Hertha BSC: Ein fataler Trugschluss

Von Jochen Tittmar
Hertha BSC in der Krise: Trainer Michael Skibbe und Manager Michael Preetz sind enttäuscht
© Getty

Fehlende Weitsicht in der Schlammschlacht um Markus Babbels Weiterbeschäftigung hat bei Hertha BSC eine in weiten Teilen solide Hinserie verwelken lassen. Die Lösung im Abstiegskampf soll ein Rückkehrer sein. Ein weiterer Trugschluss? Ein Kommentar von Jochen Tittmar.

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In der Bundesliga hat ein Aufsteiger immer einen gewissen Bonus. In der neuen Spielklasse werden beispielsweise Anlaufschwierigkeiten generöser akzeptiert, letztlich zählt im ersten Jahr sowieso nur der Klassenerhalt. Bei Hertha BSC war das vor dieser Spielzeit nicht anders, lediglich die qualitativen Voraussetzungen unterschieden sich vom klassischen Neuankömmling.

Durch den personell stärker besetzten - und damit einhergehend auch teueren - Kader als Vereine wie Kaiserslautern, Augsburg oder Freiburg und die Euphoriewelle in der Hauptstadt hatten die Berliner schon vor Saisonstart ein solides Fundament geschaffen, um die gesicherten Tabellenränge anzuvisieren. Dies schlug sich in weiten Teilen der Hinrunde in den Darbietungen des Teams nieder und überraschte daher auch kaum.

Dieses Fundament wurde allerdings fahrlässig und ohne Weitblick eingerissen. Dass sich die Posse um Markus Babbels Weiterbeschäftigung quälend lange hinzog, war bereits äußerst unnötig. Dass die Verantwortlichen um Manager Michael Preetz jedoch lange Zeit den Gedanken von sich wiesen, die ständig neu befeuerte Unruhe könne sich auf die Stabilität der Mannschaft auswirken, erwies sich wenig überraschend als fataler Trugschluss.

Ob in der Angelegenheit nun Babbel oder Preetz gelogen hat, ist längst nebensächlich. Als starker Mann der Berliner hätte Preetz die innerbetrieblichen Spannungen jedoch deutlich früher erkennen und kräftig entgegensteuern müssen. Die allgemeine Verunsicherung im Verein und der Stadt übertrug sich in der hektischen Metropole wie ein Lauffeuer auf die Mannschaft, die seitdem viele Prozente ihrer Qualität verloren hat. Ohne Not hat sich Hertha BSC damit selbst in den Abstiegskampf gezogen und die mehr als solide Hinrunde verwelken lassen.

Das bewusste Vabanquespiel ging schief und muss letztlich von Preetz verantwortet werden. Dessen Vita als Geschäftsführer Sport lässt nach zweieinhalb Jahren mit drei verschlissenen Trainern und einem Abstieg ohnehin noch deutlich Luft nach oben zu. Die Kritik, die nun von allen Seiten auf den Klub einprasselt, konzentriert sich aber nicht unerheblich auf den neuen Trainer Michael Skibbe.

Der muss nach dem Null-Punkte-Start mit einem noch stärker desorientierten und von Verletzungssorgen geplagten Team in Windeseile eine aufgrund der angespannten Finanzlage durchaus existenzbedrohende Krise abwenden. Skibbe sieht in der Rückkehr des gesperrten Raffael, von Babbel am Saisonbeginn noch öffentlich angezählt, die Lösung der auf ein Minimum verkümmerten Umschaltbewegung und verbindet damit die Hoffnung auf eine baldige Leistungsexplosion der gesamten Truppe. Wenn die Hertha da mal in der momentanen Einschätzung dieser Personalie nicht dem nächsten Trugschluss unterliegt...

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