Für Tönnies geht's um alles oder nichts

SID
Clemens Tönnies hofft mit Christian Heidel auf eine goldene Zukunft bei Schalke 04
© getty

Schalke 04 steht vor einer Zerreißprobe, für Clemens Tönnies geht es um alles oder nichts. Der mächtige und umstrittene Aufsichtsratsvorsitzende des Bundesligisten muss sich nach 15 Jahren an der Spitze des Gremiums zur Wiederwahl stellen.

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Nach turbulenten Monaten und einer regelrechten Schlammschlacht scheint nicht ausgeschlossen, dass die Ära Tönnies auf Schalke endet.

So oder so wird die neue sportliche Leitung mit Manager Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl am Sonntag die Skandalnudel aus dem Pott direkt in Höchstform erleben. Die Hoffnungsträger dürfen in der Arena eine Mitgliederversammlung (ab 13.04 Uhr) erwarten, die womöglich selbst in der bewegten Geschichte turbulenter königsblauer Veranstaltungen ihresgleichen sucht.

Tönnies versucht, Gelassenheit auszustrahlen. "Ich bin selbstverständlich Demokrat. Wenn ich nicht wiedergewählt werde, setze ich mich nach der Mitgliederversammlung in mein Auto, fahre nach Hause - und das war's!", sagte er dem Magazin 11Freunde. Er würde dann für sich und seine Frau Margit "zwei ganz normale Dauerkarten" kaufen. Doch ganz so einfach würde es wohl doch nicht werden.

"Tönnies raus"

Seit 22 Jahren gehört der milliardenschwere Fleischfabrikant aus Rheda-Wiedenbrück dem Aufsichtsrat an. 1994 musste er seinem Bruder Bernd, dem damaligen S04-Präsidenten, kurz vor dessen Tod versprechen, die Königsblauen im Blick zu behalten. Sie wurden zu seiner Herzensangelegenheit.

Seitdem rettete Tönnies den Klub mehrfach vor dem finanziellen Kollaps. Nach eigenen Angaben steckten zeitweise bis zu 90 Millionen Euro aus der eigenen Schatulle im Verein.

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Doch von Dankbarkeit war zuletzt auf breiter Front nicht mehr viel zu spüren. Einige Ultras skandierten in der Rückrunde der vergangenen Saison, die mal wieder gar nicht nach ihrem Gusto verlief, während der Heimspiele regelmäßig "Tönnies raus". Die Hauptvorwürfe: Geltungssucht, Machtmissbrauch und permanente Einmischung in sportliche Belange.

Für den Fall eines Endes auf Schalke kündigte Tönnies an: "Wenn ich gehe, dann mache ich dem Verein ein Abschiedsgeschenk - da fällt allen die Kinnlade runter." Ob dies als Drohung zu verstehen ist?

Heidel kann Ausschlag geben

Fakt ist, mindestens drei der elf Aufsichtsräte geben sich derzeit alle Mühe, Tönnies zu kippen. "Sie machen etwas, das Sie nicht können, und schaden damit unserem Verein", heißt es in einem von Axel Hefer, Andreas Horn und Thomas Wiese verfassten Schreiben. Tönnies und sein Vertrauter Peter Lange müssen sich am Sonntag den Gegenkandidaten Michael Stallmann und Andreas Goßmann stellen.

Selbst wenn Tönnies bliebe und nur Lange gehen müsste, könnte es zu Machtverschiebungen im Kontrollgremium kommen - zu ungunsten Tönnies'. Dasselbe gilt, wenn der Satzungsänderungsantrag durchgewunken wird, wonach die fünf kooptierten und entsandten Aufsichtsratsmitglieder kein gleichberechtigtes Stimmrecht mehr erhalten sollen.

Heidel gab bei Weinzierls Vorstellung am Dienstag zu: "Die Unruhe bekomme ich mit. Das ist für mich Neuland, das kannte ich so nicht. Ich tue mich mit der Einordnung schwer." Der Nachfolger von Horst Heldt hält am Sonntag vor der Wahl eine Rede, die möglicherweise den Ausschlag für Tönnies' Wiederwahl geben wird. Der WAZ sagte er bereits: "Ich bin nicht trotz Clemens Tönnies gekommen, sondern wegen ihm. Er hat mich für Schalke begeistert."

Dennoch scheint auch in der Chefetage die Angst groß zu sein, dass bald auf Schalke mal wieder das Chaos die Kontinuität ablöst. "Am Sonntag werden richtungweisende Entscheidungen getroffen", sagte Finanzvorstand Peter Peters: "Der Verein muss handlungsfähig bleiben und darf sich nicht weiter nur mit sich selbst beschäftigen."

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