Zurück auf Null

Pep Guardiola geht in seine dritte Saison als Bayern-Trainer
© getty

Der FC Bayern startet gegen den Hamburger SV (Fr., 20.30 Uhr im LIVETICKER) in die neue Saison: Die erste Etappe einer Reise, die mit einem historischen Erfolg abgeschlossen werden soll. Trainer Josep Guardiola überrascht: Er lobt nicht nur den HSV, sondern auch die zwei Dauer-Kritiker des Rekordmeisters.

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Pep Guardiola ist ein echter Gentleman. Respekt, das ist vielleicht die Lieblingsvokabel des Katalanen. Wenn der Trainer des FC Bayern München jemanden loben will, dann findet er schon einen Aspekt. Ganz egal, wie aussichtslos die Lage erscheint.

Beim Auftaktgegner zur 53. Bundesliga-Saison, dem Hamburger SV, musste Guardiola aber schon erst einmal kurz überlegen, wurde dann aber doch schnell fündig: "Der HSV hat eine große Historie, eine große Geschichte." Und: "Sie hatten immer große Spieler."

Und als der Bayern-Coach auf die Pokal-Pleite des HSV beim FC Carl Zeiss Jena angesprochen wurde, wusste Pep auch, wie er ohne größeren Schaden aus der Sache herauskommt. Natürlich sei es "ein Problem" für den HSV, dass die Hanseaten ausgeschieden sind, aber mittlerweile seien alle Fußball-Klubs der Welt darauf getrimmt, "zu gewinnen, zu gewinnen, zu gewinnen", egal, ob sie große oder kleine Klubs sind. Damit wäre das auch geklärt.

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Bayerns Kratzkandidaten

So viel Ruhe, wie Guardiola an diesem Donnerstagnachmittag ausstrahlte, hätte der HSV in der fast abgelaufenen Woche gerne gehabt. Erst verloren die Rothosen das Ticket für die zweite Pokal-Runde, dann ein paar Wertgegenstände und schließlich die vermeintliche Idylle, die sich in der Sommerpause nach Hamburg verirrte.

Kann man sich einen besseren Gegner für einen Bundesliga-Auftakt aussuchen, der in absehbarer Zeit ohnehin mal neun, mal acht Gegentore in der Allianz Arena kassierte? "Ja", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge: "Ich hätte lieber einen Gegner, der zuvor gewonnen hat." Auch Guardiola lässt die Vergangenheit kalt: "Wir fangen bei Null an", sagt er und winkt dabei die Vergangenheit mit einer klaren Geste weg.

Wenn man bei Null ist, definiert man in der Regel auch immer neue Ziele. Beim FC Bayern gibt es da einige. Zum Beispiel die vierte Meisterschaft in Folge: "Das hat vorher noch keiner geschafft, das wäre etwas Besonderes", sagt Pep. Rummenigge nennt die Chance "etwas Historisches", aber beide Bayern-Köpfe erwarten in der Sache mitnichten einen Selbstläufer wie in den Jahren zuvor. "Die Konkurrenz wird an uns kratzen", sagt der Vorstandschef. Der Trainer nennt die Kratzkandidaten beim Namen und zählt "Wolfsburg, Dortmund, Gladbach, Schalke und Leverkusen" auf.

Neuer Konkurrenzkampf

Aber natürlich ist auch die Champions League wieder ein großes Thema: Dass die letzten beiden Rekord-Spielzeiten nicht die absolute Glückseligkeit genossen, hatte auch damit zu tun, dass die Bayern in Folge erst desaströs an Real Madrid und dann noch desaströser am FC Barcelona gescheitert waren. Aber auch die Königsklasse sei eben kein Selbstläufer, sagt Pep: "Der FC Bayern hat in 40 Jahren zwei Mal die Champions League gewonnen. Das zeigt, wie schwierig das ist."

Insbesondere, wenn eine Mannschaft ihre wichtigsten Spieler über einen längeren Zeitraum an die medizinische Abteilung verliert: "Alle Spieler gesund!", sagt Pep und nennt dies als expliziten Wunsch für die neue Saison: "Wenn Franck (Ribery), Javi (Martinez), Holger (Badstuber) und Jan (Kirchhoff) zurückkommen, wird der Konkurrenzkampf noch besser."

29 Profis zählt der Kader: Wenn alle fit sind, sitzen elf Profis auf der Tribüne oder - wenn sie zu Auswärtsspielen nicht mitreisen - gar zu Hause vor dem Fernseher. "Es ist unmöglich, dass ich nur zufriedene Spieler habe, wenn ich ihnen sagen muss, dass sie nicht im Kader stehen", sagt der Trainer.

Einst wie Matthäus und Effenberg

Aber er will diese Situation, er fordert den Kampf um die Plätze im Kader, zumal er sich in seinem dritten Jahr als Bayern-Coach inzwischen einfacher tut, seine Botschaften rüberzubringen: "Es ist leichter, die Spieler zu überzeugen. Ich brauche jetzt weniger Zeit, um meinen Spielern zu sagen, was ich will. Das ist angenehm."

Angenehm sei auch mit dem neuen Kader zu arbeiten, der mit Arturo Vidal, Sven Ulreich, Douglas Costa und Joshua Kimmich verstärkt wurde. "Überragend", nennt Pep seine Neuen, von Kimmich erwartet er, dass der Youngster Deutschlands "bester Mittelfeldspieler" wird, bei Arturo Vidal sprieße die Erfahrung aus ihm heraus und Douglas Costa sei einer der besten Außenbahnspieler der Welt: "Noch nicht der Beste, aber einer der Besten."

Aber dieser Zustand sei kein Zufall: "Wir haben einen Wahnsinns-Kader, auch in den vergangenen Jahren. Schon zu Beckenbauers Zeiten, Effenberg, Matthäus... Der Kader des FC Bayern war immer sehr gut."

Dass Stefan Effenberg und Lothar Matthäus im Jahr 2015 von einem Bayern-Offiziellen im positiven Rahmen Erwähnung finden, darf auch mal expliziert herausgestellt werden. Wobei: Guardiola schaffte dies sogar beim Hamburger SV.

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