Frank, der Baumeister

Von Luca Kraus
Trainer Fink (l.) und Sportdirektor Arnesen müssen den Hamburger SV weiter umbauen
© Getty

Der Umbruch nach dem Umbruch: Der Hamburger SV muss auch in der kommenden Sommerpause gewaltig am Kader basteln. Die Liste möglicher Zu- und Abgänge ist lang. Aber was macht überhaupt Sinn, wer ist kaum zu bekommen und wer darf bei einem entsprechenden Angebot gehen? Eine Bestandsaufnahme.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Seit dem vergangenen Spieltag ist klar, dass die Uhr in der Arena weiterlaufen wird. Der Hamburger SV wird auch in der 50. Saison der Bundesliga erstklassig sein und wahrt den Nimbus, als einziger Klub Deutschlands alle Spielzeiten im Oberhaus zu bestreiten.

"Ich bin sehr froh, dass ich nicht der erste Sportchef bin, der mit dem HSV in die 2. Liga gehen muss. Aber wir können nicht zufrieden sein. Wir wollen nach oben, deshalb bin ich hierher gekommen. Nächstes Jahr wollen wir in die Top Acht", äußerte sich HSV-Manager Frank Arnesen angesichts einer völlig missratenen Saison merkwürdig forsch.

Bis zum erklärten Ziel dürfte es aber ein langer Weg sein, der mit der Planung des Kaders nur seinen Anfang nimmt. Fest steht bisher, dass der an Düsseldorf ausgeliehene Maximilian Beister seinen Vertrag bis 2016 verlängert hat und zurückkehren wird. Hinzu kommen die Abgänge von David Jarolim, Mladen Petric und Romeo Castelen, deren auslaufende Verträge nicht verlängert werden, sowie der von Sören Bertram, der an den VfL Bochum verkauft wurde.

Dem großen Umbruch vor der laufenden Saison folgen jetzt die Renovierungsarbeiten. "Der HSV braucht Klasse statt Masse. Wir müssen schauen, wer hungrig ist und zu unserer Philosophie passt, denn große Sprünge können wir nicht machen", beschreibt Trainer Thorsten Fink das Anforderungsprofil möglicher Neuzugänge.

"Wir haben einen klaren Plan, wir wissen, was wir wollen", sagt Arnesen. "Wir reden mit Beratern und Spielern, die weg wollen oder weg sollen. So ist der Fußball."

SPOX stellt einige Spieler vor, die mit dem HSV in Verbindung gebracht werden und nennt Akteure, die nach der Sommerpause nicht mehr das Trikot mit der Raute tragen könnten.

Mögliche Zugänge

Artjoms Rudnevs (Lech Posen)

Die Situation: Der lettische Nationalstürmer hat in der polnischen Ekstraklasa in 27 Spielen starke 21 Tore erzielt. Neben dem HSV sollen auch der FC Porto und die russischen Spitzenklubs ZSKA Moskau und Zenit St. Petersburg am 24-Jährigen interessiert sein. Dennoch steht der Deal mit den Hamburgern kurz vor dem Abschluss, es sind nur noch letzte Details bei der Ablöse (rund 3,5 Mio Euro) zu klären, Posens Zustimmung steht noch aus. Von Arnesens Seite ist alles klar: "Ich würde in dieser Woche gern Abschlüsse präsentieren. Ich hoffe, der Aufsichtsrat arbeitet mit."

SPOX-Einschätzung: Die Chancen, dass Rudnevs in der kommenden Saison Mladen Petric im Hamburger Sturm ersetzt, stehen gut.

Rene Adler (Bayer Leverkusen)

Die Situation: Der Deal mit der ablösefreien, ehemaligen Nummer eins der Nationalmannschaft steht schon seit langem kurz vor dem Abschluss. Im Raum steht ein Vierjahresvertrag mit einem Gehalt von kolportierten 2,7 Mio. Euro pro Jahr. Nachdem nun auch der Klassenerhalt unter Dach und Fach ist, fällt die letzte Möglichkeit, an der der Transfer scheitern könnte, weg.

SPOX-Einschätzung: Zum Vollzug fehlt nur noch die Genehmigung des Aufsichtsrats.

Dirk Kuyt (FC Liverpool)

Die Situation: "Das wäre ein Traumtransfer. Er ist ein hervorragender Fußballer mit sehr viel Erfahrung. Er kann auf der rechten, auf der linken Seite oder vorne in der Spitze spielen. Und er besitzt eine fantastische Mentalität", schwärmt Arnesen von Kuyt. Dessen Vertrag beim FC Liverpool läuft noch bis 2013. Dadurch erklärt sich die laut "Bild" geringe Ablöse von einer Million Euro.

Arnesen bestätigte den Kontakt zu seinem Berater. Allerdings dürften dem HSV die finanziellen Mittel fehlen, um die hohen Gehaltsforderungen des 31-Jährigen zu stemmen. Dazu soll der Kader gemäß Arnesen eher verjüngt werden. Und: Hamburg spielt nicht international...

SPOX-Einschätzung: Die Rahmenbedingungen lassen einen Transfercoup kaum zu. Die Chancen stehen ziemlich schlecht.

Granit Xhaka (FC Basel)

Die Situation: "Wir brauchen einen zentralen Mittelfeldspieler, der unser Spiel lenkt, das hat für mich oberste Priorität", bekräftigt Fink. Dass das 19-jährige Talent diese Aufgabe erfüllen kann, hat Xhaka unter anderem in der Champions League bewiesen. Seine Leistungen weckten allerdings auch anderweitig Begehrlichkeiten, unter anderem bei Borussia Mönchengladbach. "Ich bin bereit und möchte den Schritt gerne machen", ließ sich Xhaka zu einem Engagement bei der Borussia zitieren. Die Chancen für den HSV stehen also denkbar schlecht, zumal der Linksfuß beim FC Basel noch einen Vertrag bis 2015 besitzt und dementsprechend teuer wäre (rund acht Millionen Euro).

SPOX-Einschätzung: Xhaka wird in Gladbach einen Vertrag unterschreiben. Hamburg geht leer aus.

Nils Petersen (Bayern München)

Die Situation: Der Mittelstürmer, an dem der HSV bereits vor der Saison interessiert war, absolvierte lediglich neun Bundesligaspiele für die Bayern, keines davon über 90 Minuten. Dennoch erzielte Petersen immerhin zwei Tore und traf auch im DFB-Pokal zwei Mal in zwei Spielen. Das Potenzial für die Bundesliga ist beim Torschützenkönig der vergangenen Zweitliga-Saison auf jeden Fall da.

SPOX-Einschätzung: Ein Transfer erscheint möglich, da ihm die Bayern wohl keine Steine in den Weg legen werden. Ob sich der HSV im Falle eines Rudnevs-Transfers aber einen fünften Stürmer im Kader leisten (kann), ist fraglich.

Seite 2: Die möglichen Abgänge