Köln: Die Suche nach Konstanz

Von Christian Bernhard
Lukas Podolski (M.) und sein Trainer Stale Solbakken liegen sich in den Armen
© Getty

Die Bundesligisten bereiten sich auf die Rückrunde vor. In den Tagen vor dem Start in die zweite Saisonhälfte beleuchtet SPOX alle 18 Klubs. Dieses Mal: Der 1. FC Köln.

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So lief die Vorrunde

Mit Stale Solbakken startete der FC mit seinem absoluten Wunschtrainer in die neue Saison - die begann allerdings mit zwei Klatschen gegen Wolfsburg und Schalke. Der dramatische 4:3-Sieg in Hamburg am 4. Spieltag war der erste Dreier und läutete die beste FC-Phase ein (fünf Siege in acht Spielen).

Schwach war das Hinrundenende mit nur einem Sieg in den letzten sechs Spielen vor der Winterpause. Trotzdem können sich 21 Punkte sehen lassen - vor allem, weil einige Leistungsträger (Geromel, Novakovic) lange verletzt ausfielen und die Spieler zu Beginn Probleme hatten, die Ideen Solbakkens umzusetzen.

"Wir hatten anfangs große Probleme damit, aber jetzt ist es automatisiert", sagte Geromel dem "Kicker" im Winter-Trainingslager. Solbakken räumte in Portugal ein, dass die spieltaktischen Automatismen für ihn klar gewesen seien, nicht aber für seine Spieler: "Das habe ich unterschätzt. Viele haben gedacht, was muss ich jetzt machen und haben dabei ihren Instinkt verloren." Nun scheinen die anfänglichen Probleme ausgeräumt.

Neben dem Platz sorgte der überraschende Rücktritt von Wolfgang Overath auf der turbulenten Mitgliederversammlung im November für Aufsehen.

Das war gut

Obwohl die Mannschaft Zeit gebraucht hat, Solbakkens Ideen zu verstehen, hat sie 21 Punkte geholt - nur einmal in den letzten zehn Jahren sammelte der FC in der Hinrunde mehr.

Nicht nur gut, sondern herausragend war Lukas Podolskis Halbserie: 14 Tore und fünf Vorlagen in 16 Spielen bedeuten Rekord für das FC-Idol. Ganz stark war auch die Kölner Chancenverwertung: 41,5 Prozent sind ligaspitze. Überhaupt können sich die 27 Tore sehen lassen, vor allem wenn man bedenkt, dass Novakovic seit dem 9. Spieltag nicht gespielt hat.

Die Defensiv-Neuzugänge Sereno und Jemal erwiesen sich als große Verstärkungen und das Team hat Solbakkens Ideen wohlwollend aufgenommen. "Man merkt, dass uns die Philosophie des Trainers in Fleisch und Blut übergegangen ist", sagte Kapitän Geromel.

Die Ruhe der Vereinsführung trotz des schlechten Saisonstarts (ein Punkt und neun Gegentore aus drei Spielen) machte sich bezahlt, Solbakken wurde zu jeder Zeit der Rücken freigehalten.

Das muss besser werden

In erster Linie muss der FC Konstanz reinbringen. Die Hinrunde glich ergebnis- und leistungsmäßig zu oft einer Achterbahnfahrt: Vom siebten bis zwölften Spieltag wechselten sich Sieg und Niederlage ab.

Auswärts präsentierte sich das Team ein ums andere Mal ganz schwach, so setzte es gegen Schalke, Hertha und Dortmund Klatschen. Immer wieder brach die Mannschaft nach dem ersten Gegentor auseinander, so wie beim 0:3 in München zum Hinrundenabschluss, wo der FC knapp 60 Minuten in Überzahl agierte.

35 Gegentore sind ebenfalls viel zu viel, waren aber zum Teil auch den vielen Verletzungen und Ausfällen in der Defensive geschuldet. Trotzdem muss die Arbeit in der Rückwärtsbewegung besser werden. Solbakken glaubt, dass "wir vielleicht zehn bis 15 Tore weniger kassieren werden".

Für Unruhe hat in den vergangenen Wochen vermehrt die öffentliche Diskussion um die Vertragsverhandlungen von Podolski gesorgt. Verein und Spieler versuchen, das Thema nicht zu sehr ins Zentrum zu stellen - das gelingt bei der Brisanz der Sache aber nur schwer. Der Mannschaft wäre sicher geholfen, wenn sich diese Thematik nicht zu lange hinziehen würde, auch wenn das momentan nur schwer vorstellbar ist.

Spieler im Fokus

Milivoje Novakovic. Zu Saisonbeginn harmonierten Novakovic und Podolski prächtig, beim 4:1 in Leverkusen demonstrierten sie das auf beeindruckende Art und Weise.

Eine hartnäckige Muskelverletzung stoppte den Slowenen Anfang Oktober aber - von da an lag die Offensivlast alleine auf den Schultern Podolskis. "Ich war lange auf mich allein gestellt. Das ist nicht einfach. Nova und ich haben schon oft gezeigt, dass das mit uns passt", sagte Podolski kürzlich.

Nun ist Novakovic wieder zurück, er trainierte in Portugal voll mit und feierte im Test gegen Hannover sein Comeback. "Er hat eine hervorragende Trainingswoche in Portugal hingelegt", sagte Solbakken. Bleibt er fit, wird der FC in der Offensive an Durchschlagskraft hinzugewinnen und gleichzeitig Podolski entlasten.

Prognose

Der FC steht mitten im Mittelfeld: Fünf Zähler fehlen auf die Europa-League-Plätze, fünf auf den Relegationsrang.

"Wir stehen mit 21 Punkten gut da, wollen noch ein paar Plätze nach oben klettern und den Abstiegskampf schnell abhaken", gibt Podolski die Marschrichtung vor - und warnt gleichzeitig vor zu hoher Euphorie: "Jetzt von der Europa League zu träumen, ist aber zu hoch gegriffen. Dafür haben wir in der Hinrunde ein paar Punkte zu viel liegen lassen."

Mit dem Abstieg dürfte der FC nichts zu tun haben, dafür steckt zu viel Qualität im Kader. Für die internationalen Plätze dürfte es allerdings auch noch nicht reichen. Ein einstelliger Tabellenplatz ist aber drin.

1. FC Köln: Der Kader im Überblick