Herthas Ebert: Beständig unbeständig

Von SPOX
Herthas Patrick Ebert (r.) bekam von Trainer Markus Babbel zuletzt eine Art Denkpause
© Getty

Hertha-Trainer Markus Babbel will seinen Schützling mit einer Kreativpause zurück in die Spur bringen. In Dortmund greift Mohamed Zidan ganz langsam wieder an. Ärger gibt's dagegen in Mainz wegen der Arbeitsmoral eines Zugangs.

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Werder Bremen: In den Kader hatte er es natürlich schon noch geschafft - die Startelf war für Marko Marin aber diesmal keine Option. Trainer Thomas Schaaf vertraute lieber Mehmet Ekici, der bei seinen (Kurz-)Einsätzen davor auf der Zehnerposition einen besseren Eindruck machte als Marin. In Mainz änderte sich Werders Spiel dann insofern, dass Ekici mehr Struktur einbrachte, der erste Sieg nach drei Spielen ohne Dreier davor dürfte Schaaf in seinem Wechsel durchaus bestätigen. Ekicis strategisches Gespür scheint in der Schaltzentrale wertvoller als Marins Vorzüge. Zudem freundet er sich nach einer schwierigen Anlaufphase nun immer mehr mit dem Bremer Spiel an und bringt seine Stärken vermehrt ein.

Borussia Dortmund: Um Mohamed Zidan ist es recht ruhig geworden. Der Ägypter war am Oberschenkel verletzt und hat seitdem den Anschluss an die Bundesligamannschaft etwas verloren. Zuletzt verdingte sich Zidan mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga, traf dort auch beim 5:0 gegen Elversberg. 59 Minuten durfte er im offensiven Mittelfeld spielen und kommt da auch langsam wieder in Fahrt. Ein kleiner Lichtblick, nachdem Zidan vor seiner Verletzung einige Male gar nicht im Kader der Profis stand und bislang auf lediglich 32 Minuten Spielzeit kommt. Dazu kommt, dass "seine" Position beim Meister mit Shinji Kagawa, Mario Götze und bei der Rückkehr von Lucas Barrios auch mit Robert Lewandowski super bestückt ist.

VfB Stuttgart: Julian Schieber und Matthieu Delpierre sind endlich wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, beide haben in dieser Saison noch keine Minute gespielt. Die frohe Kunde wird über kurz oder lang aber auch Konfliktpotenzial bergen: Delpierres Stellvertreter Maza hat voll eingeschlagen, bisher alle Spiele komplett bestritten und harmoniert mit dem ebenfalls stark verbesserten Serdar Tasci in der Innenverteidigung. Bei Schieber liegt der Fall ähnlich: Zwar hat Cacau bis jetzt keine überragende Saison gespielt und wirkt manches Mal auch zu mürrisch - bis zur Winterpause dürfte Trainer Bruno Labbadia aber im 4-2-3-1 keinen Wechsel mehr in der Spitze vornehmen. Da auch Martin Harnik bisher eine sehr vernünftige Saison spielt, bliebe für Schieber noch die Planstelle im linken offensiven Mittelfeld. Der Kontrahent: Shinji Okazaki.

Hertha BSC: Patrick Ebert bestätigt derzeit einmal mehr: Beständig ist bei ihm (fast) nur seine Unbeständigkeit. Gegen Wolfsburg nahm ihn Trainer Markus Babbel aus dem Kader. "Ich hatte einfach das Gefühl, es geht so nicht weiter. Ich will da nicht den harten Hund spielen. Es geht mir allein um den Erfolg", begründete der Trainer seine Entscheidung. "Er hat die Klasse, aber er bringt die Qualität im Moment nicht rüber. Jetzt soll er sich besinnen. Er hat ja schon unter Beweis gestellt, dass er wichtig für uns ist." In der Tat hatte Ebert in dieser Saison auch schon starke Phasen, in den letzten Wochen ging es aber wieder deutlich bergab. Der Grund: "Es ist die taktische Disziplin. Ohne die kann auch Barcelona nicht bestehen. Er will oft zuviel und steht sich dabei dann selbst im Weg. Er muss lernen, auch seinen Mitspielern zu vertrauen", sagt Babbel. Nicht die besten Voraussetzungen für den 24-Jährigen: Sein Vertrag läuft Ende dieser Saison aus.

