Werder: Luxus in der Problemzone

Von SPOX
Aleksandar Ignjovski spielte gegen den HSV Bremens Linksverteidiger
© Imago

Jahrelang war die Linksverteidigerposition die Schwachstelle von Werder Bremen. Mit Lukas Schmitz und Aleksandar Ignjovski hat Trainer Thomas Schaaf auf einmal zwei brauchbare Optionen. Sportdirektor Frank Arnesen will einen HSV aus Mönchengladbach und Lyon - die Fohlen haben derweil ein Stürmerproblem.

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Werder Bremen: Jahrelang suchte Werder vergeblich nach einem geeigneten Linksverteidiger. Jetzt gibt es innerhalb der Mannschaft sogar einen lebhaften Konkurrenzkampf. Lukas Schmitz wurde für die Position extra vom FC Schalke verpflichtet und absolvierte auch die ersten Spiele recht ordentlich. Beim 2:0 gegen den HSV aber fehlte Schmitz, ihn ersetzt Aleksandar Ignjovski - mit durchschlagendem Erfolg. Der Serbe zeigte eine vorzügliche Leistung und dürfte Trainer Thomas Schaaf die Entscheidung beim Spiel in Nürnberg richtig schwer machen. Schmitz ist nämlich wieder fit. Eigentlich kaum zu glauben, aber Werder hat plötzlich auf der Schwachstelle der letzten Jahre ein echtes Luxusproblem.

1. FC Nürnberg: Der vergangene Montag war einer der schönsten Tage im Leben von Raphael Schäfer: Der Club-Keeper wurde Vater einer kleinen Tochter. Sportlich gibt's derzeit für Schäfer wenig Grund zur Freude. Nürnbergs Kapitän muss seit einiger Zeit verletzt pausieren und wird auch noch bis Ende Oktober fehlen. Weil sich Schäfer-Ersatz Patrick Rakovsky vor dem letzten Wochenende den Finger brach (zehn Wochen Pause), stand in Köln Alexander Stephan zwischen den Pfosten. Die etatmäßige Nummer drei machte seine Sache gut und wird nun bis auf weiteres das Club-Tor hüten. Stephan fehlt damit allerdings der zweiten Mannschaft. Dort stand am Wochenende der erst 17-jährige Alexander Kracun im Kasten - und kassierte gleich eine 1:2-Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt II. Für die Club-Zweite läuft es bislang überhaupt noch nicht. Nach sieben Spielen (erst ein Sieg) rangiert man auf Platz 16. Daran können auch Manuel Zeitz und Wilson Kamavuaka nichts ändern. Das Neuzugang-Duo sollte die zweite Mannschaft führen und sich zudem für die Profis empfehlen. Bislang ohne Erfolg. Eine Alternative für Dieter Hecking wird dagegen schon bald wieder Mike Frantz sein. Auch wenn der Mittelfeldspieler bei seinem ersten Härtetest nach seiner Verletzung an der Niederlage der 2. Mannschaft ebenfalls nichts ändern konnte.

FSV Mainz 05: Der Masterplan klang fast schon zu verlockend, um wahr zu sein: Jan Kirchhoff und Stefan Bell wohnten im Mainzer Kolpinghaus, dem Internat des FSV, lernten zusammen und gingen gemeinsam den Weg Richtung Profifußball. Die beiden waren die Hoffnungsträger des Vereins, sie waren die Innenverteidiger der Zukunft und sie bildeten sogar die Abwehrzentrale der U 21. Doch mittlerweile spricht nur wenig für eine gemeinsame Perspektive in Mainz. Bell wurde in die 2. Liga erst zu 1860 München und nun nach Frankfurt ausgeliehen, bei der Eintracht jedoch hat er den Anschluss verloren. Kirchhoff schien in Mainz bessere Karten zu haben. Aber auch bei ihm läuft es nicht mehr: Obwohl er auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, kam er in dieser Saison erst zu 50 Einsatz-Minuten. In der Startelf stand er entsprechend noch nie. Die Abwehr der Zukunft scheint in Mainz keine Zukunft zu haben.

