"Wir erwarteten Favre zum Training"

Bonhof (r.) war Spieler, Trainer und Aufsichtsratsmitglied in Gladbach. Seit 2009 ist er Vizepräsident
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SPOX: Andre Schubert wird man bis auf weiteres mit einem der beiden erfolgreichsten Trainer-Starts der Bundesliga-Geschichte verbinden, trotzdem lassen Sie sich Zeit mit ihrer Entscheidung. Nehmen wir an, er hört nicht auf, so erfolgreich zu sein: Gibt es einen Punkt, an dem Sie gar nicht mehr an einem Vertrag vorbeikommen?

Bonhof: Wissen Sie, ich verstehe voll und ganz, dass Sie und Ihre Kollegen da immer wieder nachhaken, das ist legitim und Ihr Job. Aber wir haben eine Absprache unter Gentlemen, an die sich jede Seite hält und bei der jeder weiß, wo er steht. Dass wir momentan aufgrund der Resultate überhaupt keinen Druck haben, ist doch wunderbar.

SPOX: Schubert ist auch in die Gespräche über mögliche Wintertransfers integriert. In welchen Mannschaftsteilen wollen Sie nachbessern?

Bonhof: Zunächst einmal haben wir vier offene Fragen, von denen sich nur eine recht kurzfristig beantworten könnte: Was ist mit Patrick Herrmann, Nico Schulz, Andre Hahn und Martin Stranzl? Martin ist inzwischen im Konditionsaufbau und wird uns in nicht allzu ferner Zukunft helfen können. Bei den anderen dreien sind Prognosen schon schwieriger. Andre ist zwar schmerzfrei, kann sein Knie aber noch nicht bewegen, Patrick und Nico sind in der Reha, wobei man bei Patrick erstmal abwarten muss, ob die konventionelle Behandlung anschlägt und er nicht doch noch operiert werden muss. Erst wenn wir Antworten auf diese Fragen haben, wissen wir, ob und wo es notwendig ist, zu handeln.

SPOX: In der Champions League wird es nach der Winterpause nicht weitergehen, obwohl Sie in vielen Spielen das bessere Team waren. Ist die Mannschaft noch etwas zu grün für den Vergleich mit den ganz Großen?

Bonhof: Das ist mir immer etwas zu einfach formuliert. Wir haben 1970 auch nicht die damaligen Meister auseinandergerissen, sondern sind an den erfahrenen Mannschaften gescheitert. Man begibt sich auf das höchste europäische Klub-Niveau und wenn man da lange nicht war, muss man diese Erfahrungen sammeln. Wir haben den italienischen Meister und letztjährigen Finalisten, den englischen Tabellenführer und den Europa-League-Sieger in unserer Gruppe und haben es dennoch geschafft, dass wir mit allen mithalten können. Nehmen Sie zum Beispiel das Heimspiel gegen Turin. Da haben wir ein Riesenspiel gemacht und haben Buffon so geprüft, dass der nicht mehr wusste, wie ihm geschieht. In meinen Augen war das nicht nur Werbung für Borussia Mönchengladbach, sondern für den deutschen Fußball.

SPOX: 2012 sagten Sie, dass der Mythos Fohlenelf langsam wieder Einzug hält. Kommt Gladbach dem immer näher?

Bonhof: Dazu stehe ich auch weiterhin. Wenn man sich anschaut, was unsere junge Mannschaft in den letzten Jahren geleistet hat und mit welcher Leichtigkeit sie Fußball spielt, dann kann man darin schon den Geist der Fohlenelf erkennen. Die entscheidende Frage ist: Ist man mit der Teilnahme an internationalen Wettbewerben zufrieden, oder will man mal wieder einen Titel haben? Ich hätte zum Beispiel nichts dagegen, mal wieder einen Titel zu holen und das ist auch der Wunsch von Max Eberl und der gesamten Mannschaft. Dass das nicht leicht ist, weiß ich, vor allem, wenn man in drei Wettbewerben unterwegs ist. Es muss auch nicht morgen sein, aber vielleicht ja im nächsten Jahr oder der kommenden Saison. Wer hätte denn letzte Saison damit gerechnet, dass wir in der Rückrunde 39 Punkte holen und alle Großen oben schlagen?!

SPOX: Stößt der Verein nicht irgendwann an seine Grenzen? Viele Bereiche wie zum Beispiel die Auslastung des Stadions sind kaum steigerungsfähig. Dazu haben Sie einen Sportdirektor, der ein herausragendes Händchen bewiesen hat, und in den vergangenen Jahren einen der besten Trainer der Liga.

Bonhof: In erster Linie sind wir froh, Borussia wieder auf solide Säulen gestellt zu haben und unserem Ziel, uns dauerhaft im einstelligen Tabellenbereich zu etablieren, Stück für Stück näher kommen. Dieser Prozess ist aber keinesfalls abgeschlossen, man darf nicht vergessen, wo wir noch vor viereinhalb Jahren standen. Das schließt auch ein, dass man auf den Plätzen sieben bis neun landen kann und sich nicht für Europa qualifiziert. Gleichermaßen ist aber auch nach oben jede Steigerung drin und man hat die Chance, Extra-Einnahmen durch das Erreichen der Europa League oder der Champions League zu generieren. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Bestimmt sind wir in manchen Bereichen nah am Limit, aber wir haben ja zum Beispiel keine neuen Bauvorhaben beschlossen, nur um zu bauen, sondern weil wir damit zusätzliches Geld generieren wollen, das wir dann wieder in die Mannschaft investieren können. Unser Potential ist auf jeden Fall noch nicht ausgeschöpft.

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