Metzelder: "Magath ist kein Menschenhasser"

Von Marco Heibel
Christoph Metzelder (r.) beendet nach dieser Saison seine aktive Karriere
© getty

Nach seinem Karriereende bei Schalke 04 hat Christoph Metzelder Bilanz gezogen. Er räumte ein, nicht gut genug für Real Madrid gewesen zu sein. Außerdem erklärte er warum Felix Magath ein besserer Mensch und Trainer ist, als viele denken.

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Für den als "harten Hund" geltenden Felix Magath, der Metzelder von 2010 bis 2011 bei Schalke trainierte, brach der Verteidiger im Interview mit dem "kicker" eine Lanze: "Für junge Spieler ist es sicher eine Grenzerfahrung. Aber Magath wollte mit seiner Art bestimmte Reaktionen provozieren. Und die, die er in der Kabine besonders hart anfasste, haben eigentlich immer gespielt."

Zudem habe die Öffentlichkeit vor allem im zwischenmenschlichen Bereich ein falsches Bild vom derzeit vereinslosen Trainer. "Wer behauptet, Magath sei ein Menschenhasser, hat ihn noch nicht unter vier Augen erlebt oder beim Umgang mit seiner Familie", so Metzelder.

Selbst dem harten Training unter Magath kann er im Rückblick nur Positives abgewinnen: "Es war eine Quälerei. Aber er hat es geschafft, mich fit zu kriegen, wie vorher angekündigt. Und letztlich hat er ja fast überall Erfolg gehabt."

Real wohl eine Nummer zu groß

Im Großen und Ganzen zeigte sich Metzelder sehr zufrieden mit seiner zwölfjährigen Profikarriere: "Ich durfte unglaubliche Highlights erleben, habe in Dortmund, bei Real Madrid und auf Schalke bei drei ganz großen Traditionsklubs gespielt." Dennoch hat der 32-Jährige im Nachhinein vor allem zu seinem Wechsel zu Real Madrid im Jahr 2007 ein zwiespältiges Verhältnis.

Die Entscheidung für die Königlichen bereute Metzelder zwar nie, gibt aber zu, nicht gut genug für die Königlichen gewesen zu sein: "Ich bin ehrlich genug, mir einzugestehen, dass ich den Anforderungen dort nicht ganz gerecht geworden bin."

In drei Jahren bei Real kam der Rechtsfuß nur in 31 Pflichtspielen zum Einsatz. Dabei behinderten den gebürtigen Münsterländer allerdings auch mehrere Verletzungen.

Ohne Verletzungen über 100 Länderspiele

Schon seit 2002 kämpfte Metzelder dauerhaft mit Achillessehnenproblemen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Deshalb hat der Innenverteidiger häufig darüber nachgedacht, wie seine Karriere mit weniger Verletzungspech hätte verlaufen können: "Oliver Bierhoff hat mich während der WM 2002 immer 'Bergomi' genannt. Er sagte: 'Pass auf, du machst garantiert mehr als 100 Länderspiele.'"

Letztlich wurden es 47, doch selbst diese Zahl hält Metzelder angesichts der schweren Achillessehnenverletzung für "ein kleines Wunder." Mit der Nationalmannschaft wurde Metzelder 2002 WM-Zweiter und 2008 EM-Zweiter. Sein persönliches Highlight mit dem DFB-Team sei allerdings "2006 das sensationelle Erlebnis des Sommermärchens im eigenen Land" gewesen.

Gespaltenes Verhältnis zum modernen Profitum

Kritisch sieht Metzelder dagegen die Entwicklung des Fußballgeschäfts. Das Spiel habe sich zwar seit seinem Karrierebeginn zwar enorm weiterentwickelt und auch die jungen Spieler seien heute sehr viel weiter als früher. "Dafür hatten wir noch mehr Demut", so Metzelder: "Bei aller Bedeutung von Medien und Kommerz ist und bleibt Fußball eine Mannschaftssportart. Das bedeutet, dass eben nicht jeder in der ersten Reihe stehen kann."

Besonders die Marketing-Aktivitäten seiner Mitspieler scheinen Metzelder zuletzt gestört zu haben. "Heute hab ich das Gefühl, jeder will der Allerbeste sein und noch mehr Facebook-Freunde haben als andere. Das ist im Mannschaftssport kontraproduktiv", erklärte der 32-Jährige: "In puncto Zuverlässigkeit, Loyalität herrschte früher ein anderes Ethos."

Metzelder spielte in zwölf Profijahren für Borussia Dortmund (2000 bis 2007), Real Madrid (2007 bis 2010) und den FC Schalke 04 (2010 bis 2013) sowie von 2001 bis 2008 für die deutsche A-Nationalmannschaft. Der Verteidiger bestritt in seiner Karriere 345 Pflichtspiele. Nach seiner aktiven Karriere will er mittelfristig eine Rolle im Management eines Vereins übernehmen.

Christoph Metzelder im Steckbrief