"Das will leider nur meine Frau"

Roel Brouwers wechselte 2007 vom SC Paderborn zu Borussia Mönchengladbach
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SPOX: Die Erwartungshaltung der Fans passt sich der tabellarischen Situation eines Vereins meistens an. Spüren Sie das auch als Spieler?

Brouwers: Man merkt, dass es anders ist als noch vor vier, fünf Jahren. Wir hatten einige schwierige Saisons nach dem Aufstieg. Seit drei Jahren spielen wir nun im oberen Drittel der Tabelle. Es ist ganz normal, dass auch die Fans immer von Höherem träumen, Man darf aber nicht vergessen, wo wir herkommen und wo wir vor ein paar Jahren noch standen.

SPOX: Ihr Name wird immer auch mit Torgefahr verbunden. Waren Sie in der Jugend mal Stürmer oder woher kommt der Instinkt vor dem Tor?

Brouwers: Ich war früher tatsächlich mal Stürmer, aber das war mit zehn oder elf Jahren. Wer weiß, vielleicht ist da immer noch was von drin. Ich versuche immer, bei Ecken und Standards zum Abschluss zu kommen und bestimmte Situationen vorherzusehen. Insgesamt ist mir das immer ganz gut gelungen.

SPOX: In der Saison 2009/10 trafen Sie sogar acht Mal und wurden als Kandidat für die niederländische Nationalmannschaft bei der WM 2010 gehandelt, der Anruf Bert van Marwijks blieb aber aus. Sind Sie sehr enttäuscht, nie für Ihr Land gespielt zu haben?

Brouwers: Nein. Natürlich hätte ich gerne auch mal in der Nationalmannschaft gespielt und denke, wenn es in meiner Karriere mal passiert wäre, dann hätte es in dieser Saison sein müssen. Aber es ist nicht so, dass ich jetzt deswegen nicht schlafen kann. Für mich war es schon toll, dass mein Name in dieser Diskussion immer wieder gefallen ist. Seitdem bin ich in den Niederlanden ein bisschen bekannter geworden - also hatte es auch einen positiven Zweck, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat.

SPOX: Für Thorben Marx und Filip Daems wird es die letzte Saison bei Gladbach sein. Kommen da schon mal wehmütige Gefühle auf? Schließlich haben Sie mit beiden jahrelang Seite an Seite um den Aufstieg, gegen den Abstieg und in Europa gekämpft.

Brouwers: Ja, das ist sehr schade. Ich habe auch neben dem Platz viel Kontakt zu Filip und werde ihn sehr vermissen. Aber auch das gehört zum Fußball dazu, irgendwann holt einen das Alter ein.

SPOX: Filip Daems ist jetzt seit mehr als zehn Jahren in Gladbach. Ist sein Einfluss immer noch spürbar, auch wenn er aktuell nicht mehr Teil der ersten Elf ist?

Brouwers: Absolut, kein Spieler ist hier länger als Filip. Er kennt hier alles, hat jeden Spieler kommen und viele auch wieder gehen sehen. Er war dabei, als aus Talenten wie Patrick Herrmann, Tony Jantschke oder Marc-Andre ter Stegen gestandene Bundesligaprofis wurden. Er genießt nach wie vor eine sehr gute Stellung in der Mannschaft.

SPOX: Spricht man auch über die sportliche Situation?

Brouwers: Das ist auch regelmäßig ein Thema. Wir sprechen über seine Lage und wie es für ihn in Zukunft weitergeht. Spielt er noch ein Jahr woanders weiter oder hört er auf? Wir reden aber auch über meine Situation. Filip und ich sind über die Jahre zusammengewachsen.

SPOX: Mit ihnen in einem Zimmer schlafen will aber auch Filip Daems nicht, weil Sie angeblich so laut schnarchen.

Brouwers: Das stimmt, das will leider nur meine Frau. Wenn ich mal zu laut schnarche, stößt sie mich an und dann höre ich auch sofort auf. Aber so ist zu erklären, warum meine Kollegen nicht so gerne mit mir in einem Zimmer schlafen.

SPOX: Ist doch gar nicht so schlecht. So haben Sie immer ein Einzelzimmer...

Brouwers: Da haben Sie Recht. Meistens kann ich machen, was ich will.

SPOX: Dante, Kleine, Stranzl, Jantschke oder Dominguez - Sie habe in Gladbach schon mit vielen Nebenmännern gespielt. Von wem haben Sie am meisten gelernt?

Brouwers: Da muss ich ehrlich gesagt noch etwas weiter zurückgehen und Patrick Paauwe nennen. Er hat ganz am Anfang mit mir in der Innenverteidigung gespielt, bevor er ins Mittelffeld vorgerückt ist. Ich war gerade 25 Jahre alt und er ein gestandener Spieler mit viel Erfahrung. An seiner Seite konnte ich mein Stellungsspiel und meine Übersicht enorm verbessern. Er hat sogar mit mir auf einem Zimmer geschlafen - bis es irgendwann nicht mehr ging...

SPOX: Mittlerweile ist Martin Stranzl der unumstrittene Abwehrchef in Gladbach, der seinen Vertrag vor der Saison erneut verlängert hat, obwohl er eigentlich schon vor drei Jahren aufhören wollte. Lässt er sich von Max Eberl Jahr für Jahr überreden, bis er 40 ist?

Brouwers: Das kann sein, das weiß ich nicht (lacht). Man muss bei älteren Spielern immer gucken, wie sie körperlich drauf sind. Martin hat in dieser Saison schon so viele Spiele gemacht und ist trotzdem immer voll auf der Höhe. Ich sehe keinen Grund, warum er dieses Level nicht auch noch ein paar weitere Jahre halten kann.

SPOX: Unabhängig davon, ob Sie noch ein Jahr in Gladbach bleiben, oder vielleicht doch in die USA gehen - das Karriere-Ende rückt näher. Wie sind Ihre Pläne?

Brouwers: Kann ich noch gar nicht genau sagen. Ich denke immer wieder darüber nach, habe bis heute aber nichts gefunden, was ich gerne machen will. Ich denke, wenn ich aufhöre, was hoffentlich noch nicht dieses Jahr passiert, wird sich schon etwas ergeben.

SPOX: Wollen Sie nicht ins Trainergeschäft einsteigen?

Brouwers: Darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht, bin aber gar nicht sicher, ob ich das überhaupt will. Ich kann mir auf jeden Fall sehr gut vorstellen, weiter für die Borussia tätig zu sein, wenn der Verein das auch will. Aktuell gibt es für mich aber nur das Ziel, auch im kommenden Jahr im Gladbach-Trikot auf dem Platz zu stehen.

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