"Magath überlebt - was kann noch kommen?"

Daniel Baier kam über die Stationen 1860 München und VfL Wolfsburg zum FC Augsburg
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SPOX: Sie sind 32 Jahre alt. Können Sie sich vorstellen, nach Ihrem Karriereende einen Posten im Verein zu übernehmen?

Baier: Ich möchte so lange wie möglich aktiv spielen und mich dann mit den Verantwortungsträgern zusammensetzen, um zu besprechen, was Sinn macht. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, meine Trainerscheine zu machen und da ein bisschen reinzuschnuppern.

SPOX: Sie haben vor Ihrem Engagement in Augsburg beim VfL Wolfsburg und bei 1860 München gespielt. Wie intensiv verfolgen Sie diese Vereine noch?

Baier: In Wolfsburg kenne ich noch ein paar Leute, da freue ich mich immer auf die Auswärtsspiele. Zu 1860 habe ich eigentlich gar keinen Kontakt mehr. Außer Sascha Mölders kenne ich dort niemanden - wobei, der Zeugwart ist auch noch der gleiche.

SPOX: Bei 1860 herrscht tatsächlich auf allen Ebenen eine hohe Fluktuation, der Klub gilt als der Chaosverein schlechthin. Hemmen die ständigen Diskussionen junge Spieler tatsächlich oder ist das nur ein Medienthema?

Baier: Das ist dort auf jeden Fall ein Problem. Ich kann mich an mein erstes Training mit den Profis erinnern. Da stand ich am nächsten Tag in vier Tageszeitungen, das lenkt dich schon ab. Es ist als junger Spieler schwer, mit dieser medialen Unruhe umzugehen.

SPOX: Von 1860 sind Sie nach Wolfsburg gewechselt. Wie haben Sie die Zeit beim VfL in Erinnerung?

Baier: Obwohl es sportlich für mich nicht wirklich lief, war das eine super lehrreiche Zeit. Mit Felix Magath hatte ich als Trainer eine absolute Respektperson.

SPOX: Ist das Training unter Magath wirklich so hart?

Baier: Härter als man es sich vorstellen kann. Unter ihm habe ich gesehen, wozu der menschliche Körper in der Lage ist. Im Nachhinein hat mir das sicher geholfen, seitdem ist jedes "normale" Training einfacher. Wenn ich jetzt zum Beispiel in ein Trainingslager fahre, dann ist das dort auch hart, aber ich denke mir im Unterbewusstsein schon immer: Ich habe Magath überlebt, was kann noch kommen?

SPOX: Gemeinsam mit Ihren Kumpels Marcel Schäfer, Christian Gentner und Christian Träsch haben Sie die App "DeinTeam" entwickelt, mit der Vereinen Logistik, Kommunikation und Verwaltung erleichtert wird. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Baier: Marcel Schäfer kam der Einfall und wir fanden ihn gut. Dann haben wir eine Firma damit beauftragt, die App zu entwickeln. Das hat ungefähr ein Jahr gedauert und vor einem Monat sind wir dann auf den Markt gegangen. Die Resonanz und das Feedback sind bisher sehr gut.

SPOX: Sie waren mit diesen Kumpels auch schon öfter gemeinsam auf Urlaub, verbringen viel Zeit miteinander. Sind solche vereinsübergreifende Freundschaften im Profifußball Einzelfälle?

Baier: Ja, das ist vielleicht schon eine Ausnahme. Man lernt zwar immer viele neue Leute kennen, aber so enge Freundschaften sind Einzelfälle. Marcel Schäfer kenne ich seit 18 Jahren, wir sind gemeinsam in Aschaffenburg aufgewachsen und haben später bei 1860 und Wolfsburg zusammengespielt. Das ist eine Freundschaft seit Kindheitstagen - und eine fürs Leben.

SPOX: Können solche Freundschaften mit anderen Profifußballern - die in ihrem Alltag ähnliche Situationen erleben - helfen, wenn man beispielsweise mit öffentlicher Kritik konfrontiert wird?

Baier: Wir werden nie öffentlich kritisiert, von daher ist das kein Thema. (lacht) Im Ernst: Wir tauschen uns über solche Dinge zwar aus, aber da heult sich keiner beim anderen aus - so schlimm ist es nicht.

Daniel Baier im Steckbrief

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