Superstars, Solarium und Silikon in Sinsheim

Von Stefan Moser
Die SPOX-Oscars gehen auch an "Der unsichtbare Dritte" und "Les Miserables"
© spox

Auch 2013 verleiht die SPOX-Academy wieder die wahren Oscars. Mit dabei: Ein Glatzkopf in Unterhosen, Thomas Schaaf als Weserside-Gangster, ein Gummibärchen-Attentat - und jede Menge Silikon aus Sinsheim. Details wie immer in der Alternativen Liste.

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Durchgefallen: Ebenfalls nominiert war eine Low-Budget-Produktion aus Mainz, die als Hommage an die Blut- und Ballerfilme aus den 80er und 90er Jahren an den Start ging: Ein gut ausgebildeter Elitekämpfer zieht in eine einsame Schlacht, verfällt in einen Blutrausch und holt sich gleich in seinen ersten sieben Bundesligaspielen zwei Platzverweise ab. Der Film fiel bei der Jury allerdings durch. Begründung: Das Drehbuch stimmte zwar so halbwegs, der Hauptdarsteller wirkte allerdings sonderbar deplatziert. Shawn Parker war als "Rambo XII" einfach nicht glaubwürdig.

Bester Nebendarsteller: Wie sich nämlich herausstellte, wurde die Handlung eher von einer Verkettung unglücklicher Umstände und dem Übereifer einiger Nebendarsteller getragen. Denn insgesamt schienen die Unparteiischen im Februar ziemlich voreilig mit dem Finger am Abzug zu sein. Wir nennen natürlich keine Namen, aber die Karten saßen doch recht locker. Zumindest bei einigen Schiedsrychtern.

Überraschungssieger: Eine kleine Bremer Straßengang appelliert an die Robin-Hood-Gefühle der Zuschauer, indem sie zwar permanent verliert, aber mit einer ausgefeilten Guerilla-Taktik Sympathiepunkte ergaunert, weil sie die Reichen und Mächtigen ein wenig gängelt. So gelang es den grünen Gelegenheits-Gangstern etwa am Samstag, nach 576 Jahren wieder einen Treffer in der Allianz Arena zu erzielen. Damit schossen sie den großen FC Bayern in die Krise und Manuel Neuer aus dem DFB-Tor. Die eigentliche Wendung bekam die Geschichte aber erst durch den Torschützen Kevin de Bruyne. Der nämlich kam vom Londoner Milliarden-Imperium FC Chelsea - das dafür quasi im Tausch wiederum Marko Marin erhielt. Der Oscar für die beste Komödie geht damit völlig verdient an "Gnihihi".

Beste Regie: Ein weiterer Award geht nach München, für die beste Regie in: "Bazilona und der unsichtbare Dritte". Die Jury war schlichtweg beeindruckt davon, was Pep Guardiola in kürzester Zeit aus seinem neuen Team herausholte.

Bester Dokumentar-Film: Die Welt als Kaffee-Kränzchen, Plattitüden als Denkersatz und postkoloniale Klischees getarnt als Schmunzelpädagogik. Angeblich zielgruppengerechte Samstagabendunterhaltung lieferte das "ZDF" gewohnt souverän mit dem "Aktuellen Sport-Stadl". Da lernt der Zuschauer zum Beispiel, dass jeder, der nicht absteigen will, ganz dringend einen Sascha Mölders braucht, dass Koreaner den ganzen Tag lang Gangnam-Style tanzen und in Norddeutschland vor die brutale Wahl gestellt werden: Wiener Schnitzel oder Asia-Snack? Für diese düstere Doku über den Alltag im Journalismus der frühen 50er Jahre geht der Preis völlig zu Recht ans Öffentlich-Rechtliche. Und trotzdem spendet irgendwie der Gedanke Trost, dass die Zuschauer, auf die sie letztlich zugeschnitten ist, schon bei "Wetten, dass..?" eingeschlafen sind.

Versautes Ende: Der Preis für das beste Drehbuch war eigentlich für den FC Schalke vorgesehen, "Les Miserables" galt als klarer Favorit. Allerdings hat Joel Matip seine Rolle nicht gelernt, weshalb er gegen Düsseldorf so doof in der Gegend herumstand, dass ihm glatt zwei Tore zugestoßen sind. Immerhin gab er sich schuldbewusst: Denn während Gästetrainer Norbert Meier draußen vollkommen am Rad drehte und permanent Kopfnüsse an den inneren Albert Streit seiner Abwehr verteilte, gab Matip eher den emotionalen Bodenturner - und hob nur entschuldigend die Arme.

Bestes Drehbuch: Der Preis für das beste Drehbuch geht stattdessen an den Psychokrimi "HSV". Der Film schafft es nämlich, den Zuschauer permanent im Ungewissen zu lassen, was eigentlich vor sich geht: Findet da ein blindes Huhn (HSV) nur ab und zu ein Korn (drei Punkte in Dortmund)? Oder stolpert vielmehr eine Gruppe Schwererziehbarer (HSV) ständig über ihre Selbstüberschätzung (1:5 gegen Hannover)? Etwas unbefriedigend ist allerdings das Ende, das die Frage offen lässt. Wer die Antwort kennt, kann gerne eine E-Mail an Frank Arnesen schicken. Mit Bernd Hoffmann in cc.