FC Augsburg: Der FCA bleibt weiter vom Verletzungspech verfolgt. Der Ausfall von Kapitän Uwe Möhrle wiegt insofern besonders schwer, weil es sich dabei erneut um einen eigentlich gesetzten Vertreter auf seiner Position handelt. Und: Gerade in der Innenverteidigung hat der Aufsteiger mit die größten Probleme. Zwar hat sich Sebastian Langkamp einigermaßen festgespielt, dahinter bleiben mit Jonas de Roeck und vor allen Dingen Gibril Sankoh nur zwei Wackelkandidaten. Sankoh schaffte in Köln zuletzt sogar das Kunststück, Jos Luhukay nach seiner Einwechslung derart zu verärgern, dass der Trainer den Niederländer schon zur Pause wieder vom Platz nahm. Sankoh wandelt auf einem schmalen Grat, weil er partout nicht aus seinen Fehlern lernt. De Roeck war bisher zwar solide, dem Belgier fehlt es bisweilen aber an der Geschwindigkeit für die erste Liga. Alternativ böte sich nur noch eine Rückversetzung von Jan-Ingwer Callsen-Bracker in die Abwehr an.

FSV Mainz 05: Einer der Gründe für den Mainzer Absturz mit nun neun Spielen am Stück ohne Sieg ist sicherlich die verheerende Chancenverwertung der Mannschaft. Mainz hat derzeit keinen Knipser im Team, der die Lücke des abgewanderten Andre Schürrle (15 Tore letzte Saison) auch nur annähernd schließen könnte. Eric-Maxim Choupo-Moting ist mit drei Treffern noch bester Angreifer, Sami Allagui hat zwar zweimal getroffen, ist aber seit Wochen außer Form. Und von den Zugängen Anthony Ujah und Mario Gavranovic kam diesbezüglich noch gar keine Hilfe. Besonders der Schweizer wird zunehmen kritisch beäugt. "Wir erwarten uns mehr von ihm", sagt Co-Trainer Arno Michels über Gavranovic. "Immer mal wieder blitzt seine Klasse auf, doch da muss dauerhaft mehr kommen. Es liegt an ihm, an seiner Bereitschaft, sich einzubringen." In anderen Worten: Gavranovic drängt sich in den Trainingseinheiten nicht genügend auf, offenbar verlässt er sich zu sehr auf sein Talent. Der zum Stürmer umfunktionierte Florian Heller ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder bei hundert Prozent, Adam Szalai hat noch Trainingsrückstand.

VfL Wolfsburg: Mario Mandzukic ist krank, Srdjan Lakic am Meniskus verletzt, Patrick Helmes unter Felix Magath sowieso außen vor - langsam gehen dem VfL die Stürmer aus. In den letzten Partien durften sich schon Ja-Cheol Koo und Ashkan Dejagah in vordester Front probieren. Aber was ist eigentlich mit Nachwuchshoffnung Kevin Scheidhauer, der in der Vorbereitung fast so viel Einsatzzeit wie Mandzukic und Lakic bekam?

"Er bringt vieles mit, soll aber langsam herangeführt werden", sagte Magath damals. Der 19-Jährige, der die A-Jugend vergangene Saison mit 23 Toren (drei davon im Finale) zur deutschen Meisterschaft schoss, stand diese Spielzeit immer in der Regionalliga-Startelf der Zweiten, hat dort vier Tore erzielt. Dennoch ist er bei Magath außen vor.

Einen Grund brachte der Trainer der Zweiten, Lorenz-Günther Köstner, neulich im "Kicker"-Interview vor. "Viele der jungen Spieler haben noch nicht die richtige Lei­denschaft für ihre neue Mannschaft gefunden", klagte der Coach. Spielern wie Tolga Cigerci und Scheidhauer habe die Profi-Luft nicht sonderlich gut getan. "Wenn sie bei uns, also drei Klassen tiefer, sind, fehlt es ihnen öfter an der richtigen Einstellung zur Mann­schaft." Heißt also: Junioren-Nationalspieler Scheidhauer muss erst an seiner Einstellung arbeiten.

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