Opfer, Verlierer und Verletzte

Von Walandi Tsantiridis
Danijel Pranjic bestritt diese Saison noch kein Bundesliga-Spiel für den FC Bayern
© Getty

Ob Danijel Pranjic, Thomas Kahlenberg oder Peer Kluge. Sie waren Stammspieler und Hoffnungsträger. Nach den ersten Bundesliga-Spieltagen stehen sie inzwischen auf dem Abstellgleis - mit nicht einer einzig gespielten Spielminute.

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Danijel Pranjic (29, FC Bayern): Er kann linker Außenverteidiger spielen. Doch da stehen Kapitän Lahm und Diego Contento vor ihm. Er kann links offensiv agieren, doch da haben Ribery und Müller die Nase vorn. Und Pranjic kann im defensiven Mittelfeld spielen, aber da kämpfen Tymoschtschuk, Gustavo und Kroos um den Platz neben Bastian Schweinsteiger.

Für den Kroaten ist diese Situation jedoch aus den vergangenen beiden Jahren in München nicht gänzlich unbekannt. Allen Unkenrufen zum Trotz weist er insgesamt 48 Bundesliga- und 16 Champions-League-Einsätze auf. Und Bayern-Trainer Jupp Heynckes macht ihm Hoffnung: "Jeder bekommt das Gefühl, dass er wertvoll ist."

Dennoch: Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus und verlängert sich erst automatisch, wenn er mehr als 25 Pflichtspiele absolviert. Immerhin in der Nationalmannschaft hat der Kroate Aussicht wieder zu spielen, nachdem er sich bei Trainer Slaven Bilic für seinen verweigerten Handschlag entschuldigt hat.

Sandro Wagner (23, Werder Bremen): Vergessen sind die Leistungen der abgelaufenen Saison, als er mit seinen fünf Toren in 23 Spielen maßgeblich an der Bremer Rettung beteiligt war. Die bittere Pille bekam Sandro Wagner vor kurzem zu spüren, als er nicht einmal für ein Testspiel gegen Fenerbahce im Kader stand. Dabei gab Trainer Thomas Schaaf in diesem Spiel den Reservisten die Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. "Jeder kann sich zeigen. Und wenn das nicht klappt, hat man sich nicht qualifiziert", erklärte Schaaf den Verzicht auf Wagner.

Es ist allerdings ein klarer Fingerzeig, wie unzufrieden die sportliche Leitung mit dem Stürmer ist. Nach schwachen Trainingsleistungen verbannte ihn Schaaf bereits in die U 23. Ein Wechsel nach Frankfurt und eine Rückkehr nach Duisburg vor Ende der Transferperiode scheiterten. Damit bleibt ihm lediglich die Reservistenrolle bei Werder Bremen.

Thomas Kahlenberg (28, VfL Wolfsburg): Es war eine kurze Rückkehr: Thomas Kahlenberg trainierte im August nach seiner Patellasehnenverletzung wieder bei den VfL-Profis mit - nach vier Wochen Verletzungspause. Bei der Nachmittagseinheit schickte ihn Trainer Felix Magath erneut zur VfL-Reserve. Die Begründung: "Thomas ist noch nicht soweit, deshalb soll er erstmal bei unseren Amateuren mitmachen", so Magath.

Der Däne ließ bereits in seiner Heimat seinem Unmut freien Lauf: "Ich bin genervt. Bei den Aussichten, die ich in Wolfsburg habe, hätte ich den Verein liebend gern verlassen." Dies scheitere jedoch an vernünftigen Angeboten. Zu seiner Degradierung in die Reserve-Mannschaft äußert er: "Es ist unklar, wie lange ich überhaupt dort mittrainiere - ob es ein Monat ist, oder bis ich den Verein wechsle." Deutliche Worte, nachdem der Mittelfeldspieler in der abgelaufenen Saison noch 14 Spiele für die Wölfe bestritt.

"Es ist ein Zeichen, dass Wolfsburg überhaupt nicht mehr mit mir plant. Selbst wenn ich wieder bei der ersten Mannschaft wäre, bekäme ich sicher keine Einsatzzeiten. Es ist frustrierend. Aber ich kann es nur professionell nehmen."

Manuel Friedrich (31, Bayer Leverkusen): Der 31-Jährige ist unter dem neuen Bayer-Trainer Robin Dutt wie zuletzt unter Jupp Heynckes nur noch zweite Wahl und aktuell die Nummer vier in Bayers Abwehrzentrum. Stefan Reinartz, Ömer Toprak und Daniel Schwaab stehen vor ihm, sind aber allesamt 22 Jahre alt oder jünger.

