"Meine Ehrlichkeit wurde ausgenutzt"

Granit Xhaka und seine Mannschaftskollegen nach dem Sieg gegen Zürich in der Europa League
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SPOX: In Xherdan Shaqiri hat ein anderer Schweizer Nationalspieler die Liga hingegen verlassen. Haben Sie mit ihm über den Wechsel gesprochen?

Xhaka: Nein, wir haben nicht direkt über seinen Transfer geredet, so eine Entscheidung würde ich auch niemals beeinflussen wollen. Xherdan hatte kein einfaches Jahr in München und hat einen für ihn sehr guten und wichtigen Schritt gemacht. Ich wünsche ihm alles Gute. So wie ich ihn kenne, wird er sich durchsetzen.

SPOX: Auch bei Ihnen gab es in der Vergangenheit immer wieder Wechselgerüchte. Wie konkret war das Interesse von Inter Mailand?

Xhaka: Das ist ein typisches Gerücht, wie es sie zu hunderten gibt. Oft reicht ein gutes Spiel, schon gibt es vermeintliche Interessenten. Ich hatte nie den Gedanken, Gladbach zu verlassen. Ich bin hier sehr glücklich und habe inzwischen auch mein Umfeld gefunden. Alles andere interessiert mich nicht.

SPOX: Entsprechend positiv sind auch Ihre Signale eine vorzeitige Vertragsverlängerung betreffend...

Xhaka: Ja, wir haben bereits letzte Woche die ersten Gespräche geführt, die enorm gut verlaufen sind. Es ist das Ziel beider Seiten, den Vertrag vorzeitig bis 2019 zu verlängern. Ich bin sehr glücklich in Gladbach und sehe kein Hindernis, hier länger zu bleiben.

SPOX: Sie sind sehr ehrgeizig und wollen dauerhaft international spielen. Hängt Ihre Entscheidung auch damit zusammen, dass Gladbach inzwischen dauerhaft um die internationalen Plätze spielt?

Xhaka: Ich bin ja nicht alleine ehrgeizig. Jeder Fußballer, der nicht international spielen will, soll die Sportart wechseln. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich mit den Top-Teams der anderen Ligen zu messen, egal ob in der Champions League oder der Europa League. Klar ist es mein Traum, mit Borussia in der Königsklasse zu spielen, aber davon mache ich doch nicht abhängig, ob ich meinen Vertrag verlängere.

SPOX: Es gibt auch immer wieder Spieler, die vor ihrer Unterschrift zunächst abwarten, ob und wie sich der Verein verstärkt.

Xhaka: Das ist doch Quatsch, unser Kader ist ausgezeichnet. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit dieser tollen Truppe alle Chancen haben, die Champions League zu erreichen.

SPOX: Christoph Kramer, Ihr Partner auf der Doppelsechs, wird im nächsten Jahr hingegen nicht mehr für Gladbach spielen. Bedauern Sie seine Entscheidung?

Xhaka: Auf jeden Fall. Christoph ist ein Hammer-Typ, ich habe mich im Mittelfeld sehr gut mit ihm verstanden. Es ist schade, dass er im nächsten Jahr für Leverkusen auflaufen wird. Aber auch wenn es für den ganzen Verein ein großer Verlust ist, darf man nicht vergessen, dass er nur ausgeliehen war.

SPOX: Welchen Spielertypen wünschen Sie sich als Partner in der kommenden Saison? Eher einen defensiver ausgerichteten Spieler, der Ihnen den Rücken frei hält?

Xhaka: Nein, ich wünsche mir viel mehr eine gute Mischung, so wie es aktuell mit Christoph ist. Aber das ist bei Howie (Havard Nordtveit Anm. d. Red.) nicht anders. Er ist ein richtig guter Mann für die Position, mit dem ich blendend harmoniere. Deshalb weiß ich auch nicht, ob man zwingend noch jemanden holen muss. Diese Entscheidung liegt aber natürlich nicht bei mir, sondern bei den Verantwortlichen.

SPOX: Ein weiterer Kandidat ist der junge Mahmoud Dahoud. Glauben Sie, dass er in der kommenden Saison schon so weit sein wird? Wie sind Ihre Eindrücke von ihm im Training?

Xhaka: Mahmoud ist ein guter Junger, ein echter Straßenfußballer, das sieht man sofort. Er ist noch jung und wird seine Zeit brauchen, ich bin aber vollkommen überzeugt, dass er in diese Rolle hineinwachsen kann.

SPOX: Vor Ihnen liegt eine anstrengende Rückrunde, die Borussia ist noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Xhaka: Fangen wir beim DFB-Pokal an. Da gibt es keine Ausreden, bei allem Respekt vor den Kickers Offenbach, die nächste Runde ist Pflicht. In der Europa League haben wir mit Sevilla ein ganz schweres Los gezogen. Aber ich schätze sie auch nicht viel stärker ein als Villareal. Wenn wir 100 Prozent konzentriert sind, können wir sie auf jeden Fall schlagen. In der Bundesliga kann noch alles passieren, aber wir wollen so weit nach oben, wie möglich.

Seite 1: Xhakas Fehler, ausgenutzte Ehrlichkeit und das Problem mit der Disziplin

Seite 2: Shaqiris Wechsel, die Vertragsverhandlungen und Kramers Nachfolger

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