Ruhnert: "Jungs mit Geld überschüttet"

Von Adrian Franke
Oliver Ruhnert (r.) macht sich Sorgen um die Entwicklung junger Spieler
© getty

Oliver Ruhnert hat mitgeholfen, der Schalker Knappenschmiede deutschlandweit einen Namen zu machen. Königsblau verfügt über eine der besten Nachwuchsabteilungen des Landes, dennoch hat Ruhnert große Sorgen: Der Schalker Nachwuchsboss fürchtet beim Kampf um die Talente um die Spieler selbst.

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"Wir haben zum einen immer mehr Wettbewerber und zum zweiten: Es geht nicht mehr nur um Strukturen, sondern es geht zunehmend um finanzielle Anreize. Die Jungs und deren Eltern werden quasi mit Geld überschüttet, manche Berater nutzen das für sich, indem sie die jungen Spieler zu finanzstarken Klubs transferieren", erklärte Ruhnert im Gespräch mit Goal.

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Daher mache ihm die aktuelle Situation "auch ein Stück weit Sorgen, weil ich glaube, dass das auf Dauer nicht gut für den deutschen Fußball ist". Darüber hinaus müsse man in jeder Altersgruppe auf bestimmte Herausforderungen achten. Bei der U19 etwa, die für Schalke gerade zum vierten Mal in Serie die Westdeutsche Meisterschaft eingefahren hat, brauche die Ausbildung "auch die persönliche Komponente".

Schalke reist daher viel mit den eigenen Spielern und "klar ist, dass sich dort eine persönliche Bindung über die normale Trainingsarbeit hinaus entwickelt. Unser Trainer ist in ständigem Kontakt zu seinen Spielern, ehemaligen Akteuren oder Verletzten. Bei Norbert Elgert steht das Team im Vordergrund, denn es haben alle einen großen Anteil am Erfolg der Mannschaft und er begreift die Jungs so, dass sie alle ein Teil dieser Gemeinschaft sind."

Ruhnert: "Jungs müssen hungrig bleiben"

Parallel dazu steht die richtige Balance im Vordergrund, ein Drahtseilakt für alle Klubs: "Wir müssen generell aufpassen, dass wir nicht zu viele zufriedene Spieler nach oben befördern. Mit dem Wort "zufrieden" meine ich: Jungs, die schon meinen, sie hätten viel erreicht. Nein, sie müssen hungrig bleiben. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den Spielern das mitzugeben."

Der Erfolg gibt Königsblau Recht und Ruhnert lobte: "Wir haben mit der U23 gute Schritte eingeleitet, die Klasse doch noch zu halten, nachdem es zu Beginn deutlich schlechter aussah. Das war uns wichtig. Die U16 ist noch im Meisterschaftsrennen der Westfalenliga, die U15 hat zum ersten Mal nach Jahren wieder theoretische Möglichkeiten auf den Meistertitel. Die Knappenschmiede ist derzeit sehr gut aufgestellt."

Entwicklung und Identifikation

Allerdings geht es im Nachwuchs nicht nur um Titel, sondern um die Entwicklung der Spieler, weshalb Ruhnert noch Luft nach oben sieht: "Definitiv ist es so, dass wir von der Infrastruktur her derzeit nicht auf einem Top-Level sind. Doch das streben wir unter anderem durch den gestarteten Umbau des Vereinsgeländes an. Dadurch werden wir uns insgesamt noch besser aufstellen und mit anderen Top-Klubs gleichziehen. Ansonsten sind wir von unseren personellen Voraussetzungen auf europäischem Top-Niveau."

Darüber hinaus spielt bei Schalke auch die Identifikation mit dem Klub eine wichtige Rolle. "Wir wollen den Jungs verständlich machen, was hinter diesem Verein steckt. Niemand darf vergessen, dass er dadurch, dass er hier Fußball spielen darf, privilegiert ist", so der 42-Jährige: "Viele junge Menschen würden gerne mit ihren Altersgenossen tauschen und diesen Weg einschlagen. Das sollen unsere Jungs natürlich wissen."

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