Eine ähnliche Situation für den Innenverteidiger wie im letzten Jahr: Nach dem verpatzten Rückrunden-Auftakt gegen den BVB stand Manuel Friedrich in der Rückrunde insgesamt gerade mal 17 Minuten auf dem Platz. Ärger machte der Ex-Nationalspieler deshalb dennoch nicht.

Nach Michael Ballack ist Friedrich der zweitälteste Spieler im jungen Kader von Bayer Leverkusen. Und auch hier zeichnet sich eine Parallele zu seinen Einsatzchancen wie bei Ballack ab. "Auf Dauer werden wir bei den Belastungen rotieren müssen. Vier gute Innenverteidiger sind für Meisterschaft und Champions League absolut notwendig. Und wenn es einen gesunden Wettstreit um die zwei Positionen gibt, pusht das alle vier in ihren Leistungen", so Friedrich.

Albert Bunjaku (27, 1. FC Nürnberg): Er war mit zwölf Toren erfolgreichster Schütze des 1. FC Nürnberg in der Saison 2009/2010 und WM-Teilnehmer in Südafrika. Dann folgte die bittere Verletzung am dritten Spieltag der abgelaufenen Saison im Spiel gegen den Hamburger SV.

Albert Bunjaku hatte sich nach seinem Knorpelschaden im Knie bereits wieder an die erste Mannschaft des 1. FC Nürnberg herangekämpft. Dann verbaute sich der Schweizer seine Einsatzchancen selbst, als er beim Spiel mit der U 23 gegen den SC Freiburg II eine Rote Karte kassierte. Die Folge: drei Spiele Sperre. Bis zum Ablauf der Sperre war er somit für alle Meisterschaftsspiele des Clubs gesperrt - inklusive der Auswärtspartie am vergangenen Wochenende beim 1. FC Köln. Ohne Rotsperre aus der 2. Mannschaft wäre er laut Hecking schon in Köln eine ernsthafte Alternative gewesen.

Peer Kluge (30, FC Schalke 04): Letzte Saison noch Leistungsträger in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Champions League, steht Peer Kluge derzeit vorübergehend auf dem Abstellgleis. Bereits während der Vorbereitung ließ der ansonsten ruhige Kluge klare Worte verlauten: "Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde das sehr merkwürdig. Ich habe immer Leistung gebracht." Der Ex-Nürnberger wechselte in der Winterpause 2010 nach Gelsenkirchen und gehörte in der vergangenen Saison zu den konstantesten Schalkern und erhielt bei seinen 22 Einsätzen oftmals die Bestnote.

Sportdirektor Horst Heldt zeigte für dessen Unmut Verständnis: "Unzufriedenheit gehört dazu. Es wird immer Spieler geben, die unzufrieden sind, weil wir mehr Spieler im Kader haben, als spielen können. Was mir in diesem Zusammenhang nicht gefallen hat, war, dass der Weg über die Öffentlichkeit gewählt wurde. Wir haben keinen Trainer, mit dem man nicht reden kann."

Ein Muskelfaserriss im Oberschenkel warf den Mittelfeldspieler vor kurzem zurück, daher wird der Kampf im defensiven Mittelfeld gegen die beiden Youngster Lewis Holtby und Papadopoulos momentan schwierig.

Altin Lala (35, Hannover 96): In Hannover hat längst eine neue Generation unter Trainer Mirko Slomka das Kommando übernommen. Dabei steht mit Altin Lala noch einer der alten Haudegen in den eigenen Reihen. Seit 1998 steht der 35-jährige Albaner bereits bei Hannover 96 unter Vertrag und hat seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2002 bisher 175 Bundesligaspiele bestritten.

Seine Funktion als Führungspersönlichkeit bleibt unumstritten. "Altin ist und bleibt eine wichtige Persönlichkeit in unserem Kader. An ihm können sich vor allem unsere jungen Spieler orientieren. Er ist Vorbild in vielerlei Hinsicht und wird uns mit seiner internationalen Erfahrung als albanischer Nationalspieler gerade bei unseren Europapokalspielen wichtige Impulse geben", so Hannover-Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Auch Slomka merkte bereits an, dass sein Wort innerhalb der Mannschaft ein besonderes Gewicht habe. Umso glücklicher zeigten sich alle Beteiligten nach der Vertragsverlängerung für ein weiteres Jahr. "Das Zusammenspiel innerhalb unseres Teams klappt hervorragend zwischen den jüngeren und älteren Spielern. Davon wollen wir jetzt auch international profitieren", so Lala.

Danijel Pranjic im Steckbrief

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