"In Deutschland bist du der Arsch"

Von Adrian Bohrdt
Seit Dezember 2012 trainiert Jens Keller den FC Schalke 04
© getty

Jens Keller sieht den Umgang mit Trainern in Deutschland als zu kritisch und wünscht sich Verhältnisse wie in England oder Italien. Der Coach des FC Schalke 04 erklärte den guten Rückrunden-Auftakt seines Teams und gab Einblick in seine persönliche Entwicklung angesichts der heftigen Kritik in dieser Saison.

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"In Italien bist du als Trainer Mister, in England Sir und in Deutschland der Arsch", zitierte Schalkes Trainer in der "Sport Bild" Matthias Sammer: "Ich finde, dass man hier sehr schnell infrage gestellt wird." Keller selbst erlebte dieses Schicksal mehr als deutlich in der laufenden Saison.

Nach dem enttäuschenden siebten Platz zur Winterpause geriet der 43-Jährige heftig in die Kritik. "Natürlich bekommt man ein dickeres Fell, wenn man so viel auf die Mütze kriegt wie ich. Ich habe gewisse Dinge verändert und einiges gelernt, aber ich bin kein anderer Mensch geworden", stellte Keller klar.

Dabei wusste er über die möglichen Schalker Alternativpläne zumeist Bescheid: "Ich wusste schon viel - was wahr ist und was nicht. Ein Verein muss einen Plan B in der Tasche haben, dafür habe ich Verständnis. Ich war in vielen Dingen im Bilde."

Keller: "Mannschaft enger zusammengerückt"

Doch in der Rückrunde gelang Schalke ein Traumstart. Die ersten drei Spiele gewann das Team. "Die Mannschaft ist enger zusammengerückt. Sie hat selbst einiges dafür getan, auch im zwischenmenschlichen Bereich", erklärte Keller: "Wir haben viele Gespräche geführt, gerade mit den Führungsspielern, und ihnen gesagt, dass nicht alles der Trainer oder der Verein regeln kann, sondern dass ein Team auch gewisse Dinge selbst regeln muss."

Darüber hinaus arbeiten die Schalker mittlerweile enger mit einer Psychologin zusammen. "Ich weiß nicht, was die Spieler mit ihr besprechen. Die Möglichkeit, mit jemandem zu reden, der das studiert hat, wird genutzt. Das ist ein gutes Zeichen", ist sich der gebürtige Stuttgarter sicher.

Am Samstag kann Keller gegen Leverkusen wohl wieder mit Julian Draxler (Muskelfaserriss) planen. Zwar sei der 20-Jährige bereits erfahren, allerdings habe er noch Probleme mit der Konstanz. Das sei schon seit der Hinrunde so, sagte Keller: "Da hat er nicht das abgerufen, was er und wir uns vorgestellt haben. Er ist selbstkritisch genug, um das zu wissen. Wenn er seine Fähigkeiten abruft, hilft er jeder Mannschaft in Europa."

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