Angekommen in der Normalität

Von SPOX
Werder, Eichin, Skripnik
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Wie "anders" kann Werder noch sein?

In Bremen sind sie stolz darauf, dass Werder eben nicht nur einer von 18 Bundesligisten ist. Sondern dass sich der Klub immer wieder von der großen Masse absetzen konnte, andere Wege beschritt, nicht den angeblich klaren Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts unterwürfig war.

Dieser Sonderstatus bröckelte zuletzt immer mehr. Eichin hat in seiner noch jungen Amtszeit in Bremen nun schon zwei Trainerwechsel moderieren müssen. Er selbst kam erst vor nicht einmal zwei Jahren. Am Wochenende wurde der Wechsel im Aufsichtsrat vollzogen, von Willi Lemke zu Marco Bode.

Einige Rochaden waren erzwungen, andere wurden aus freien Stücken entschieden. Tatsache ist, dass die Fluktuation bei Werder auf den entscheidenden Positionen in den letzten zwei Jahren hoch war und sogar höher als bei den meisten Konkurrenten in der Liga. Für einen Klub, der weit mehr als ein Jahrzehnt von denselben Machern geleitet wurde, eine sehr auffällige Erkenntnis.

Eichin verfiel bei seinen Erklärungen zuletzt auch in die üblichen Floskeln, sprach von einer "Ergebniskrise", von "gefährlichen Tendenzen", "Druck von außen" und dem "neuen Impuls", den die Mannschaft nun benötige. Hundertfach gehörte Argumente oder Erklärungsversuche, die man aus Stuttgart, Hamburg oder Köln kannte - aber nicht aus Bremen.

Teile der Fans im Stadion äußerten nicht erst am Freitag nach der Niederlage gegen Köln ihren Unmut mit lauten Pfiffen. Auch in den Heimspielen gegen Schalke oder Freiburg wurde es vom Oberrang der Ostkurve laut. Dass die Mannschaft aber nach einer Partie von fast der gesamten Kurve - auch den Ultras im Unterrang - beschimpft wurde, ist neu.

Nach der Partie hatten sich rund 300 Anhänger am Spielerausgang postiert und forderten Spieler und Verantwortliche zu Gesprächen auf. Einige Spieler konnten das Gelände erst nach Eingreifen der Ordnungskräfte verlassen, nachdem einige Fans ihnen den Weg versperrten. Dort soll es unter anderem auch zu einigen Entgleisungen gegen Cedric Makiadi gekommen sein, es sollen rassistische Parolen gerufen und der Spieler auch handgreiflich attackiert worden sein. Werder wollte den Vorgang weder dementieren noch kommentieren.

Die Szenerie erinnerte aber ungeachtet des Wahrheitsgehalts der Vorwürfe an die anderer Bundesligisten, die in ähnlich prekären Situationen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten oder haben. Teile der Bremer Anhängerschaft, auf deren Leidensfähigkeit der Klub bisher zu Recht immer wieder verweisen konnte, nehmen sich da nicht mehr viel aus.

Ungeachtet der emotionalen Ebene könnte sich alsbald auch die Erkenntnis durchsetzen, dass Werder es sich auf Dauer vielleicht doch nicht leisten kann, auf den Stadionnamen "Weserstadion" zu bestehen oder sich frisches Geld von außen zu beschaffen. Auch das wäre ein Schritt hin zur Bundesliganormalität. Für einen Klub wie Werder aber unumgänglich.

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