"Er ist ein willkommenes Opfer"

Mats Hummels stellte sich nach der Niederlage in Krasnodar den aufgebrachten Fans
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Warum polarisiert Hummels so stark?

Jochen Tittmar (SPOX): Der Mensch und Fußballer Hummels verkörpert ein natürliches Selbstbewusstsein sowie Eloquenz - schon alleine diese Eigenschaften heben ihn deutlich vom Ottonormalprofi ab. Hummels' Aussagen sind angenehm klar und unmissverständlich. Dies allerdings bietet in der hektischen Fußballbranche, die häufig nur schwarz oder weiß zulässt und keinen Platz für Schattierungen hat, bereits genügend Angriffsfläche. So freuen sich die einen darüber, es nicht mit einem glatt gebügelten Charakter zu tun zu haben, während die anderen Hummels' bisweilen untypische Verhaltensweisen in Arroganz umdeuten. Dieses Phänomen scheint Hummels aber schon länger in seinem Leben zu begleiten. Es wird ihm klar sein, dass sich daran auch künftig nichts ändern dürfte.

Andreas Lehner (SPOX): Sein Auftreten war schon immer selbstbewusst, er hat auch mit jungen Jahren in seinen Mannschaften Führungsrollen beansprucht und sich auch öffentlich positioniert. Das ruft Anhänger und Kritiker auf den Plan. Dazu ist seine Spielweise in gewisser Weise aufreizend. Er ist kein grobschlächtiger Abräumer wie Sokratis, der trotz vieler Fehler aufgrund seines Engagements fast überall gut ankommt. Hummels ist ein Verteidiger, der die spielerische Lösung sucht und offensiv stark beteiligt ist - gerne auch mit dem Außenristpass. Das polarisiert.

Florian Schimak (SPOX): Hummels ist ein helles Köpfchen. Hat aber auch seinen Dickschädel, zu vielen Dingen eine Meinung und äußert diese auch. Zudem ist er rhetorisch sehr geschickt und weiß, wie er auf seinen Gegenüber wirkt. Auch seine Körpersprache auf dem Platz führt dazu, dass er polarisiert. Das ist aber nicht negativ gemeint. Während der WM wurde er in den internationalen Medien mit Franz Beckenbauer verglichen, nicht nur wegen seiner Vorliebe zum Außenristpass. Auch der Kaiser polarisiert ja bis heute noch. Bei Hummels ist es einfach das Gesamtpaket, auf und neben dem Platz, das entweder Neider oder Fans auf den Plan ruft.

mySPOX-User PinkFloyd: Als Kapitän steht er ohnehin im Mittelpunkt, ferner ist er für mich eine der Identifikationsfiguren für die Meisterjahre des BVB. Damals war er sicherlich der beste deutsche Innenverteidiger. Er ist daher für die Medien ein willkommenes "Opfer" wenn es mal bei ihm schlecht läuft, auch durch seine extrovertierte Art. Ferner fehlt ihm eine gewisse Lockerheit, wie sie ein Thomas Müller bei Interviews hat. Er macht sich durch seine zum Teil schroffe Art sehr schnell angreifbar. Dass er vorher eigene Mitspieler öffentlich kritisiert hat, das schlägt jetzt wie ein Bumerang zurück.

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