Bruno Labbadia: "Vedad veredelt unser Spiel"

SID
Vedad Ibisevic (r.) wechselte in der Winterpause zum VfB Stuttgart
© Getty

Es kommt selten vor, dass Bruno Labbadia sich schwertut, Worte zu finden. Doch diese Frage bringt ihn in Verlegenheit, das merkt man dem Fußballtrainer des VfB Stuttgart an. Er sehe da schon Parallelen, antwortet er dann doch nach Sekunden des Nachdenkens, ob er sich selbst erkenne, wenn er Vedad Ibisevic spielen sieht. "Da kommen schon alte Erinnerungen hoch", sagt der ehemalige Angreifer über seinen Spieler mit der Nummer neun. "Vedad veredelt unser Spiel." Am Freitagabend trifft Stuttgart auf Werder Bremen (20.15 Uhr im LIVE-TICKER).

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Wie er selbst in seiner Zeit als Vollblutstürmer mit 103 Bundesligatoren fühlt sich auch der 27 Jahre alte Ibisevic im Strafraum am wohlsten. Ibisevic streckt wie Labbadia gerne den Hintern raus, um sich den Gegenspieler vom Leib zu halten, dreht sich auf engstem Raum und bringt den Ball irgendwie aus dem Gewühl über die Linie.

In der Nähe zum Tor kann er seine Stärken am besten ausspielen. Der 35-malige Nationalspieler ist kein Spieler, dem der Ball wie ein sechster Zeh angewachsen ist, er ist kein Edeltechniker, aber er hat den für einen herausragenden Stürmer nötigen Instinkt: Er steht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Als Kind vor dem Balkankrieg geflohen

Seit seinem Wechsel in der Winterpause von 1899 Hoffenheim hat er für den VfB in elf Spielen nicht nur acht Tore erzielte, sondern auch noch fünf Treffer vorbereitet. "Vedad macht unser Spiel komplett", sagt Labbadia. Er sei wie "ein Puzzlestück, das uns noch gefehlt hat", fügt der 46 Jahre alte Fußballlehrer hinzu. "Seit er da ist, hat Martin Harnik viel mehr Platz, auch Julian Schieber kann seine Wege besser gehen."

Selten hat ein Transfer in der Winterpause das Spiel einer ganzen Mannschaft so massiv beeinflusst wie Ibisevic es nun in Stuttgart tut. Er schafft für die Außenstürmer Harnik und Schieber Räume, die sie für ihre Schnelligkeit brauchen und viel wichtiger noch: effizient mit Toren auch nutzen können. "Ich fühle mich wohl in der Mannschaft und das Spielsystem passt einfach zu mir", sagt Ibisevic.

Im Januar hatte er gemerkt, dass es Zeit ist für eine sportliche Veränderung. Der Bosnier blickt auf ein unstetes Leben zurück. Als Kind ist er mit seinen Eltern vor dem Balkankrieg geflohen, erst in die Schweiz, danach in die USA. Es sind diese Brüche, die seine Vita kennzeichnen und ihm außerhalb des Spielfeldes die nötige Demut verleihen.

In Hoffenheim oder genauer in Bad Rappenau, wo er immer noch wohnt, ist es ihm deswegen irgendwann zu bequem geworden. Viereinhalb Jahre spielte er für Hoffenheim. Er wollte deshalb den Klub unbedingt verlassen. "Das sind mir die liebsten Spieler", sagt VfB-Manager Fredi Bobic. Noch im Dezember habe er nicht geglaubt, erzählt Bobic, "dass es eine Chance gibt, ihn zu holen."

Keine Erinnerungen an die Tore von Labbadia

Es ist bekanntlich anders gekommen. Und dass dann auch noch die Eingewöhnung so schnell und geräuschlos verlief, darauf hatten die VfB-Macher zwar gehofft, aber niemals seriös damit rechnen können. Der Kauf von Ibisevic für fünf Millionen Euro war vielmehr als Vorgriff für die neue Saison gedacht. Dass diese jetzt mit Spielen in der Europa League erweitert werden dürfte, ist nach acht Spielen ohne Niederlage überhaupt nicht mehr abwegig.

Vier Punkte beträgt der Vorsprung des Tabellenfünften auf den SV Werder Bremen, der zurzeit auf Platz acht steht. Am Freitag (20.30 Uhr) treffen beide Mannschaften nun in Stuttgart aufeinander. Rang sieben reicht in dieser Saison für die Europa League.

"Wenn wir diese Partie genauso angehen wie die letzten", sagt Ibisevic, "dann schaffen wir einen Platz im Europapokal." Mit Trainer Labbadia. An den Spieler Labbadia und dessen Tore habe er keine Erinnerungen, sagt Ibisevic. "Aber ich habe gehört, dass er ein Schlitzohr gewesen ist." Wie er selbst.

Vedad Ibisevic im Steckbrief

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