Und ewig grätscht der Lala

SID
Für die 96-Fans ist Altin Lala eine lebende Legende
© Getty

Der Ehrgeiz ist seine größte Triebfeder. Ackern, grätschen, kämpfen - Drecksarbeit halt. Dinge, um die manch Edeltechniker einen großen Bogen macht, gehören für Altin Lala zu den liebsten Aufgaben. Wo die Grashalme an Halt verlieren, ist der Mittelfeldspieler oft nicht weit.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bei Hannover 96 gehört der kleine Kämpfer mit dem großen Herzen fast schon zum Inventar. Man schätzt sich, man mag sich, man respektiert sich. Zuweilen schießt der Albaner jedoch auch im reifen Fußballeralter von 36 Jahren über das Ziel hinaus.

So geschehen zu Beginn der Woche. Lala fühlte sich im Training ungerecht behandelt und fuhr Co-Trainer Norbert Düwel barsch an. Coach Mirko Slomka reagierte auf die Verbalattacke und suspendierte den Routinier kurzerhand bis zum kommenden Montag. Sieben Tage Pause also.

Lala mag das wie eine Ewigkeit vorkommen. Seine Karriere befindet sich auf der Zielgeraden, die laufende Saison ist die Abschiedstournee. Da ist jede Trainingseinheit, jede Sekunde in der Kabine eine kleine Kostbarkeit. Von den Spielen gar nicht zu reden.

Albaner seit 1998 in Hannover

Seinen Stammplatz ist der Abräumer bei den Niedersachsen zwar schon lange los, doch als Ergänzungsspieler war er in dieser Saison hin und wieder dabei. Auch beim Europa-League-Spiel am Donnerstagabend gegen den FC Brügge hatte er auf ein paar Minuten Einsatzzeit gehofft.

Durch seinen Ausraster beraubte er sich dieser vielleicht letzten Chance auf internationale Atmosphäre selbst. Ein bitterer Schlag. Zumal Lala mit dem Klub seit 1998 sämtliche Höhen und Tiefen das Geschäfts durchwanderte.

Als 19-Jähriger hatte er sich bei einem Länderspiel der albanischen Junioren-Nationalmannschaft von seinem Tross abgesetzt und Asyl beantragt. Über Borussia Fulda führte ihn sein Weg schließlich nach Hannover. Der Verein hatte wie Lala selbst turbulente Zeiten hinter sich.

Gemeinsam schaffte man es wieder in ruhige Gewässer und stieg als Regionalligameister in die 2. Liga auf. Vier Jahre später gelang dann der Sprung in die Bundesliga. Auch hier blieb der Mittelfeldspieler unverzichtbarer Leistungsträger und war zeitweise 96-Kapitän.

"Würde dem Fußball gerne treu bleiben"

Lala hat in all den Jahren viele kommen und noch mehr gehen sehen: Trainer, Manager, Spieler, Betreuer. Er ist der dienstälteste Profi im Kader. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Er wird nicht verlängert. Der Abschied ist nah.

"Ich würde dem Fußball gerne treu bleiben und weiter regelmäßig ins Stadion gehen. Ob als Fan oder Mitarbeiter des Vereins muss man abwarten", sagte Lala im Januar im Wintertrainingslager in Portugal.

Nach bisher 293 Punktspielen im 96-Trikot dürfte sein Verbleib bei den Hannoveranern eigentlich Formsache sein. Der Ausraster am vergangenen Montag ist nur ein Wimpernschlag in seiner langen Karriere, der Kratzer an Lalas Denkmal kaum zu sehen.

Altin Lala im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema