Cisse: Ein Vorbild - aber auch eine Belastung

Von SPOX
Papiss Demba Cisse erzielte in dieser Saison bislang vier Tore für den SC Freiburg
© Getty

In der letzten Saison schoss Demba Papiss Cisse 22 Tore für den SC Freiburg. Nach seinem gescheiterten Wechsel im Sommer fiel der Senegalese allerdings ins Leistungsloch. Der Verein versucht mit ungewöhnlichen Mitteln zu helfen und erarbeitete mit dem Torjäger einen neuen Vertrag, steht ihm aber auch kritisch gegenüber.

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Mit traurigen Augen und hängendem Kopf verließ Papiss Demba Cisse am letzten Samstag die Allianz Arena. Der Senegalese hatte soeben mit dem SC Freiburg 0:7 beim FC Bayern verloren und wenn die Münchner noch etwas energischer zu Werke gegangen wären, wäre Borussia Dortmund vom fiesesten aller Negativrekorde der Bundesligageschichte erlöst worden. 1978 verlor der BVB in Mönchengladbach 0:12.

Cisse trug ein Baseball-Cap tief ins Gesicht gezogen und ging sämtlichen Interviewwünschen aus dem Weg.

Monatelang hatte der Stürmer mit einem Abschied aus Freiburg kokettiert und seinen Wunsch nach einer beruflichen Veränderung der Vereinsführung auch mehrfach kundgetan. Freiburg war bereit zu verhandeln und tat dies auch; die Angebote lagen aber weit unter der festgelegten Ablösesumme.

Dufner: "Situation belastet die Mannschaft"

"Wir wollen Papiss nicht die Zukunft verbauen, aber kein Verein kam unseren Vorstellungen nahe", erklärte Sportdirektor Dirk Dufner noch einmal nach dem Bayern-Spiel.

Bis zuletzt hatte Cisse gehofft, Freiburg verlassen zu können, doch am 1. September war er immer noch Spieler des Sport-Club. In München wirkte er auf dem Platz auffallend lustlos. Der geplatzte Wechsel beschäftigt ihn mehr, als dem Verein lieb ist.

"Dass er nicht gerade glücklich ist, sieht man ja", sagte Verteidiger Oliver Barth angesäuert. Dufner betonte im Gespräch mit SPOX, dass Cisse ein "vorbildlicher Profi" ist, "den jeder mag." Aber auch den Sportdirektor stört die permanente Fixierung auf Cisses Person: "Es ist belastend für die Mannschaft, wenn sich die ganze Vorbereitung und auch die ersten Saisonspiele immer nur um einen Spieler drehen."

Dennoch hat Dufner Verständnis für Cisses Gemütslage. "Cisse hat eine andere Mentalität, deshalb hat ihn unsere Entscheidung, ihn nicht zu verkaufen, besonders hart getroffen. Er ist nicht so fröhlich und offen wie sonst und zeigt in manchen Situationen, dass er enttäuscht ist. Aber das ist nur menschlich."

Zugeständnisse an Cisse

Als Motivationsspritze greift der SC zu ungewöhnlichen Maßnahmen - mit einer Gehaltserhöhung und einem Versprechen.

"Wir haben Papiss' Gehalt den Leistungen, die er gezeigt hat, im Rahmen unserer Möglichkeiten angeglichen", kommentierte Dufner die am Donnerstag erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen gegenüber der "Badischen Zeitung".

Neben mehr Geld sicherte der Klub dem Senegalesen zudem zu, dass er den Verein im kommenden Sommer auf jeden Fall verlassen darf für eine angemessene Summe.

Cisse soll auch in dieser Saison ein Leistungsträger bleiben. "Vom Potenzial her kann er noch einmal eine solche Saison spielen wie die vergangene", sagte Dufner - wohl wissend, wie abhängig die Freiburger von Cisse sind. In der vergangenen Saison hatte er dem SC mit 22 Toren den Klassenerhalt fast im Alleingang gesichert.

Keine Neuausrichtung der Spielweise

Die Freiburger haben allerdings genügend andere Probleme, um sich den Luxus gönnen zu können, sich ausschließlich mit den Launen eines einzelnen Spielers zu beschäftigen, dem der Verein zwar viel zu verdanken hat, der mit seinem Verhalten aber sowohl sich selbst, als auch dem Verein in den letzten zwei Wochen geschadet hat.

16 Gegentore hat Freiburg in den ersten fünf Spielen kassiert, in den letzten beiden Auswärtspartien zwölf. Vor allem der Auftritt in München lässt an der Bundesligatauglichkeit der Mannschaft zweifeln. "Die Niederlage war in der Höhe noch schmeichelhaft für uns. Außer dem Torhüter hatte jeder Spieler seinen Anteil an dieser Klatsche", sagte Dufner.

An eine Neuausrichtung der Spielweise verschwendet Dufner aber keine Gedanken: "Wir haben ein bestimmtes System, dasauf attraktiven Fußball ausgelegt ist. Das muss man auch gegen den FC Bayern aufrechterhalten."

Scharfe Kritik an Sorg

Trainer Marcus Sorg hat die volle Rückendeckung des Vereins. Doch von außen gibt erste kritische Stimmen. Niki Spilewski, Berater von Bankdrücker Anton Putsila, schoss via "Bild" scharf gegen den Coach.

"Ich verstehe die Welt nicht mehr. In Freiburg spielt Putsila plötzlich keine Rolle mehr und in der Nationalmannschaft ist er unumstrittener Stammspieler, spielt da sehr gut. Ich bin überzeugt, dass Anton mit seiner Qualität eine große Hilfe für den SC wäre - auch zuletzt gegen die Bayern", wird Spilewski zitiert.

Unter Robin Dutt war der defensiven Mittelfeldspieler aus Weißrussland Stammkraft, in dieser Saison stand er erst 73 Minuten auf dem Feld.

Der nächste Gegner kommt vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. "So ein Spiel wie in München willst du nicht lange im Koppf haben. Gott sei Dank spielen wir schon am Freitag wieder und dann auch noch gegen Stuttgart", sagte Dufner.

Es kann keine bessere Gelegenheit zur Wiedergutmachung geben als das Baden-Württemberg-Derby. In der vergangenen Saison konnte der SCF übrigens beide Spiele gegen den VfB für sich entscheiden. Cisse traf dabei beim 2:1-Heimsieg. Ein Deja-vu am Freitag würde helfen - dem Stürmer und dem SC Freiburg.

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