"Rudi Assauer hatte absolut Recht"

Mike Büskens bildet auf Schalke zusammen mit Ebbe Sand einen Beraterstab des Vorstands
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SPOX: Sie haben schon einige Leistungsträger im Verein angesprochen. Benedikt Höwedes verlängerte seinen Vertrag im Februar bis 2020. Braucht es gerade für Spieler wie Leroy Sane oder Max Meyer solche klaren Signale in Form von Treuebekenntnissen?

Büskens: Benne hat sich zu diesem Schritt entschlossen und ich bin sehr froh darüber. Aber wir können leider jetzt nicht davon ausgehen, dass alle anderen Jungs ihm folgen werden. Solch eine Entscheidung trifft jeder Spieler für sich.

SPOX: Höwedes sagte: "In einer Zeit der Ich-AGs möchte ich für das Wir stehen, für Verlässlichkeit und Treue." Das spricht Ihnen als Fußballromantiker sicher aus der Seele?

Büskens: Definitiv, aber im Fußball geht es leider immer weniger um Romantik.

SPOX: Darf man seine Worte auch ganz ehrlich als Kritik verstehen - an ehemaligen Spielern, wie zum Beispiel Julian Draxler, die womöglich dem Ruf des Geldes folgten?

Büskens: Was letztendlich den Ausschlag gab, wissen wir beide nicht. Julian ist ein hoch veranlagter Spieler, er wollte einen Wechsel und der Verein hat dafür eine entsprechende Ablösesumme bekommen. Es ist immer schade, wenn ein Spieler aus dem eigenen Stall den Verein verlässt.

SPOX: Joel Matip ließ sich in seiner Entscheidung nicht von Höwedes' Worten beeinflussen. Er wechselt zur neuen Saison nach Liverpool. Der Verein zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung, Sie persönlich auch?

Büskens: Joel ist auch ein Spieler der Knappenschmiede. Er ist ein wichtiger Spieler für uns und auch außerhalb des Spielfeldes ein Mensch, der mit beiden Füssen auf dem Boden steht. Solche Typen hat man gerne im eigenen Verein und natürlich hätte ich mir einen anderen Verhandlungsausgang gewünscht.

SPOX: Schon im letzten Gespräch stellten Sie fest, dass sich Schalke sportlich von den ganz großen Zielen, sprich dem Traum von der achten deutschen Meisterschaft, entfernt hat. Sehen Sie den Klub wieder auf dem Weg dahin, wo er sich am liebsten sehen würde?

Büskens: Wir sollten immer den Anspruch haben, die Bundesliga im internationalen Geschäft zu vertreten, haben aber vor und in der Saison einen Umbruch eingeleitet. Wir haben uns von älteren Spielern getrennt und damit jungen, talentierten Spielern eine noch bessere Perspektive gegeben. Wir brauchen aber auch die nötige Geduld, Dinge müssen sich entwickeln dürfen und das braucht halt Zeit.

SPOX: Breitenreiter setzt wieder verstärkt auf die Jugend. Goretzka, Höjbjerg, Meyer und vor allem Sane sind Namen, die mittlerweile stark mit Schalke in Verbindung stehen. Sind das die neuen königsblauen Gesichter?

Büskens: Nicht nur diese Spieler. Mit Fährmann, Höwedes, Matip, Kolasinac, Friedrich, Meyer, Sane und Kehrer haben wir insgesamt acht Eigengewächse aus der Knappenschmiede im Kader. Damit haben wir wohl ein Alleinstellungsmerkmal in der Bundesliga.

SPOX: Wie wichtig ist es, die jungen Spieler nicht wieder an die Konkurrenz zu verlieren, so wie im Fall Draxler und nun auch Matip?

Büskens: Das wäre wünschenswert. Aber gute Spieler wecken natürlich auch Begehrlichkeiten und die Summen, die auf dem Markt bewegt werden, sind Wahnsinn. 30 Millionen auf dem Transfermarkt sind für Spitzenklubs so, als hätte ich mir als Kind für eine Mark am Kiosk Bonbons gekauft.

SPOX: Wie sehr stehen Sie mit diesen Talenten und Leistungsträgern in Kontakt?

Büskens: Da man sich gelegentlich auf dem Vereinsgelände trifft, gibt es auch mal einen kurzen Austausch. Mir geht es bei meinem Engagement um Nachhaltigkeit, um die nächste Welle an Spielern, die vielleicht noch nicht so im Fokus stehen. Für das Tagesgeschäft haben wir mit unserem Trainer Andre Breitenreiter und seinem Trainerstab fähige Leute, die das Schiff flott machen.

SPOX: Was versuchen Sie ihnen zu vermitteln?

Büskens: Wir sind der Kumpel- und Malocher-Klub. Das bedeutet, in die Hände spucken, anpacken und füreinander einstehen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich glaube an solche Werte. Einstellung schlägt Klasse, sagte Rudi Assauer immer und er hatte absolut Recht. Kein Messi, kein Ronaldo verlässt sich allein auf sein Talent, es steckt immer harte Arbeit dahinter. Das müssen wir den Jungs immer wieder mitgeben und auch vorleben.

Mike Büskens im Steckbrief

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