Die Halbzeit der Halbzeit

Von SPOX
Die Hälfte der Hälfte ist rum. Wie lief der Start für Bayern, Gladbach und Co.?
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Eintracht Frankfurt (Tabellenplatz 13 | 9 Punkte)

Das lief gut: Der Saisonstart der Eintracht verlief zwar höchstens mittelmäßig, das Comeback in Europa hatte es aber in sich. Die Hessen gewannen beide Spiele ohne Gegentreffer, besonders der Heimauftritt gegen Bordeaux war zum Zungeschnalzen und eine Bestätigung der Leistungen des Vorjahrs. Die Qualifikation für die Zwischenrunde rückt damit ein ganzes Stück näher. Auch ohne große Sprünge in der Bundesligatabelle stabilisierte sich das Team zuletzt und hat seit sieben Pflichtspielen nicht mehr verloren.

Da ist Luft nach oben: Die offensive Durchschlagskraft lässt am Main noch zu wünschen übrig. Frankfurt steht in Sachen Torabschlüssen nur im Mittelfeld der Tabelle. Mit mehr Konsequenz im letzten Drittel hätte sich die Eintracht vor allem in den starken Anfangsphasen wie zuletzt gegen Hamburg oder in Stuttgart und Freiburg auf die Siegerstraße schießen können.

Gewinner: Marco Russ. Nach seiner festen Verpflichtung aus Wolfsburg zunächst Herausforderer in der Innenverteidigung. Mittlerweile läuft Russ regelmäßig von Beginn an im defensiven Mittelfeld auf und bringt dort Erfahrung, Übersicht sowie Zweikampfhärte ein. Glänzte zudem mit bereits drei Pflichtspieltreffern - dieses Gesamtpaket war sicherlich nicht zu erwarten.

Verlierer: Joselu. Der Neuzugang aus Hoffenheim knipste in der Vorbereitung noch regelmäßig, seit seinem schwachen Auftritt am 1. Spieltag beim 1:6 gegen Hertha BSC und der Verpflichtung von Vaclav Kadlec ist der Spanier aber vollkommen außen vor. Kam seitdem nur noch vier Mal als Einwechselspieler zum Einsatz (55 Spielminuten). Beim Spiel gegen die Bayern stand Joselu nicht im Kader, im Anschluss wurde über eine Suspendierung aus disziplinarischen Gründen spekuliert.

VfL Wolfsburg (Tabellenplatz 14 | 9 Punkte)

Das lief gut: Das Team hatte Heckings Spielsystem von Beginn an aufgenommen und besonders beim 4:0-Sieg gegen Schalke hervorragend umgesetzt. Bei den Niederlagen in Leverkusen (1:3) und München (0:1) hielt der VfL erstaunlich lange gut mit. Durch die enorme Kaderverkleinerung hat der Konkurrenzkampf zudem wieder humane Züge angenommen, die Stimmung ist besser.

Da ist Luft nach oben: Nur zwei Teams haben eine schwächere Torausbeute als Wolfsburg (9 Treffer), auswärts ist der VfL unterirdisch (alle vier Partien verloren). Weitere Probleme: die mangelnde Konstanz - auf einen Sieg folgte stets eine Niederlage - sowie die zahlreichen Platzverweise (4).

Gewinner: Christian Träsch. Unter Felix Magath einst als Kapitän entmachtet, unter Hecking in der vergangenen Rückserie nur Ersatz. Doch in der Vorbereitung kämpfte sich der 26-Jährige zurück ins Team und hat bisher jede Bundesligaminute absolviert. Macht dort bislang einen zuverlässigen Job und hat seinen Stammplatz vorerst sicher.

Verlierer: Timm Klose. Zweitteuerster Neuzugang nach Luis Gustavo (6 Millionen Euro Ablöse). Doch im Gegensatz zum Brasilianer hat Klose seit seinem Platzverweis am 1. Spieltag noch nicht wieder den Anschluss gefunden. Naldo ist gesetzt, daneben hat der junge Robin Knoche Klose mittlerweile verdrängt. Klose kam lediglich noch auf zwei Kurzeinsätze nach Einwechslung und muss sich jetzt wieder ins Team kämpfen.

