Pep: "Erreichte Spieler nicht mehr"

Von Ben Barthmann
Pep Guardiola steht mit dem FC Bayern München im Champions-League-Viertelfinale
© getty

FC Bayern Münchens Trainer Pep Guardiola spricht in einem Interview erstmals über seine Beweggründe, den FC Barcelona zu verlassen. Am Ende habe es ihm an Motivation gefehlt. Dass sein Wechsel nach München so früh öffentlich wurde, lag an Silvio Berlusconi.

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"Ich habe mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß in der VIP-Lounge bei einem Espresso über meine berufliche Zukunft geplaudert", so erklärt Guardiola seine ersten Kontakte zum deutschen Rekordmeister beim Audi Cup 2011.

Im "Audi Annual Report" spricht er auch über seine Motivation, nach München zu kommen: "Die Herausforderung besteht für mich jetzt aber gerade darin, mit dem FC Bayern einen neuen Verein zu trainieren und den Erfolg meines Vorgängers Jupp Heynckes fortzusetzen."

"Zeitpunkt gekommen, zu gehen"

Dabei geht es auch um den Gewinn der Champions League, ein Ziel, das er mit dem FC Barcelona in seinem letzten Jahr verpasste. Das Halbfinalaus gegen den FC Chelsea sei ein "Moment der großen Traurigkeit" für ihn gewesen. "Wir waren unserem Gegner weit überlegen, kassierten im Rückspiel ein unnötiges Tor und waren plötzlich draußen. Es war für mich eine sehr harte Niederlage. Ich hatte das Gefühl, meine Mannschaft nicht mehr zu erreichen", so der 43-Jährige weiter.

Dies sei auch der Grund gewesen, den Katalanen nach mehreren erfolgreichen Jahren und zwei Champions-League-Siegen den Rücken zu kehren: "Wenn du als Trainer deine Spieler nicht mehr erreichst, ist der Zeitpunkt gekommen, zu gehen." Gerade die vielen Erfolge seien Fluch und Segen zugleich: "14 Titel in nur vier Jahren markieren das bislang beste Ergebnis in der gesamten Vereinsgeschichte. Es fiel mir immer schwerer, mich selbst und mein Team zu motivieren."

Berlusconi verriet Details

An sein letztes Jahr beim FC Barcelona hängte der ehemalige Mittelfeldspieler ein Sabbat-Jahr, in dem er sich weit vom Fußball und der Öffentlichkeit distanzierte. In dieser Zeit hätten "nur der Bayern-Vorstand und Bruder Pere" Bescheid gewusst über seinen bevorstehenden Wechsel nach Deutschland.

Letztlich wäre es Silvio Berlusconi gewesen, über den erste Informationen an die Medienwelt gelangten. " Wahrscheinlich, weil ich nicht bei seinem Verein unterschrieben habe", mutmaßt Guardiola.

Familie entscheidend für Guardiola

Kraft für den Bundesliga-Alltag sammelt der Spanier bei seiner Familie. "Ich will zu Hause gar nicht managen. Meine Frau und ich treffen Entscheidungen gemeinsam. Harmonie ist mir wichtig", so Guardiola. Dabei diskutiere er sogar mit seiner Frau über Taktikfragen: "Meine Frau Cristina beschwert sich manchmal über meine Spieltaktik. Sie sagt dann, ich soll die gleiche Mannschaft aufstellen, mit der ich beim letzten Mal gewonnen habe."

Dabei erkennt er ähnliche Probleme beim FC Bayern München und bei seinem Ex-Verein aus Barcelona: "Wenn ich ihr aber dann mein Rotationsprinzip erklären will, ist das schwieriger, als Arjen Robben verständlich zu machen: 'Du sitzt heute mal auf der Bank.'" Ein Problem, das er auch in Spanien feststellte: "Dazu kommt der Druck von der Presse und den Fans, bestimmte Spieler aufzustellen. Wenn ich zum Beispiel Lionel Messi auf die Bank gesetzt habe, dann hat ganz Barcelona getobt."

Pep Guardiola im Steckbrief

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