Gewohnheit ist keine Liebe

Pep Guardiola freut sich momentan über jeden unverletzten Spieler
© getty

Der FC Bayern hat vor dem Gastspiel bei Werder Bremen nur noch 13 fitte Feldspieler. Eine Situation, die die Münchner aus den letzten beiden Jahren kennen, aber eigentlich satt hatten. Pep Guardiola schlägt Alarm und warnt für die Zukunft. Trotz allem sieht er eine große Entwicklung in seinem Team.

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Als hätte Pep Guardiola schon nicht genug Sorgen. Just in dem Augenblick, als der Trainer des FC Bayern München vor dem Auswärtsspiel bei Werder Bremen (Sa., 15.30 Uhr im LIVETICKER) das Gespräch mit den Journalisten beendete und auf dem Weg in den Innenbereich des Trainingsgeländes war, trat Markus Hörwick versehentlich gegen den Tisch.

"Der Mediendirektor fällt auch aus", sagte Hörwick im Witz und mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht. Doch die Aussage passte perfekt zur Situation des FC Bayern.

Franck Ribery, Medhi Benatia und Sebastian Rode sind ohnehin schon länger verletzt. Arjen Robben, Holger Badstuber und Jan Kirchhoff meldeten zuletzt erste Erfolge auf dem Weg zurück, sind aber noch nicht soweit, dass sie helfen können.

Viele Hiobsbotschaften - alles bekannt

In der Länderspielpause erwischte es dann auch Mario Götze und Kingsley Coman. Götze länger, Coman kürzer - beide fallen aus. Das Gesamtresultat: "Wir haben 13 Spieler und zwei Torhüter, nicht mehr", so Pep. Eine Situation, die ihm große Sorgen bereitet, zumal der FC Bayern nun sieben Spiele in 22 Tagen absolvieren muss.

Viele Verletzte, viele Hiobsbotschaften. Für Guardiola und den FC Bayern kein Neuland, wie Pep weiß: "Wir haben diese Situationen in den vergangenen zwei Jahren erlebt, wir kennen das." Aber Gewohnheit ist nun mal keine Liebe. Man mag sich mit der Situation nicht vollends arrangieren und sich nicht damit abfinden.

Bayern hat reagiert

Zwar hat der FC Bayern im Sommer auf die Masse der Ausfälle in den vergangenen 24 Monaten reagiert und mit Douglas Costa, Arturo Vidal und Co. neue Leistungsträger verpflichtet, aber jetzt, Mitte Oktober, muss Pep wieder improvisieren.

So beorderte er David Alaba in die Innenverteidigung, obwohl er ihn eigentlich links braucht, weil auch Juan Bernat lange weg war. Jetzt ist Bernat zurück und Pep kann keine weiteren Verletzten gebrauchen: "Jetzt ist es so, dass ich hoffe, dass wir zum einen das Spiel gewinnen, aber zum anderen, dass alle Spieler gesund bleiben, damit sie mit nach London fliegen können."

Die angespannte Personalsituation hat auch andere negative Nebeneffekte. Zwar bekommt es der FC Bayern kurzfristig hin, seine Spiele zu gewinnen, dafür genügt die individuelle und gesamtheitliche Klasse. Aber besonders in der Phase, in der er es terminlich eng wird, geht es an die Substanz der Spieler: "Mit nur 13 Spielern wird es unmöglich, Titel zu holen. Erst wenn alle zurück sind, können wir um Titel kämpfen." Daher hofft der Katalane, dass seine Verletzten "im März und April" fit sind. Dann, "in der wichtigsten Phase der Saison", wie es Pep ausdrückt.

"Ich weiß, wo ich bin"

Doch da ist auch das Problem mit der Erwartungshaltung: "Man hat uns schon im Oktober zum Meister erklärt. Aber diese Leute kennen unsere Probleme nicht. Wir müssen kämpfen und kämpfen, um unsere Spielweise und unser Niveau zu halten."

Umso höher die Erwartungshaltung, umso höher ist auch die Fallhöhe des FC Bayern, zumal die Erwartungen in und um München erst dann erfüllt werden, wenn die Münchener die Champions League gewinnen. "Ich weiß, wo ich bin", sagt Pep süffisant, stellt aber auch fest, dass es für ihn als Trainer am wichtigsten ist, dass seine Mannschaft "gut Fußball spielt".

Es gehe für ihn nicht primär darum, Titel zu gewinnen: "Habe ich in der Vergangenheit einen Titel gewonnen, habe ich mich am nächsten Morgen gefragt: 'Ja, und jetzt?'" Die Erfüllung des Pep ist es nicht, eine Trophäe in der Hand zu haben. Für den Katalanen ist es ein Titel, dass seine Mannschaft zum Beispiel "mit zehn Spielern attackiert - wie gegen Dinamo Zagreb".

Nur Attacke wird nicht reichen

Reichen wird es in der äußeren Wahrnehmung dennoch nicht, wenn die Bayern - trotz personeller Probleme - aufsehenerregenden Attacken-Fußball spielen, aber dann doch "nur" mit dem Bundesliga-Titel die Saison beenden. So wie in den letzten beiden Jahren.

Seinen FC Bayern sieht er dennoch auf einem guten Weg, die Entwicklung sei fortgeschritten, er sei zufrieden, wie seine Mannschaft Fußball spielt und Zusammenhänge und Situationen deutlich besser versteht als vielleicht noch zu Beginn seiner Amtszeit in München. Und das allerwichtigste, sagt Pep selbst: "Der Trainer ist fit und kann spielen."

Der Spielplan der Bundesliga

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