Gladbach ist nicht Rom

Bereits im Telekom Cup standen sich der FC Bayern und Borussia Mönchengladbach gegenüber
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Das Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern (So., 17.30 Uhr im LIVE-TICKER) ist auch das Duell der Trainer Lucien Favre und Pep Guardiola. Beide haben höchsten Respekt voreinander. Der Bayern-Trainer erwartet im Borussia-Park einen echten Test für die Leistungsfähigkeit seiner Mannschaft.

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Wenn am Sonntag die Mannschaften von Borussia Mönchengladbach und Bayern München den Rasen des Borussia-Parks betreten, werden die beiden Trainer nach einer kurzen, freundlichen Begrüßung ihre Plätze auf den Bänken einnehmen.

Es ist nicht davon auszugehen, dass sie dort allzu lange sitzen werden. Lucien Favre und Pep Guardiola sind Trainer, die die ganze Fläche ihrer Coaching-Zone ausnutzen und ihr Team so oft und gut wie möglich coachen wollen.

Favre wie Guardiola haben im Vorfeld des Spitzenspiels der Bundesliga am Sonntag viele Stunden damit zugebracht, Schwachstellen beim Gegner zu entdecken und Rezepte entwickelt, um die Stärken des Gegners einzudämmen. Die Video-Analyse zählen beide Trainer zu ihren Hauptaufgaben.

Trotzdem werden sie nach einigen Sekunden Sachen entdeckt haben, die sich entweder nicht mit den Erkenntnissen der Analyse decken, oder die ihre Spieler gerade wieder falsch gemacht haben. Und ihre Spieler machen viele Fehler.

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Wie viel ändert Guardiola?

Gerade erst hat Guardiola wieder bewiesen, dass er mit der üblichen Lesart von Fußballspielen nur wenig anfangen kann. Nach dem 7:1 beim AS Rom, das viele Beobachter als das beste Spiel der Bayern unter Guardiola einstuften, wies er schon auf der Pressekonferenz im Stadio Olimpico darauf hin, dass seine Mannschaft 20, 25 Minuten nach der Pause sehr schlecht gespielt habe.

Die Fehler dieser Phase hat Guardiola mit seinem Team aufgearbeitet, damit sie gegen Gladbach nicht wieder passieren. Obwohl: "Borussia Mönchengladbach spielt komplett anders als der AS Rom", sagte Guardiola am Freitag. Insofern wird Guardiola auch am Sonntag mit der alten Weisheit "Never change a winning team" brechen. Auch das System mit der Dreierkette, das in Rom herausragend funktionierte, muss gegen die Borussia nicht das beste sein.

Kein Hauch von Überheblichkeit

Es war sehr auffällig, wie die Bayern-Spieler die Leistung des Trainerteams bezüglich Hinweise zur Ausrichtung der Italiener nach dem Sieg über die Roma lobten.

"Über unsere Spielweise, unsere Idee im Angriff, wie wir Gladbach kontrollieren, darüber müssen wir reden", sagte Guardiola.

Der Spanier hat klare Vorstellungen, wie sein Team spielen soll, richtet sich dabei aber immer auch nach den Anforderungen des jeweiligen Gegners.

Er ist sich auch sicher, dass ihm seine Spieler wieder zuhören werden, denn trotz der Kantersiege der letzten Tage hat er keinen Hauch von Überheblichkeit oder nachlassender Einstellung im Team erkannt.

Wichtigste Phase der Hinrunde

Damit der Fokus auf dem Wesentlichen bleibt, hat Guardiola die nächsten vier Spiele als "die wichtigste Phase der Hinrunde" bezeichnet. Bis zum 5. November stehen neben der Partie in Gladbach das Pokalspiel beim Hamburger SV, der Klassiker gegen Borussia Dortmund und das Rückspiel gegen den AS Rom auf dem Programm. "Wir werden unser Niveau sehen", sagte Guardiola.

Nachdem der eigentliche Hauptkonkurrent aus Dortmund in dieser Saison mit einer Krise gestartet ist, halten viele Experten die Gladbacher für einen ernsthaften Konkurrenten, der den FC Bayern auf dem Weg zum Titel dauerhaft ärgern kann.

Für die "Welt" ist Gladbach sogar "der letzte Hoffnungsträger der Liga". Für Guardiola sind vier Punkte Vorsprung dagegen "Nichts". Selbst wenn es am Sonntagabend sieben wären, würde Guardiola nicht über eine Vorentscheidung in der Meisterschaft sprechen.

Nicht im Oktober. Frühestens im März oder im April könne man über die Vergabe der Titel sprechen. Er hält diese Diskussion ohnehin für respektlos gegenüber den anderen Mannschaften der Liga.

Lobhudelei der Gladbacher

Schließlich sei eigentlich auch Borussia Mönchengladbach eine "Champions-League-Mannschaft". Guardiola hat diese Ein- und Wertschätzung des kommenden Gegners nicht nur einmal fallen lassen. Genauso wie er Favre dreimal als "super Trainer" bezeichnete, der überall als Trainer arbeiten könnte, wo er will.

Weiter lobte er die Ballkontrolle der Gladbacher Mittelfeldspieler, die wendigen Stürmer, die alle mit dem Ball umgehen können. Es war eine Lobhudelei, die Guardiola über seine Mannschaft gerade nicht lesen und hören will.

Er will die Ansprüche und die Erwartungen nicht ins Unermessliche wachsen lassen. Das Gerede über perfekten Fußball, den frühesten Titel aller Zeiten, eine bayerische Übermacht, all das will Guardiola bremsen. Also sagt er: "Ich mag diese Situation nicht."

Gladbach gegen Bayern: Die Bilanz

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