FCK geht gegen antisemitischen Affront vor

SID
Itay Shechter wurde am Sonntag beim Auslaufen von FCK-"Fans" rassistisch beleidigt
© Getty

Auf Tabellenplatz 17 kommen dem 1. FC Kaiserslautern Nebenkriegsschauplätze sehr ungelegen. Doch genau so einen haben die Lauterer jetzt: Am Sonntag bedachte während des Auslaufens der Mannschaft ein Zuschauer den israelischen FCK-Profi Itay Shechter mit antisemitischen Beschimpfungen. Zudem wurde der Hitler-Gruß gezeigt.

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Laut Vereinsangaben soll eine Gruppe von weniger als zehn Personen aus der alten Hooliganszene verantwortlich sein, die seit Jahren Stadionverbot hat. Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) verurteilte den Vorfall aufs Schärfste: "Dafür schäme ich mich", sagte FCK-Fan Beck am Montag in Mainz.

Entsetzt reagierte auch Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden. "Gerade als begeisterter Fußballfan bin ich total schockiert. Denn wenn ausgerechnet der Sport missbraucht wird, um Rassismus und Judenhass zu transportieren, dann ist das eine Schande und ein Skandal für den ganzen deutschen Fußball", wurde Graumann am Montag auf "bild".de zitiert.

Zudem forderte er: "Wer bei uns Antisemitismus und Hitlergruß ausleben will, gehört ins Gefängnis und auf keinen Fußballplatz. Der DFB muss sich hier schneller und lauter äußern. Und beim 1. FC Kaiserslautern muss jetzt sofort viel klarer und energischer gehandelt werden. Wer solche Fans hat, ist gestraft. Wer solche Fans duldet, gehört bestraft. Das sollte viel entschlossener und offensiver vertreten werden."

Polizei konnte am Sonntag Urheber nicht lokalisieren

Ein Vorwurf, der ebenfalls noch für Diskussionen sorgen könnte. Denn der FCK hatte am Nachmittag durch Pressesprecher Christian Gruber verlauten lassen: "Wir haben die Polizei gebeten, den Vorfällen nachzugehen und sie strafrechtlich zu prüfen. Es kann sein, dass der Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt ist."

In einer Presseerklärung des Klubs am Nachmittag hieß es: "Der FCK unterstützt die Polizei und Strafverfolgungsbehörden dabei, Video- und Tonmaterial der anwesenden Rundfunkanstalten auszuwerten und den/die Täter zu identifizieren".

Wolfgang Denzer, Sprecher der Polizeidirektion Kaiserslautern, bestätigte der dapd: "Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen." Spekulationen, die Polizei hätte am Sonntag nicht eingegriffen, um einer Eskalation vorzubeugen, wies Denzer zurück.

"Von uns waren zwei mit der Fanszene vertraute Beamte im Stadion. Sie waren etwa 100 Meter entfernt, als am anderen Ende des Stadions ein Tohuwabohu entstand." Da sie die Urheber aber nicht lokalisieren konnten, hätten die Beamten nicht gleich vor Ort eingreifen können.

Kuntz: "Das sind in unseren Augen keine Fans"

Der FCK fordert auch die am Sonntag anwesenden Fans auf, als Zeugen zu helfen, die Täter zu identifizieren. Im Anschluss an die kurze Trainingseinheit war es am Sonntag zu einer Aussprache mit den Fans gekommen. Dabei kam es allerdings nicht zu weiteren Entgleisungen.

"Bei der Fanaussprache gab es keine rechtsextremistischen Aussagen, Gesten oder Kleidungsstücke", sagte Thomas Hilmes vom Online-Fan-Magazin "Der Betze brennt" der dapd.

Die Verantwortlichen des Tabellen-17. äußerten sich geschockt über die Vorfälle. "Das sind in unseren Augen keine Fans", sagte Lauterns Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz dem "SWR"-Fernsehen.

Lauterer Anhänger begrüßen das entschlossene Vorgehen des Vereins gegen die Rechtsradikalen. "Das ist nicht nur gut, dass der Verein da aktiv wird, es ist aus meiner Sicht auch ein absolutes Muss", heißt es in einem der vielen Kommentare im Fanforum der Seite "Der Betze brennt". "Mein Verein darf und will Nazis und ihren saublöden, verletzenden Provokationen keine Bühne bieten."

Itay Shechter im Steckbrief

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