier eines Tages auch so verabschiedet werden. Ich freue mich jedenfalls, jetzt für Wolfsburg auf dem Platz zu stehen und alles zu geben, was ich kann.

SPOX: Fehlt Ihnen aber eigentlich die Dreifachbelastung? Wolfsburg ist in diesem Jahr gar nicht international vertreten.

Blaszczykowski: Ja, klar. Darum spielt man doch Fußball. Man gibt ein ganzes Jahr lang Vollgas, um in der nächsten Saison alle drei Tage spielen zu können. Das ist zwar etwas anstrengend, macht aber einfach richtig Spaß.

SPOX: Also ist Europa das eindeutige Ziel in diesem Jahr?

Blaszczykowski: Jeder im Team will sich wieder für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Allerdings denken wir nicht sieben oder acht Monate voraus. Wir müssen Woche für Woche die Grundlage dafür schaffen, dass wir unsere Ziele am Ende auch erreichen.

SPOX: Und wie sieht das mit der Nationalmannschaft aus? Wächst in Polen gerade eine Truppe, die bald ein ernstzunehmender Anwärter auf einen Turniertitel ist?

Blaszczykowski: Das sind große Worte - und für solche Aussagen bin ich nicht der richtige Typ. (lacht) Wichtig für uns ist, dass wir uns für die WM qualifizieren. 2018 können wir gerne noch einmal über konkrete Zielvorgaben sprechen - wenn ich dann noch dabei bin, schließlich werde ich mit nun 30 Jahren nicht mehr allzu viele Turniere erleben.

SPOX: Für die WM in Russland sollte es noch reichen.

Blaszczykowski: Das hoffe ich auch. (lacht) Nein, ernsthaft: Natürlich ist die WM mein klares Ziel. Bis dahin ist aber noch viel Zeit, von daher ist auch etwas Demut angebracht. Ich möchte alles für mein Land geben, solange ich kann. Die EM in Frankreich war für uns in den letzten Jahren das wichtigste Turnier, nachdem wir zuletzt viele neue, talentierte junge Spieler dazubekommen haben und die Erwartungen entsprechend gestiegen sind. Ich möchte weiter Teil dieser Entwicklung sein.

Jakub Blaszczykowski im Steckbrief

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