Frontzeck kommt Entlassung zuvor

SID
Michael Frontzeck hat sich über fehlendes Vertrauen des Vereins beschwert
© getty

Wenig Vertrauen, noch weniger Punkte - Michael Frontzeck ist am Montag als Trainer von Hannover 96 zurückgetreten und damit seiner Entlassung zuvorgekommen. Der 51-Jährige zog die Konsequenz aus der schlechtesten Hinserie seit dem Wiederaufstieg.

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Mit nur 14 Zählern aus 17 Spielen stehen die Niedersachsen auf Rang 17 der Tabelle, einem direkten Abstiegsplatz.

"Ich habe aktuell im Umfeld von Hannover 96 nicht mehr dieses Vertrauen gespürt und bin deshalb zu dem Schluss gekommen, meine Arbeit bei Hannover 96 zu beenden", wurde der Coach in einer offiziellen Mitteilung des Vereins zitiert. Frontzeck besaß bei den Niedersachsen noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016.

Maßgebend für seine Entscheidung sei unter anderem die Frage gewesen, wie der Klub in die Vorbereitung startet. "Und da hatte ich ganz ehrlich den Eindruck, dass das erste Testspiel im Trainingslager gegen Hertha BSC auch schon mein erstes Schicksalsspiel gewesen wäre", sagte Frontzeck dem kicker. Es sei für Hannover 96 "in dieser Konstellation elementar wichtig, sauber in die Rückrunde zu starten. Und das dann begleitet von dem mutmaßlichen Rummel um meine Person? Ich habe erkannt, dass es schwer werden würde."

Schaaf gilt als Wunschkandidat

Sein Nachfolger in der niedersächsischen Landeshauptstadt soll zeitnah verpflichtet werden, denn schon am 7. Januar 2016 bricht 96 zu einem einwöchigen Trainingslager ins türkische Belek auf. Größeres Interesse soll an Thomas Schaaf bestehen, nach SID-Informationen fällt intern auch der Name Holger Stanislawski.

Auf dem Markt befinden sich auch Jens Keller, Markus Gisdol und Jos Luhukay, dagegen ist Felix Magath ebenso wie Ex-Coach Mirko Slomka kein Thema. "Bislang habe ich noch keine Trainergespräche geführt. Die neue Situation macht meine Arbeit natürlich nicht leichter. Ergebnisse noch vor Weihnachten sind nicht realistisch", erklärte Geschäftsführer Martin Bader.

Dabei war Frontzeck noch am Ende der vergangenen Saison als Retter gefeiert worden. In nur fünf Spielen führte Frontzeck als Nachfolger von Tayfun Korkut die 96-Profis zum Klassenerhalt. Aber mit einem nicht ausgewogen besetzten Kader, zusammengestellt noch von Baders Vorgänger Dirk Dufner, fanden Trainer und Mannschaft in den folgenden Monaten nicht in die Spur. Insbesondere die sechs Heimniederlagen in acht Spielen verärgerten das Publikum nachhaltig.

Mehrere Wintertransfers geplant

Bader warf Frontzeck dennoch einige warme Worte hinterher. "Michael Frontzeck ist als Trainer ein ausgewiesener Fachmann. Der Klassenerhalt im Mai wird immer mit seinem Namen verbunden bleiben", lobte er. Doch auch der ehemalige Bundesliga-Profi war wie seine Vorgänger keine Dauerlösung. Seit der Bundesliga-Rückkehr vor 13 Jahren wurden an der Leine neun Trainer verschlissen.

Bei der Suche nach Coach Nummer zehn muss es nun schnell gehen, denn bis zum Trainingsstart nach der Winterpause am 4. Januar sollen mehrere neue Spieler verpflichtet werden - am besten in Absprache mit dem Frontzeck-Nachfolger. "Wir wissen, dass wir etwas tun müssen. Sonst ist das Risiko eines Abstiegs sehr hoch", erklärte 96-Präsident Martin Kind.

Yamaguchi bereits vorgestellt

Einen ersten Transfer vermeldeten die Hannoveraner eine Stunde nach Frontzecks Abgang. Der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler Hotaru Yamaguchi von Cerezo Osaka wurde vorgestellt. Verhandelt wurde auch schon mit dem Norweger Iver Fossum.

"Yamaguchi soll den Konkurrenzkampf in unserer Mannschaft erhöhen. Bei der Integration wird Hotaru sicherlich helfen, dass er mit Hiroshi Kiyotake und Hiroki Sakai zwei Teamkollegen aus der japanischen Nationalmannschaft treffen wird", sagte Bader.

Frontzeck ist der bislang vierte Bundesligatrainer, der in dieser Spielzeit das Saisonende mit seinem Klub nicht mehr erleben wird. Zuvor waren Lucien Favre bei Borussia Mönchengladbach, Alexander Zorniger beim VfB Stuttgart sowie Gisdol bei 1899 Hoffenheim vorzeitig gegangen.

Michael Frontzeck im Steckbrief

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