1899 Hoffenheim: Es ist die neuste Version der Cinderella-Story: In der A-Jugend noch bei Normania Gmünd aussortiert worden, weil er zu klein war, stand Dominik Kaiser beim 4:0-Sieg in Mainz überraschend in der Startelf und hinterließ den gleichen Eindruck, der er bei den beiden Einwechslungen zuvor schon gemacht hatte: grundsolide, wenige Fehler, viel Laufarbeit. Der 22-Jährige ist ein typischer Sechser: zweikampfstark und giftig. Eigenschaften, die Trainer Holger Stanislawski besonders schätzt. Wenn entweder Sebastian Rudy oder wie nun geschehen Sejad Salihovic ausfallen, hat sich Kaiser als erste Alternative etabliert.

Hamburger SV: Beim Bundesliga-Dino sind Durchhalteparolen derzeit en vogue. Michael Oenning mahnt zur Geduld und Gelassenheit und der Sportdirektor steht dem Trainer in nichts nach. Frank Arnesen nimmt sich gleich zwei Vereine zum Vorbild. "Mönchengladbach wäre letzte Saison fast abgestiegen, jetzt sind sie Dritter", sagte Arnesen bei der "Hamburger Morgenpost" über den nächsten Gegner. Und: "Olympique Lyon hat auch klein angefangen." Von beiden Klubs ist der HSV derzeit weit entfernt. Immerhin gelang dem HSV am Dienstag ein 7:0-Testspielsieg gegen den Landesligisten SC Concordia. Dabei wurde Torhüter Jaroslav Drobny von den knapp 1300 Zuschauern bei jedem Ballkontakt hämisch mit Applaus bedacht, Ersatzmann Tom Mickel, der die zweiten 45 Minuten spielte, dagegen gefeiert. Die Fans fordern einen Torwartwechsel, Oenning bleibt - wie üblich - gelassen: "Drobny ist meine Nummer eins."

Borussia Mönchengladbach: Nach der 4:1-Gala gegen Wolfsburg zeigten die Fohlen beim 1:0 gegen Kaiserslautern, dass sie auch die "dreckigen" Spiele gewinnen können. Trainer Lucien Favre war aber vor allem mit der Leistung seiner Stürmer unzufrieden. "Ich muss spezifisch mit unseren Angreifern trainieren", sagte der Schweizer. Ausgerechnet die etatmäßigen Stürmer Mike Hanke und Igor de Camargo sind aber seit Mittwoch außer Gefecht. Hanke leidet an Knieproblemen, de Camargo musste das Training wegen Adduktorenbeschwerden abbrechen. Raul Bobadilla ist erste Alternative. Sollten beide Stürmer gegen den HSV ausfallen, könnte die Stunde von Matthew Leckie schlagen. Der junge Australier hat Favre derzeit einen höheren Stellenwert als ManUnited-Import Joshua King. "Leckie ist nah dran. Er hängt sich im Training rein und hat mir auch in seinen Kurzeinsätzen gut gefallen", sagte Favre. Eine zweite Möglichkeit wäre eine Systemumstellung auf 4-2-3-1 mit Reus auf der Zehn hinter Bobadilla.

FC Augsburg: Lorenzo Davids sieht sich selbst als offensiven linken Mittelfeldspieler. Gegen Leverkusen musste er aber links in der Viererkette ran. Mit sehr bescheidenem Erfolg. Davids war für die Leverkusener Angreifer gedanklich und körperlich schlicht zu langsam, sah bei den beiden letzten Gegentoren schlecht aus. Am Ende musste er sich sogar Pfiffe der eigenen Fans gefallen lassen. Das Problem: Marcel de Jong fällt weiter aus, Axel Bellinghausen sieht Trainer Luhukay im Mittelfeld. Überhaupt stellt er sich schützend vor Davids, der "sich in den Dienst der Mannschaft stellt". Mangels Alternativen könnte Davids auch in Berlin wieder von Beginn an spielen. Luhukay hat ja kaum eine andere Wahl.

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