Das größte Mysterium überhaupt

Von Haruka Gruber
Sommer 2008: Ralf Rangnick (l.) und Dietmar Hopp feiern den Bundesliga-Aufstieg
© Getty

Mit der Rangnick-Trennung Anfang 2011 ging es bei der TSG 1899 Hoffenheim bergab. Der Kader ist chaotisch zusammengestellt, dazu fehlt eine Spielidee. Mäzen Dietmar Hopp plagt sich mit Selbstzweifeln - und einem Rätsel. Eine Bestandsaufnahme vor dem Freitagsspiel beim Hamburger SV (20.15 Uhr im LIVE-TICKER): Was hat sich seit Rangnicks Weggang verändert?

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Die Trainer

Wer zynisch sein möchte: Dem Gesetz der Serie zufolge wird Hoffenheims neuer Trainer Frank Kramer zumindest bis Saisonende im Amt bleiben. Immerhin lässt sich 1899 nach dem Ende der viereinhalbjährigen Zusammenarbeit mit Ralf Rangnick zunehmend mehr Zeit mit der Entlassung seiner Nachfolger: angefangen von Marco Pezzaiuoli (Trennung nach fast 6 Monate) über Holger Stanislawski (7 Monate) bis zuletzt Markus Babbel (fast 10 Monate).

Wobei das angesichts der allzu kurzen Verweildauer der drei nur eine Nebensächlichkeit ist. Was bleibt ist der Eindruck, dass Hoffenheim die unterschiedlichsten Trainertypen einstellt - und jeder von ihnen früh scheitert. Pezzaiuoli verstand sich als Fußball-Vordenker der niederländischen Schule, dem jedoch das Charisma fehlte. Stanislawski wusste hingegen kraft seines Wesens den Klub zu begeistern, nach gutem Beginn verlor er sich jedoch in Widersprüchen und büßte so an Glaubwürdigkeit ein. Und Babbel wählte eine betont plakative Rhetorik ("Mein Ziel ist es, irgendwann die Champions League zu erreichen") - nur um auf Platz 16 liegend entlassen zu werden.

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Nicht verwunderlich: Die ständigen Trainerwechsel gingen einher mit dem Verlust einer einheitlichen Spielidee. Auch wenn der Verein bereits unter Rangnick im Tabellen-Mittelfeld verharrte, wurde ein Fußball mit dessen Signatur gespielt (sofortiges Gegenpressing bei Ballverlust, schnelles Umschalten). Seitdem allerdings wurde die Ausrichtung immer wieder verändert: Der eine proklamierte ähnlich wie Louis van Gaal ständigen Ballbesitz und nahm dafür ermüdende Querpass-Stafetten in Kauf (Pezzaiuoli), der andere hatte mit dem 4-2-4 zwar eine interessante Grundordnung gefunden, kehrte jedoch trotz anfänglicher Erfolge zum 4-2-3-1-Einheitsbrei zurück (Stanislawski). Bei dem nichtssagenden Fußball blieb es auch unter Babbel.

Kramers Berufung zum neuen Chefcoach lässt sich entsprechend als Wunsch der Verantwortlichen verstehen, dass Hoffenheim für eine besondere, wieder erkennbare Art des Fußballs steht. Seine von ihm zuvor trainierte zweite Mannschaft von 1899 spielt ähnlich wie von Rangnick bevorzugt - und hat damit überraschend großen Erfolg, obwohl die U 23 überwiegend aus Spielern besteht, die 21 Jahre oder jünger sind. In der viertklassigen Regionalliga West liegt Hoffenheim II auf einem bemerkenswerten dritten Platz und schießt die meisten Tore (40 Treffer in 19 Spielen).

"Wir haben hier eine Spielphilosophie als Konzept im Schrank. Super, sensationell, was da über die Jahre entwickelt wurde. Aber diese Philosophie wurde nicht mehr konsequent gelebt. Durch die vielen Personalwechsel ist das ein Stück weit verloren gegangen", sagt Andreas Müller. "Was mir als Manager vorschwebt, ist eine agierende Mannschaft. Klar ist: Das, was Hoffenheim vor vier, fünf Jahren ausgezeichnet hat, da wollen wir wieder hin. Das geht aber nicht von heute auf morgen."

Sollte Kramer allerdings erfolglos bleiben oder sich die ab Januar wieder parallel laufende Fußballlehrer-Ausbildung als zu belastend erweisen, müsste Hoffenheim den nächsten Trainer suchen. Die Auswahl ist aber begrenzt. Die Kandidaten sind allesamt arbeitslos (Marco Kurz, Bert van Marwijk, Heiko Vogel, Christian Gross) oder ähnlich unerfahren wie Kramer (Markus Gisdol), bringen sich teils selbst ins Gerede (Bernd Schuster) oder haben abgesagt (Hansi Flick).

Die Trainer: Philosophie dringend gesucht

Die Manager: Was bleibt ist ein chaotischer Kader

Der Mäzen: Selbstzweifel bei Hopp

Die Jugend: Wo verschwinden die Talente?