Wo Bas den Dost holt...

Von Oliver Wittenburg
Von hinten sieht's noch blöder aus, wie der Ibisevic daneben haut
© imago

Die neue Bundesliga-Saison ist da und mit ihr natürlich auch die Alternative Liste. Kenner werden vielleicht kleinere Änderungen im Vergleich zu früher feststellen, Nichtkenner wollen wir aber nicht mit der Nase draufstoßen. Zu dieser Ausgabe: Javi Martinez kommt darin nicht vor, wohl aber die Ausdruckstänzer vom Hamburger SV, Jürgen Klopp, Drafi Deutscher und weitere aus Funk und Fernsehen bekannte Gesichter.

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DamDam: Wenn irgendwo ein neuer Laden aufmacht, wird eröffnet. Es gibt Flyer und bunte Ballons und u.U. auch Gratisgelumpe, dessen sich alsbald die Stadtreinigung annimmt. Auch eine Bundesliga muss eröffnet werden, versteht sich. Der SPOX-Kommilitone Völkner mutmaßte Freitagabend über Twitter, die Eröffnungsfeier der 50. (!) Saison sei wohl von Guido Knopp choreographiert worden. Keine Ahnung, kann sein. Die AL kann nicht alles wissen. Das Londoner Olympia-Party-OK war es jedenfalls nicht, sonst wären die Toten Hosen gemeinsam mit Helene Fischer im offenen Leukoplastbomber über den westfälischen Rasen geheizt und via Leinwand hätte Drafi Deutscher (Gotthabihnselig) die 80.000 zum gemeinsamen DamDam aufgefordert.

Wer trägt hier die Verantwortung? Noch mal zum Premierentag, der im Rahmenprogramm zum Glück noch ein ganz passables Fußballspiel anbot. Wir hätten da mal drei Fragen. Warum singt Jürgen Klopp die Hymne nicht und warum wird das nicht umgehend bestraft? Warum appelliert Rauball an die friedlichen Fans, sie sollen die Fäuste in den Taschen und das Feuerwerk zu Hause lassen? Und wer hat diese Videoschnipsel zusammengekloppt und dabei vergessen zu zeigen, wie Udo Lattek eine Hoteldirektorin in den Pool schmiss und Obst auf ein Gemälde und wie die HSV-Profis den besoffenen Branko Zebec mit Senf beschmierten?

Ibisevic schießt blöd: Wenn einer macht, was Vedad Ibisevic gemacht hat bzw. nicht gemacht hat, dann ist das immer ein gefundenes Fressen für die AL. Gesehen hat's ja wohl jeder, wie er erst den Elfer vergeigt und dann im Nachschuss - vielleicht als Ehrerbietung gegenüber Neil Armstrong (Gotthabihnselig) - die Mondumlaufbahn anvisiert. "Ich schieße halt blöd vorbei", sagte Ibisevic und lag damit goldrichtig. Quasi im Gegenzug zeigte Wolfsburgs Frontman Bas Dost dann, wo der Bartel den Most holt.

Hamburger Untergrund: Schließen wir mal für einen Moment die Augen und stellen uns vor, der HSV wäre kein Fußball-Klub, sondern eine im Untergrund agierende Künstlerzelle mit subversiven Anwandlungen und politischem Sendungsbewusstsein und dem Namen Gruppe 87 oder so. Okay. Und jetzt? Jetzt blicken wir zurück auf den Samstag und fragen uns, was wollten uns die Künstler sagen? "Vom Ansatz her war das eine radikale Antithese auf das Fußball-Business", lässt uns einer der Beteiligten wissen. "Eigentlich sogar eine Anklage. Ein vehementes, rebellisches Nein ins Gesicht der Medien, der Pseudo-Experten, der Eventfans und all dieser Geschäftemacher. Wir haben die Alternative aufgezeigt zur Oberflächlichkeit und Vergänglichkeit der Spaßgesellschaft." Aber ist das nicht etwas zu krass gewesen? "Man erreicht in dieser reizüberfluteten Welt sonst doch nichts mehr. Es war an der Zeit, einen krassen Gegenentwurf zum - ich kann es nicht mehr hören - 'modernen Fußball' einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und denen vor den Karren zu scheißen, die keinen Satz ohne 'Doppelsechs', 'ballseitig verschieben', 'Vierzwodreieins', 'von der Körpersprache her' oder 'kompakt stehen' mehr rausbringen." Na, das ist aber gelungen.

Quoten-Bayern: Man muss in der AL immer was über die Bayern schreiben, weil sonst die Quote in den Keller sinkt und sich Arbeitsplätze in Luft auflösen. Das ist gar nicht so einfach, denn das Spiel in Fürth hatte etwa den Unterhaltungswert einer Bundesliga-Eröffnungsfeier zur 50. Saison und stand natürlich irgendwie ganz im Schatten des verdammten Basken und über den wird hier nicht gesprochen. Witze mit Trolli-Arena könnte man versuchen, weil Fürth ja bisher in der 2. Liga war und damit nie Gegenstand der Liste. Aber das ist doof. Horst Seehofers Halbzeitinterview bei SKY war auch doof, weil er nicht verraten wollte, worüber er mit Uli Hoeneß getuschelt hatte. Wahrscheinlich ging's eh um den Basken. Dass Jerome Boateng bei 3:0 in der 89. Minute zur Blutgrätsche greift, um sich Gelb abzuholen, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, aber nicht weiter vertieft werden.

TAFKASP: Sergio Pinto heißt nicht mehr Sergio Pinto, sondern Sergio da Silva Pinto. Heiko Westermann ist HW4. Mario Gomez nennt sich ab sofort Garcia, und Holger Badstuber The Undertaker.