Hamburger SV (Tabellenplatz 15| 8 Punkte)

Das lief gut: Unter Ex-Trainer Thorsten Fink nicht viel. Der HSV zeigte sich einmal mehr als enorm launisch, gute Leistungen wie gegen Braunschweig wechselten sich mit unterirdischen wie gegen Hoffenheim oder in Dortmund ab. Seit dem Trainerwechsel präsentiert sich die Elf griffiger, einzelne (wichtige) Spieler wie Raphael van der Vaart scheinen endlich in die Saison zu finden. Bert van Marwijk hat einem leblosen Haufen neue Lebensgeister eingehaucht, die Defensive stabilisiert - auch wenn der Patient HSV noch nicht überm Berg ist.

Da ist Luft nach oben: In allen Mannschaftsteilen spielt der HSV noch lange nicht am Limit. Hinter der Position im defensiven Mittelfeld (Badelj, Arslan, Rincon) bleibt in der personellen Besetzung ein Fragezeichen. Die Zugänge sind solide (Djourou, Zoua, mit einigen Anstrichen Sobiech), aber noch nicht die ganz großen Verstärkungen. Hamburg braucht ein Spielsystem, das die Freigeister van der Vaart und Hakan Calhanoglu trägt.

Gewinner: Jonathan Tah hat die Vakanz in der Innenverteidigung behoben. Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic spielen kaum noch eine Rolle, Heiko Westermann muss rechts aushelfen, Sobiech hat seine Erstligatauglichkeit noch nicht bewiesen. Der 17-jährige Tah dagegen hat nach einer wackeligen Premiere gegen Werder deutlich zugelegt und ist bis auf weiteres gesetzt. Ebenfalls bisher ein reiner Glücksgriff: Der (allerdings ohne Kaufoption) ausgeliehene Pierre-Michel Lasogga mit vier Toren in der Liga und einem im Pokal.

Verlierer: Artjom Rudnevs war letzte Saison noch bester HSV-Schütze - jetzt droht er ein Auslaufmodell zu werden. Der Lette kommt auch unter van Marwijk kaum zum Zug, Maximilian Beister und/oder Lasogga dürfen im Angriff beginnen. Rudnevs bringt offenbar nicht die erwünschten fußballerischen Fähigkeiten mit.

1. FC Nürnberg (Tabellenplatz 16 | 5 Punkte)

Das lief gut: Bisher herzlich wenig, allerdings passte oft zumindest die Moral: Nürnberg punktete in dieser Saison bereits viermal nach einem Rückstand (in Bremen, gegen Dortmund, gegen Hertha und in Hoffenheim) - so oft punktete kein Team nach Rückstand, allerdings hat der Club bisher auch noch nicht gewinnen können, sodass das Nimmermüde-Image relativiert wird.

Da ist Luft nach oben: An allen Ecken und Enden. Mehr Gegentore haben nur drei Teams kassiert, weniger Tore geschossen auch. Fast schon fatal ist die Häufigkeit der individuellen Fehler, die die Nürnberger fabrizieren.

Gewinner: Niklas Stark. Der erst 18 Jahre alte Mittelfeldspieler ist zum Stammspieler aufgestiegen. Was in Zukunft von ihm zu erwarten ist, zeigte er gegen Borussia Dortmund, als er der zweikampfstärkste, laufstärkste und auffälligste Spieler auf dem Platz war. Hanno Balitsch, bis zuletzt Ratgeber und Konkurrent, wurde inzwischen suspendiert, so dass die Verantwortung auf der Sechs alleine auf seinen Schultern liegt.

Verlierer: Hanno Balitsch. Irgendwann platzte die Bombe: "Der 1. FC Nürnberg suspendiert bis auf Weiteres Hanno Balitsch", hieß es. Der Sündenbock für den schwachen Saisonstart war gefunden. Was die genauen Hintergründe über die Suspendierung, die auch nach einer Unterredung nicht aufgehoben wurde, sind, ist immer noch unklar. Klar ist nur, dass Balitsch wohl keine Zukunft in Nürnberg mehr hat.

