Rene Adler: Wechsel zum HSV in der Schwebe

SID
Rene Adler (r.) riskierte zwölf Jahre für Bayer Leverkusen Kopf und Kragen
© Getty

Am Samstag ist es soweit. Ein letztes Mal wird er das Trikot von Bayer Leverkusen anziehen. Ein letztes Mal aufwärmen mit "seinem Klub", auch wenn er im Spiel beim 1. FC Nürnberg wohl nur Ersatz sein wird. Dass dieser Tag kommen würde, war für René Adler lange Zeit unvorstellbar.

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"Dass ich Leverkusen einmal verlassen würde, hätte ich vor ein paar Jahren nicht geglaubt. Ich bin auch ein Stück weit bequem. Hier habe ich schließlich alles. Meine Freunde, und, und, und. Aber die Bequemlichkeit ist mir von außen abgenommen worden", beschreibt der zwölfmalige Nationaltorhüter seine Gefühlslage vor seinem Abschied beim Werksklub.

Nach zwölf Jahren endet seine Zeit unter dem Bayer-Kreuz - unfreiwillig. Im Zuge seiner langen Verletzungspause hatten die Leverkusener Verantwortlichen die stockenden Vertragsgespräche nicht mehr aufgenommen, stattdessen sich auf den vom VfB Stuttgart ausgeliehenen Youngster Bernd Leno festgelegt.

Der Junioren-Nationaltorhüter war aus der Not heraus im Sommer gekommen und hatte das Fehlen seines prominenten Vorgängers mit zum überragenden Vorstellungen vergessen gemacht.

Gescheiterter Vertragspoker im vergangenen Jahr

Ganz unschuldig ist Adler an dieser Situation freilich nicht. Noch vor gut einem Jahr war eine Vertragsverlängerung an den Gehaltsvorstellungen des gebürtigen Leipzigers gescheitert. Zu der Zeit galt er als unantastbar. "René ist Bayer 04", hatte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser stets betont. Nun ist René im Sommer weg.

Wohin sein Weg führt, ist noch unklar. Zwar hat der Schlussmann beim Hamburger SV bereits den Medizincheck absolviert, doch der mächtige HSV-Aufsichtsrat hat Vorbehalte. Auch weil mit Jaroslav Drobny nicht nur ein guter, sondern auch teurer Torhüter vorhanden ist.

Hinzu kommt Adlers Krankenakte. Denn hinter ihm liegen zwei schwierige Jahre. Noch vor der WM 2010 hatte sich Bundestrainer Joachim Löw für Adler als Nummer Eins ausgesprochen. Doch ein Rippenbruch verhinderte die WM-Teilnahme Adlers, inzwischen ist sein damaliger Kontrahent Manuel Neuer aus dem deutschen Tor nicht mehr wegzudenken. Noch schlimmer war aber die folgende Knieverletzung. Eine Operation an der Patellasehne kostete ihn fast ein ganzes Jahr und seinen Platz im Leverkusener Tor.

"Es beginnt auf jeden Fall ein neuer Lebensabschnitt", sagt Adler. "Mein Ziel ist es, den Status irgendwo wiederzuerlangen, den ich hier hatte." Wo auch immer das sein wird. Dass er wieder bei Null anfangen muss, weiß er. Dass sein nächster Vertrag wieder eine Ausstiegsklausel für seinen Traumverein Manchester United beinhaltet, ist unwahrscheinlich. Ansprüche kann er kaum stellen.

Entdecker Vollborn führte ihn an die Bundesliga heran

In diesem Bewusstsein hatte er einst im Alter von 15 Jahren bei Bayer in der Jugend begonnen, und so endet nun auch seine Zeit im Rheinland. Ein komisches Gefühl sei das, betont Adler: "Ich kenne ja jeden hier von der Putzfrau bis zu Rudi Völler persönlich."

Leverkusen war auch irgendwo seine Familie. So hatte er in den ersten Jahren bei seinem Torwarttrainer Rüdiger Vollborn gelebt. Der langjährige Bundesligakeeper (401 Spiele für Bayer) hatte Adler einst entdeckt. Wie einen Sohn führte Vollborn den Youngster an das Team heran und machte ihn schließlich auch zum Bundesliga-Torhüter.

Im Februar 2007 gab Adler sein Debüt. Eine Rote Karte für Jörg Butt hatte ihm den Platz im Bayer-Tor gebracht. Damals hatte er die Abwesenheit des Kollegen genutzt - so wie Bernd Leno seine.

Rene Adler im Steckbrief

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