"Klauseln bleiben selten geheim"

Von Daniel Reimann und Benjamin Wahlen
Max Eberl beerbte einst Christian Ziege als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach
© getty
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SPOX: Auch Juan Arango wird den Verein nun verlassen. Haben Sie Verständnis für die zahlreichen Gladbach-Fans, die ihrem Publikumsliebling nachtrauern?

Eberl: Selbstverständlich habe ich Verständnis dafür, dass die Fans ihre Persönlichkeiten und Lieblingsspieler nur ungerne abgeben wollen. Natürlich spielt das Menschliche eine wichtige Rolle, aber ich muss langfristig angelegte, sportlich und wirtschaftlich richtige Entscheidungen treffen. Da ist der Fußball gnadenlos. Wir sind genauso traurig darüber. Arango hat die Vertragsbedingungen, die wir ihm vorgelegt haben, nicht akzeptiert. Wir sind nichtsdestotrotz sehr stolz, einen so tollen Spieler fünf Jahre bei uns unter Vertrag gehabt zu haben.

SPOX: Wird es denn noch eine offizielle Verabschiedung geben? Zum Beispiel im Rahmen der EL-Qualifikationsspiele...

Eberl: Ja, das haben Juan und ich schon abgesprochen. Sobald die Termine feststehen, werden wir den gemeinsam den besten für seine Verabschiedung aussuchen.

SPOX: Steht die Personalie Arango stellvertretend für Gladbachs Kaderverjüngung in den letzten Jahren?

Eberl: Natürlich haben wir den Kader stark verjüngt. Aber wir haben mit Stranzl, Brouwers und Daems auch mit drei älteren Spielern verlängert. Wir brauchen auch arrivierte Spieler! Entscheidend in einer Mannschaft ist immer die Mischung.

SPOX: Einer der jüngeren Spieler ist Christoph Kramer, der zunächst fürs DFB-Trainingslager nominiert wurde und nun zur WM fährt. Hat Sie seine Nominierung überrascht?

Eberl: Christoph hat eine sehr gute Saison gespielt. Dennoch war die Nominierung für uns alle eine Riesenüberraschung. Aber sie ist auch verdient.

SPOX: Löw begründete seine Nominierung dadurch, dass es auf Kramers Position zuletzt viele Verletzte gegeben hatte. Hätte er dieser Logik zufolge ihn dann nicht schon von Beginn an für den 30er Kader nominieren sollen?

Eberl: Ja. Aber es ist verständlich, dass er es bei einem Spieler, der aus der zweiten Liga kam und jetzt seine erste Bundesliga-Saison hinter sich hat, ein bisschen behutsamer angeht. Das hat Joachim Löw sehr intelligent gelöst. Jetzt hat er das Gefühl, dass Christoph so weit ist.

SPOX: Sie sagten, Sie waren über die Nominierung von Kramer überrascht. Wie überrascht waren Sie denn über die Nichtnominierung von Max Kruse?

Eberl: Ich kämpfe für unsere Spieler. Kruse hatte schon in Freiburg eine überragende Saison, diese Rolle hat er in Mönchengladbach nochmal bestätigt. Er ist der zweitbeste deutsche Scorer in der Bundesliga, das spricht alles für eine Nominierung. Aber Löw hat in der Offensive nun einmal so viele Optionen, dass er sich entscheiden musste. Aus unserer Sicht hat er sich leider gegen Max Kruse entschieden, das macht mich ein wenig traurig.

SPOX: Halten Sie es für riskant, mit Klose nur einen "echten" Stürmer mitzunehmen?

Eberl: Mit Thomas Müller und hat man noch einen Spieler, der auch sehr gut im Zentrum spielen kann. Wir haben in der Nationalmannschaft sehr viele Kreativspieler in der Offensive. Löw wird sich intensiv Gedanken gemacht haben. Wir drücken alle die Daumen, dass es gute Entscheidungen waren.

SPOX: Auch für Marc-Andre ter Stegen hat es nicht für eine Nominierung gereicht. Und dass obwohl er bald das Tor einer der besten Mannschaften der Welt, des FC Barcelona, hütet. Irgendwie widersprüchlich, oder?

Eberl: Natürlich. Aber ter Stegen ist 22 Jahre alt, er hat noch eine ganz große Karriere vor sich. Er macht jetzt einen großen Karrieresprung. Natürlich hätte man darüber diskutieren können ihn mitzunehmen. Aber Löw wird die jungen Spieler auch nach der WM noch im Auge haben. Und irgendwann wird auch ein Roman Weidenfeller verdrängt werden. Dann gilt die Konzentration der EM 2016, dann wird ter Stegen auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielen.

SPOX: Ist der Wechsel zu Barcelona für ter Stegen mit Blick auf die Nationalmannschaft von Vorteil, weil er nun bei einem absoluten Top-Klub spielt? Oder eher nicht, weil er hierzulande dann nicht mehr so stark im Fokus steht?

Eberl: Wenn du bei Klubs wie Barcelona oder Madrid im Tor stehst, stehst du automatisch im Fokus. Ich hoffe nicht, dass ter Stegen uns deshalb verlassen hat, weil Barcelona für ihn der bessere Weg ist, um Nationaltorwart zu werden. Er hat eine sehr gute Entscheidung getroffen, leider nicht zu unseren Gunsten. Solche Wechsel sind immer mit großen Risiken verbunden. Aber ter Stegen gehört jetzt schon zu den besten Torhütern Europas und in Zukunft wird er um die Krone kämpfen.

SPOX: Auch Christoph Kramer dürfte Gladbach wieder verlassen, er ist nur ausgeliehen. Wie stehen denn die Chancen, ihn in Gladbach zu behalten?

Eberl: Er ist für zwei Jahre von Leverkusen ausgeliehen und wir haben großes Interesse daran ihn zu behalten. Er fühlt sich sehr wohl bei uns. Aber Fakt ist, dass Leverkusen im Sommer 2015 die Option hat ihn zurückzuholen.

SPOX: Sind denn für diesen Sommer noch weitere Verpflichtungen geplant?

Eberl: Wir haben mit vier Transfers einen Großteil der Aufgaben erledigt. Wir haben mit Yann Sommer einen Ersatz für ter Stegen geholt. Mit Andre Hahn, Ibrahima Traore und Fabian Johnson haben wir drei Spieler für die Außenbahnen, die uns weiter stabilisieren. Wir müssen abwarten, was mit Peniel Mlapa und Luuk de Jong passiert und dann werden womöglich noch Potenziale für weitere Verstärkungen frei. Der Transfermarkt ist schließlich noch rund drei Monate geöffnet.

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