SC Freiburg (Tabellenplatz 17 | 4 Punkte)

Das lief gut: Wer die Vorsaison als Fünfter abschließt und nun den vorletzten Platz belegt, hat nur wenig richtig gemacht. Angesichts der sportlichen Dürreperiode ist es aber umso erstaunlicher, wie ruhig und gelassen das Umfeld mit der aktuellen Situation umgeht. Nach der Qualifikation für Europa und dem Aderlass im Kader war eine schwierige Saison zwar prognostiziert worden, doch viele Vereine verfallen auch schnell in Aktionismus, wenn aus der Befürchtung Realität wird. Freiburg bewahrt derzeit auch in der Krise seine Identität, zumal man dem Verein auch nicht unterstellen kann, nicht alles zu versuchen.

Da ist Luft nach oben: Der Saisonstart des Sportclubs war der schlechteste der Vereinsgeschichte. Das liegt auch am zweitschwächsten Sturm der Liga. Die Breisgauer gaben in dieser Spielzeit die wenigsten Torschüsse aller Bundesligisten ab, weil die fast komplett neu formierte Offensivabteilung noch nicht ideal miteinander harmoniert. Aufgrund der Doppelbelastung geht es für Freiburg derzeit Schlag auf Schlag, gruppentaktische Verbesserungen im Training können lediglich im Promillebereich abgearbeitet werden. Neben einer höheren Effektivität muss hier der Hebel angelegt werden.

Gewinner: Klemens Hartenbach und Jochen Saier. Die Sportdirektoren des SC konnten anders als in der letzten Saison frühzeitig die Verträge zweier Leistungsträger verlängern. Keeper Oliver Baumann und Mittelfeldakteur Jonathan Schmid, die beide aus der Freiburger Fußballschule stammen, banden sich bis 2017 und 2018 an den Verein. Beide stehen für Identifikation und dienen als Vorbild für weitere junge Spieler, die die ausgezeichnete Jugendarbeit im Breisgau hervorbringen könnte.

Verlierer: Fallou Diagne. Der Senegalese zeigte bislang äußerst dürftige und unkonzentrierte Leistungen, Trainer Christian Streich sah bei ihm zuletzt keine Weiterentwicklung. Das Bild wird abgerundet durch zwei Platzverweise in Serie. "Innerhalb von fünf Tagen zerstört ein Spieler alles, was wir uns vorgenommen haben", fand Streich deutliche Worte. Der Innenverteidiger steht ab sofort in der Bringschuld.

Eintracht Braunschweig (Tabellenplatz 18 | 4 Punkte)

Das lief gut: Sieben Spieltage sehr wenig. Die Eintracht war bemüht, erzielte auch einige knappe Ergebnisse. Bis auf das 0:4 gegen Stuttgart stimmte die Moral, das Team kämpft bedingungslos. Die wackeligen Tage vor dem kleinen Derby gegen Wolfsburg haben Trainer, Mannschaft und Fans offenbar noch enger zusammengeschweißt. Nur das kann der Weg sein. Vielleicht war der Sieg in Wolfsburg so etwas wie eine Initialzündung.

Da ist Luft nach oben: Spielerisch geht bei der Eintracht nicht viel, im Sturm drückt der Schuh deshalb am meisten. Die individuelle Klasse der Mannschaft genügt nicht dem Erstliga-Standard, nicht wenige Spieler sind mit der Eintracht schließlich den Weg aus der dritten in die erste Liga gegangen. Das Problem wird sich auch bis zum Ende der Saison durchziehen.

Gewinner: Daniel Davari dürfte das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Marjan Petkovic vorerst für sich entschieden haben. Trainer Torsten Lieberknecht hat den Kampf um das Braunschweiger Tor lange offen gehalten, beiden Keepern je vier Einsatzmöglichkeiten gewährt - Davari hat nicht nur wegen seines Zu-Null-Spiels beim Sieg in Wolfsburg bisher deutlich bessere Figur abgegeben. Dazu kommt, dass Petkovic verletzt ausfällt.

Verlierer: Damir Vrancic kommt noch gar nicht ins Laufen. Der Aufstiegsheld hat seinen Platz im Mittelfeld wahlweise an Kevin Kratz oder Marco Caligiuri verloren. Im 4-4-2 mit flacher Mittelfeldformation findet Vrancic keine ideale Position. Deshalb bleibt es bei einem Einsatz bisher (beim 0:4 in Hamburg).

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