Der neue Weg zum Geld

Roberto Firmino wechselt von 1899 Hoffenheim zum FC Liverpool
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Der Wechsel von Roberto Firmino von 1899 Hoffenheim zum FC Liverpool passt optimal zum Geschäftsmodell der Kraichgauer. Vor allem mit den Transfers der Brasilianer ist Hoffenheim bisher sehr gut gefahren.

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Die entscheidende Unterschrift leistete Roberto Firmino am März 2014. Damals verlängerte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2017, der ursprüngliche Kontrakt war noch bis Ende Juni 2015 datiert. Es war gleichzeitig die Unterschrift unter einen Vertrag, von dem beide Seiten wussten, dass sie das Ende vermutlich nicht erleben werden.

Firmino war schon damals ein interessanter Spieler, ein heißes Eisen auf dem Transfermarkt. Aber noch nicht so heiß, dass die Topklubs der Branche Schlange gestanden hätten. Seit Firmino seine Leistungen auch in der vergangenen Bundesligasaison bestätigte und regelmäßig für die brasilianische Nationalmannschaft auflief, war sein Abschied aber besiegelt.

"Dass wir Roberto irgendwann einmal nicht mehr halten können, war angesichts seiner Qualität und der Entwicklung, die er gerade in den vergangenen 24 Monaten genommen hat, abzusehen", sagte Hoffenheims Sportdirektor Alexander Rosen.

Danke, England!

Dass Hoffenheim dafür aber mit einer Ablöse von 30 Millionen Euro entschädigt wird, die durch Bonuszahlungen noch um mehr als neun Millionen Euro ansteigen kann, lässt Rosen allerdings mit einem lachenden Auge zurück.

Es kam den Hoffenheimern ganz gelegen, dass sich Firmino für einen Wechsel nach England entschied, wo das Geld nicht erst seit Abschluss des neuen TV-Vertrags von 2016 bis 2019 für 9,5 Milliarden Euro recht locker sitzt. Innerhalb der Bundesliga - auch der FC Bayern soll sich mit Firmino beschäftigt haben - wäre eine solche Summe Illusion geblieben.

Rosen weiß, dass sich sein Handlungsspielraum auf dem Transfermarkt durch diese Einnahme noch einmal vergrößert, auch wenn nur ein Teil der Firmino-Millionen in neues Personal reinvestiert wird. Immerhin hat die TSG auch schon über 13 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben.

Hoffenheims Geschäftsmodell

Es sind stattliche Summen, mit denen die Hoffenheimer hantieren können und von denen andere Klubs aus der Mittelschicht der Liga ein ganzes Stück entfernt sind. Das liegt aber nicht nur am gewaltigen Vermögen von Mäzen Dietmar Hopp im Hintergrund, sondern beruht auch auf dem entwickelten Geschäftsmodell, das die Unabhängigkeit von Hopps Milliarden garantieren soll.

"Die TSG ist auf solche Transfers angewiesen, um Einnahmen zu generieren und die Wirtschaftlichkeit des Klubs zu sichern", sagte Rosen. Und Hopp selbst meinte: "Der sich nun abzeichnende Transfer von Roberto Firmino ist die Bestätigung dieses in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weges, der noch intensiviert werden muss. Über diese Schiene müssen sich Klubs wie 1899 Hoffenheim finanzieren, um sich in der Bundesliga etablieren zu können."

Zumal die Hoffenheimer über kurz oder lang ins internationale Geschäft wollen und dann auch unter die Regularien des Financial Fairplay fallen. Und auf der Einnahmeseite sind Transfers nun mal der größte Posten.

Eduardo, Gustavo, Firmino, Joelinton?

Vor allem für junge Spieler aus Brasilien scheinen die Scouts in Hoffenheim ein gutes Auge zu haben. Vor Firmino, der 2011 für vier Millionen Euro von Tombense kam, haben die Hoffenheimer schon mit Carlos Eduardo (Kaufpreis: 7 Millionen Euro, Verkaufspreis: 20 Millionen Euro) und Luiz Gustavo (Kaufpreis: 1 Million Euro, Verkaufspreis: 20 Millionen Euro) gute Geschäfte gemacht.

Dass dabei nicht jeder Versuch ein Volltreffer sein kann, zeigen die Beispiele Wellington und Maicosuel. Trotzdem hat sich Hoffenheim mittlerweile als gute Anlaufstation für Brasilianer in Europa einen guten Namen gemacht. Deshalb könnte es sich lohnen, einen noch nicht allzu prominenten Neuzugang dieser Saison im Auge zu behalten.

Vor zwei Wochen verkündeten die Hoffenheimer die Verpflichtung von Joelinton. Der 18-jährige Mittelstürmer wurde vom Boulevard gleich mal in die Rolle des neuen Firmino gesteckt. Der Neu-Hoffenheimer hatte bisher nur SMS-Kontakt mit Firmino. "Er hat mir versprochen, dass er mich nach der Copa America anruft und mir dann einiges über Hoffenheim erzählt", sagte er kürzlich der Bild.

Firmino wird ihm dann sicherlich auch einiges aus Liverpool erzählen können. Denn dort muss er nach dem Turnier in Chile erst noch den obligatorischen Medizincheck absolvieren, damit der Transfer auch endgültig unter Dach und Fach ist.

Der Kader von 1899 Hoffenheim

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