"Heidel und Weinzierl waren geschockt"

Axel Schuster arbeitete bei Mainz 05 mit Christian Heidel und wechselte mit ihm zum FC Schalke 04
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SPOX: Wie lief Ihr Wechsel dann genau ab?

Schuster: Ich habe die erwähnten Gründe abgewogen und entschieden, dass dieser Schritt für mich die größte Herausforderung ist und ich mich dabei am meisten weiterentwickeln könne. Dann habe ich Christian gesagt, dass ich dabei wäre, wenn er die Möglichkeit schafft.

SPOX: Das ist geschehen. Heidel begründete seine eigene Wechsel-Entscheidung auch damit, dass in kurzer Zeit drei gute Freunde von ihm verstorben seien und ihn dies ins Grübeln gebracht habe. Konnte man ihm das anmerken?

Schuster: Natürlich, zumal diese Freunde auch alle noch ganz schön viel vorhatten. Sich nach diesen Ereignissen die konkrete Frage zu stellen, was einen nochmal reizen könnte, ist dann menschlich. Ohne es zu wissen hat ihn Clemens Tönnies mit dem Angebot in einem Moment erwischt, in dem er deutlich offener für etwas Neues war und sich in zehn Jahren nicht vorwerfen lassen möchte, es nicht getan zu haben. Das war insofern reiner Zufall, zwei Jahre zuvor wäre es wohl noch nicht einmal zu einem Treffen mit Clemens Tönnies gekommen.

SPOX: Ab wann war Ihnen denn klar, dass sich Heidel eine neue Herausforderung vorstellen kann?

Schuster: Die Gespräche haben früh begonnen. Clemens Tönnies hat ihn häufig angerufen, und es gab dann einen weiteren Versuch, ihn im persönlichen Gespräch zu überzeugen. Christian ist also erneut hochgefahren und hat zu mir gesagt, dass er jetzt absagt, damit das mal zu einem Ende kommt. Es fehlte ihm der letzte kleine Schritt, um Mainz wirklich zu verlassen. Als er dann aber wieder auf dem Rückweg war, rief er mich an und meinte: Ich habe zugesagt. An dem Tag wurde ihm vor Ort klar: 'Das ist es, was ich machen will.'

SPOX: Wie haben Sie denn aus Ihrer Mainzer Warte Schalke 04 in all den Jahren wahrgenommen?

Schuster: Als Außenstehender bin ich immer Fußballfan geblieben. Ich finde es beeindruckend, welche Kraft dieser Verein durch seine Fans und Mitglieder ausstrahlen kann. Dazu die Arena, die trotz ihres Alters noch immer ein Maßstab in Europa bleibt. Ansonsten wirkte der Klub teils recht unruhig, dafür aber nie langweilig. Dieser Bienenschwarm um den Verein ist ein Teil von ihm, den man beibehalten muss. Er darf aber keine Entscheidungen im täglichen Arbeiten beeinflussen, weil die dadurch nicht besser, sondern eher schlechter würden.

SPOX: Heidel hat bislang nicht nur personell, sondern auch infrastrukturell Gas gegeben und meinte, in dieser Hinsicht wäre Schalke bundesligauntauglich. Wie war Ihr Eindruck?

Schuster: Der infrastrukturelle Bereich hat uns wirklich überrascht. Ich war als Erster in der Kabine und hatte Christian und Markus Weinzierl bereits vorgewarnt, beide waren dann aber trotzdem regelrecht geschockt. Bei all den Möglichkeiten dieses Vereins hat er definitiv ein paar Prozent seines Geldes nicht dafür aufgewendet, in die Infrastruktur zu investieren. Damit meinen wir auch nicht die Plätze, sondern die Räumlichkeiten, in denen sich die Mannschaft aufhält und geschult wird oder das Trainerteam Spiele und Trainingseinheiten vorbereitet. Diesbezüglich stand Schalke in der Bundesliga auf einem Abstiegsplatz, das entsprach nicht den aktuellen Anforderungen. Wir haben deshalb sofort Veränderungen angestoßen und umgesetzt, bis zum Winter wird das dann hervorragend sein.

SPOX: Welche Gedanken haben Sie für Ihre Zukunft, wird das Duo Heidel/Schuster für immer zusammenbleiben?

Schuster: Ich will das überhaupt nicht ausschließen. Ich sehe mich noch als Lernenden in diesem Business in einem jetzt größeren Verein. Diese Eindrücke möchte ich erst einmal mitnehmen. Ob es später immer noch Dinge gibt, die mich gerade auch in der Hauptverantwortung reizen, das kann durchaus sein.

SPOX: Zum Schluss: Erzählen Sie doch bitte einmal Ihre Lieblingsanekdote zu Christian Heidel!

Schuster: Da gibt es selbstverständlich unzählige private Geschichten. Ich kann auf jedem Fall nur jedem raten: Nie mit Christian Heidel ins Parkhaus fahren! Oder eben immer den Parkschein an sich nehmen und ihn niemals Christian geben. Wie oft wir schon in Parkhäusern standen und die Zentrale anrufen mussten, weil der Parkschein weg war...

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