"Wir haben noch acht Endspiele"

SID
Wer zieht mit im Abstiegskampf? Thorsten Fink hat beim HSV eine schwere Aufgabe
© Getty

In der Not wird der Trainer philosophisch: "Für Können gibt es nur einen Beweis, das ist das Tun." Die nächste Beweisführung steht für Thorsten Fink und die Spieler vom Hamburger SV am kommenden Freitag (20.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg an. Fink ist in dieser Woche auf der Suche nach Typen, die mittun, die Abstiegskampf können ("auch im Privatleben"). "Wir werden viele Gespräche führen und im Training genau hinschauen", kündigte der Coach an.

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Abstiegskampf ist auch die hohe Zeit der Stellungnahmen. Fink selbst absolvierte neben seiner Trainingsarbeit einen Medien- und Rechtfertigungs-Marathon: Samstag Pressekonferenz und TV-Statements, Sonntag nach dem Training TV-Statements, Sonntagabend TV-Studio, Montag TV-Statements, Interviewrunde, Mittwoch PK. Zwischendurch kümmert er sich um seine Mannschaft.

Wette mit dem Team

Gebetsmühlenartig wiederholen Fink, Sportchef Frank Arnesen und Klubboss Carl Jarchow seit der Niederlage gegen Freiburg die eiligst in der Krise gefunden Sprachregelung, mit den Elementen: Die Mannschaft hat schon gezeigt, dass sie es kann. Wir haben es immer noch in der eigenen Hand. Wir waren auch schon mal Letzter. Wir müssen uns im Strafraum mehr konzentrieren. Wir haben noch acht Endspiele.

Was intern passiert, kann man nur ahnen. Einen Psychologen dürfen die Spieler hinzuziehen, müssen es aber nicht. Untereinander sollten sie sich aussprechen. In den Trainingsinhalten geht es um Taktik und das Vermeiden von Gegentoren nach Standardsituationen. Sogar eine Wette hat der Coach seinen Spielern angeboten: "Die Mannschaft zahlt bei Standard-Gegentoren und bekommt Geld, wenn sie keine Treffer kassiert."

Ein Umdenken will der Trainer bei seinen Spielern nach den ersten Gesprächen ausgemacht haben: "Die Mannschaft hat jetzt kapiert, dass wir im Abstiegskampf stehen", behauptet Fink, "vielleicht haben einige nach dem Unentschieden in Mönchengladbach schon gedacht, das war´s."

Labilität der Mannschaft ein Rätsel

Er selbst hatte zu Beginn der Rückrunde noch die Parole ausgegeben, nach oben zu schauen: "Wer nur vom Abstieg spricht, kommt unten nicht raus. Wir haben die Chance, nach oben zu kommen." Heute sagt Fink, dass er die Abstiegsränge nie aus den Augen verloren hatte. Aber vielleicht haben seine Spieler das nicht so mitbekommen? "Eventuell haben einige es etwas schleifen lassen."

Die Labilität seiner Truppe aus Übriggebliebenen der Hoffmann-Ära und Arnesens Chelsea-Schnäppchen ist auch Fink ein Rätsel. "Wir waren vor der Winterpause ein homogenes Team", sagt er und fragt sich nun: "Wen kann ich in der jetzigen Situation gebrauchen?"

Dabei setzt er vor allem auf Erfahrung. Mit Heiko Westermann, Dennis Aogo, Mladen Petric, Jaroslav Drobny und David Jarolim als Vertreter des Teams suchte er das Gespräch. Alle Kaderspieler werden neu bewertet: "Wir analysieren jetzt, wer die Herausforderung annimmt."

Typen sind gesucht, Vorangeher. Wer kann Abstiegskampf? In einer Stadt mit einer so langen Bundesligatradition wie Hamburg werden öffentlich bereits die Namen alter Vorbilder genannt, die zu Zeiten, als Willy Brandt Bundeskanzler war, in roten Hosen kämpften, Gras fraßen, bis das Blut in den Schuhen stand. Fink hat am Montag bereits populär regiert und den freien Tag gestrichen: "Wir müssen Gas geben. Ich gehe fest davon aus, dass wir es schaffen." Der Beweis steht noch aus.

Thorsten Fink im Steckbrief

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