"Viele hielten Pep für Superman"

Von SPOX
Die Spekulationen um die Zukunft von Pep Guardiola sollen in der Winterpause ein Ende nehmen
© getty

Biograph Marti Perarnau begleitet Pep Guardiola in seiner Zeit beim FC Bayern München. Der Katalane gibt interessante Einblicke in die Arbeit beim Rekordmeister und erklärt, warum der Trainer erst nach dem 5:1-Sieg über Arsenal zufrieden war.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Abseits der Gerüchte rund um eine Vertragsverlängerung Guardiolas zeigte Perarnau im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung auf, warum letztlich nicht die Titel oder Siege über einen Verbleib Guardiolas in München entscheiden werden.

"Es ist interessant zu beobachten, wie sehr die eigenen und die fremden Erwartungen auseinandergehen", so der Journalist, der bereits ein Buch über die Arbeit seines Landsmanns beim FC Bayern schrieb.

"Ich sage nicht, dass Pep nicht gewinnen will, er ist sehr ehrgeizig. Aber Erfolg bedeutet für ihn vor allem Fortschritt, Fortschritt im Sinne einer Entwicklung zu etwas Besserem", erklärt Perarnau, der an das Spiel gegen den FC Arsenal in der Königsklasse erinnert. Die Bayern gewannen nach einer Hinspiel-Niederlage mit 5:1 - und Guardiola zeigte sich in einem seltenen Moment zufrieden.

Beziehung mit Ribery anfangs schwierig

"Es war perfekt. Guardiola sagte am selben Abend, dass er gerade die beste Mannschaftsleistung der Bayern unter seiner Führung gesehen habe", so der ehemalige Leichtathlet.

"Das ist mein Team. Das ist ein echtes Pep-Team", habe der FCB-Coach geschwärmt: "Nach seinem ersten Jahr in München, während dessen ich ihn und die Mannschaft eng begleiten durfte, beklagte er hingegen, dass das noch nicht seine Mannschaft sei und auch nicht sein Fussball. Man sieht es vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber in der Zwischenzeit ist viel passiert, Guardiola hat gearbeitet wie ein Besessener."

So habe es erst einige Zu- und Abgänge geben müssen, um den jetzigen Zustand zu erreichen. "Einige Spieler gaben sich große Mühe, aber sie verstanden einfach nicht, was Guardiola von ihnen wollte", andere "hielten ihn für Superman, für eine Überfigur."

Laut Perarnau sei unter anderem die Beziehung zu Franck Ribery anfangs schwer gewesen, nun stellt er aber klar: "Es war ein langwieriger Prozess, doch jene Fussballer, die jetzt das Stammgerüst der Mannschaft bilden, haben Guardiolas Auffassung von Fussball verinnerlicht."

Widerspruch zwischen Peps Idee und Deutschland

Guardiola habe sich zu Beginn seiner Zeit in der Bundesliga zwei Grundideen ausgesetzt gesehen. Auf der einen Seite seine Auffassung von Fußball mit "seinem Kurzpass- und Ballbesitzspiel sowie der starken Gewichtung des Mittelfelds" und auf der anderen Seite den "eher traditionell deutschen Stil mit Mittelstürmer, langen Bällen und einer soliden Abwehr".

Beide Seiten habe er vereinen wollen: "Der Weg führt über viele, viele Fehler. Fehler, die Niederlagen provozieren und die einem Trainer sofort als Schwäche oder gar Inkompetenz ausgelegt werden."

Laut Perarnau ist eine Symbiose entstanden: "Eine Grundprämisse hat Guardiola dabei nie aufgegeben: Ballbesitz. Doch der Umgang mit dem Ball ist nun ein anderer, und die Schlüsselfigur dafür war Xabi Alonso. Mit ihm kam der lange Ball in Richtung Tor ins Spiel der Bayern."

Komfortzone verlassen

Somit habe sich Guardiola in München verändert. Sein Begleiter zitiert ihn: "Ich habe in München mehr gelernt, als ich gedacht hätte." In Barcelona habe der Trainer noch "in einer Komfortzone" gearbeitet, die er nun verlassen habe, um sich weiterzuentwickeln.

Auf die Frage, ob seine Arbeit getan wäre, gab es dennoch ein klares Dementi: "Die Antwort ist einfach: Nein! Guardiolas Mannschaft weiß jetzt zwar, wie sie spielen soll. Doch sie muss das Erlernte nun auch in jeder Situation richtig anwenden."

Pep Guardiola im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema