Lernen, Lernen, Lernen

Von Für SPOX im Trentino: Andreas Lehner
Pep Guardiola erklärt Franck Ribery und Kollegen ganz genau, was er vor hat
© getty

Der FC Bayern hat ist im Trainingslager im Trentino angekommen. Pep Guardiola erklärt, worauf er in den nächsten acht Tagen besonders wert legt. Es geht um Kommunikation, Ideen und viele Experimente.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Pep Guardiola kam spät, aber im sportlich adretten Outfit. Weißes Hemd, Jeans und die fast schon obligatorischen Turnschuhe des Ausrüsters. Nach dem Aufruhr, der nach der Vorstellung von Mario Götze am Dienstag an der Säbener Straße herrschte, eine erwähnenswerte Kleinigkeit.

Bei Guardiola musste sich die Marketing-Abteilung der Münchner aber ohnehin kein Sorgen machen. Der Grund, warum die Bayern ihr Trainingslager in der Sommervorbereitung seit 2010 am Gardasee abhalten ist ja eine Partnerschaft mit dem örtlichen Tourismusverband.

Und so nahm der spanische Trainer die herzlichen Grüße der Repräsentanten aus dem Trentino dankend an und fand, natürlich in bestem Italienisch, ein paar warme Worte für die Region und die Möglichkeiten, die er mit seiner Mannschaft in den kommenden Tagen vorfinden wird.

Kleine Sprachbarriere trotz gutem Deutsch

Guardiola knüpfte mit seiner ersten Pressekonferenz in Riva del Garda nahtlos an seinen Auftritt bei seiner Präsentation in der Allianz Arena an. Es machte den Anschein, als hätte sich sein Deutsch weiter verbessert innerhalb dieser zehn Tage, die er jetzt für den FC Bayern arbeitet. Obwohl er laut eigener Aussage keine Zeit für Deutschkurse hat und nur durch das Gespräch mit Spielern und Mitarbeitern lernt.

Auf der anderen Seite ist die Sprachbarriere noch immer vorhanden, wenn er versucht, über sportliche Inhalte zu sprechen. Seine Augen beginnen dann zu leuchten, man merkt, dass er viel mehr Ideen in seinem Kopf hätte, diese aber in Deutsch noch nicht so erklären kann wie in Spanisch oder auch in Italienisch.

Also wiederholte er seine schon vor zehn Tagen kurz und knapp zusammenfasste Spielidee ("Ich liebe es anzugreifen") und erweiterte sie um den Satz: "Ich mag es nicht, wenn der Gegner den Ball hat." Außerdem habe er so viel Respekt vor den Zuschauern, dass er ihnen immer so viele Tore wie möglich schenken wolle.

Lehren und Lernen

Man weiß aus Guardiolas Zeit in Barcelona, wie er sich seinen Offensivfußball vorstellt, aber man weiß mittlerweile auch, dass er sich in München anpassen und kein zweites Barcelona erschaffen will.

Guardiola sieht sich selbst als ewig Lernenden. Und als solcher ist er auch dazu bereit, auf die Möglichkeiten seiner Spieler einzugehen und sich darauf auch einzulassen. Für ihn ist das ein spannendes Projekt. "Ich bin nicht hier, um nur zu lehren, sondern um zu lernen."

Um den Aspekt des Lernens geht es auch im Trainingslager. Dabei ist für Guardiola das Wichtigste, sich gegenseitig kennenzulernen. Er meint auf privater wie auf sportlicher Ebene. "Die Taktik und die Physis kommen danach."

Neue Positionen für die Spieler

Guardiolas Auftrag in München ist, das hohe Niveau der letzten Jahre fortzuführen und aus dem Triple eine Ära zu machen. Deshalb erwartet er von seinen Spielern dieselbe Lernwilligkeit, die er sich selbst abverlangt, und stellt sie vor neue Aufgaben.

"Wir wissen alle, dass Riberys Position auf Außen ist", sagt Guardiola zu seinem Versuch in den ersten Testspielen mit dem Franzosen als zentralem Angreifer. "Ich will sehen, wer auch auf einer anderen Position spielen kann."

Die Dreierkette? "Vielleicht." Echter oder falscher Neuner? Beides möglich. "Das ist wunderbar." Die Spieler dürfen und sollen auf ihren veränderten Positionen Fehler machen. "Denn aus Fehlern lernt man."

Am ersten Trainingstag im Trentino legte er großen Wert auf Spielformen - immer mit dem Ball wurden diverse Szenen studiert, mal Drei gegen Einen, mal Fünf gegen Zwei.

Neue Wege zum Erfolg

Die nächsten Tage will Guardiola nutzen, um sich mehr Informationen über seine Spieler zu beschaffen. Deshalb hat er auch einen 30 Mann starken Kader mit Italien genommen, der im Laufe der Tage noch durch Arjen Robben ergänzt wird. Auch die verletzten Bastian Schweinsteiger, Mario Götze und Holger Badstuber sind dabei.

Während der Saison schart Guardiola lieber einen kleinen Kader um sich, auf dem Trainingsplatz im Stadion von Arco wird es aber erstmal eng werden. Wie Guardiola dann arbeitet werden Journalisten und Fans nur vormittags beobachten können. Das Nachmittagstraining ist nicht öffentlich. "Ich brauche ein bisschen Ruhe", sagt Guardiola, um Gespräche mit seinen Spielern zu führen. Schließlich habe er seine Ideen im Kopf. "Jetzt muss ich meine Spieler überzeugen."

Guardiola hat gleich im ersten Training Worte in Taten umgesetzt und vor rund 2.000 Zuschauern in Arco ein wort- und gestenreiches Training geführt. Wie schon zuletzt gab es viele Einzelgespräche, viele verbalen Eingriffe. Guardiola versäumte dabei nicht, selbst am Geschehen teilzunehmen und aktiv mitzumachen.

Pep will das Spiel der Bayern weiterentwickeln, ohne den schon erfolgreichen Stil zu zerstören. Die Spieler sollen ganz einfach mehr Varianten kennen und so mehr Wege zum Erfolg kennen. Dafür heißt es in den nächsten Tagen am Gardasee und dann daheim in München auf allen Ebenen: Lernen, lernen, lernen.

Die Termine des FC Bayern in der Sommerpause