Gekommen, um zu bleiben

Von Für SPOX im FCB-Trainingslager: Florian Bogner
Der junge Österreicher David Alaba kommt auch bei den Fans des FC Bayern zunehmend gut an
© Getty

Eigentlich schien alles klar: David Alaba spielt ein weiteres Jahr für 1899 Hoffenheim. Doch nun mischt der 19-Jährige plötzlich im Trainingslager des FC Bayern München mit und ist voll motiviert, sich ins Team des Rekordmeisters zu spielen. Und die Chancen auf Einsätze stehen gar nicht so schlecht.

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Als der FC Bayern am 10. Juni eine Pressemitteilung mit dem Betreff "David Alaba verlängert Vertrag vorzeitig bis 2015" herausgab, verwunderte das niemanden. Mit der Vertragsverlängerung legte der FCB lediglich die Grundlage für ein weiteres Leihgeschäft mit 1899 Hoffenheim, so dachte man.

Bei den Kraichgauern war der 19 Jahre alte Österreicher in der Rückrunde schließlich mit 17 Einsätzen vom vielversprechenden Talent zum Bundesliga-Stammspieler gereift und war deswegen auch vom neuen Trainer Holger Stanislawski für die kommende Saison eingeplant worden. 1899 gab Alaba sogar einen Trainingsplan in den Heimaturlaub mit.

Heynckes ändert Alabas Pläne

Knapp drei Wochen später sitzt Alaba in Shorts und T-Shirt in Riva del Garda im "Hotel du Lac et du Parc" und trägt das Emblem des FC Bayern München. Dabei hatte er noch vor einer Woche gesagt, "dass ein weiteres Jahr Hoffenheim meiner Entwicklung gut tun würde".

Was ist passiert? Jupp Heynckes ist passiert. Der neue Bayern-Trainer überzeugte Alaba in den letzten Tagen höchstpersönlich davon, sein Glück nochmal beim FCB zu suchen, und sprach sich gegen eine erneute Ausleihe des Mittelfeldspielers aus.

"Davor war meine Sicht ein wenig anders", sagte Alaba am Mittwoch. Aber Heynckes habe ihm "viel Mut zugesprochen, was für einen jungen Spieler sehr wichtig ist".

Trotz der großen Konkurrenz zeigte Heynckes dem 19-Jährigen offenbar Perspektiven im Kader auf - dabei geht es vor allem um Einsatzzeiten. "Ich denke, dass es als Jugendspieler wichtig ist, dass man zu Einsätzen kommt", so Alabas Credo.

Jupp, der Profi-Macher

Dass Heynckes große Stücke auf Alaba hält, ist indes nicht neu. 2009, als der Coach für die letzten fünf Spieltage die Arbeit von Jürgen Klinsmann übernahm, hatte er dem damals 17-jährigen Nachwuchsspieler zu dessen erstem Profi-Training verholfen.

Alaba erinnert sich noch genau: "Das war für mich damals ein Wahnsinn - man steht auf einmal mit diesen Spielern auf dem Platz. Das war wie ein Traum, der in Erfüllung ging."

FC Bayern München: Der Rekordmeister in der Sommerpause

Heynckes war damals bereits klar, welch großes Potenzial in dem technisch starken Youngster schlummerte. Heute sagt er: "Mir macht es Spaß, dem Jungen zuzusehen. Das ist ein großes Talent. Er wird seinen Weg machen." Und ein entscheidender Nachsatz: "Auch bei uns."

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Backup-Rolle für Ribery?

Denn auch, wenn Arturo Vidal doch noch kommen sollte, will Heynckes den Österreicher halten. Im Gegensatz zu Louis van Gaal und Marco Pezzaiuoli will der 66-Jährige Alaba offenbar wieder mehr auf dem linken Flügel einsetzen, wo die Bayern ohnehin nicht so üppig wie im Zentrum besetzt sind.

Im Trainingslager am Gardasee gibt Alaba deshalb derzeit meist den Backup von Franck Ribery. Und diesem sagt Alaba rotzfrech den Kampf an: "Ich weiß, dass ich noch hinter anderen Spielern stehe. Aber ich will spielen, das ist ganz klar."

Beim 15:0-Testspielsieg der Münchner gegen eine Trentino-Auswahl bekam Alaba den Vorzug vor Ribery, der nach Oberschenkelproblemen erst seit Dienstag voll mit der Mannschaft trainieren konnte. Alabas Arbeitsnachweis nach 45 Einsatzminuten: Zwei Assists, ein Pfostenschuss, eine Vielzahl der Angriffe liefen über die linke Seite.

Im linken Mittelfeld hatte Alaba Anfang Juni gegen Deutschland auch sein bis dato bestes Länderspiel absolviert. Die Bilanz: ein Assist und ein paar Knoten in den Beinen von Philipp Lahm. In Österreich schlug dem 19-Jährigen anschließend viel Lob entgegen, was Alaba aber nicht recht annehmen will.

Alaba trotz starker Leistung bescheiden

"Da wurde übertrieben", sagt er. "Klar war das ein gutes Spiel. Ich muss aber dahin kommen, konstant gute Leistungen zu bringen. Und soweit bin ich noch nicht", gibt er selbstkritisch zu.

Gedanken an das Frühjahr 2010 sind ihm Warnung genug, als er unter Louis van Gaal für ein paar Spiele lang zum Linksverteidiger avancierte, dann aber bei einer 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt ein kleines Waterloo erlebte.

"Damals war es nicht leicht für mich, damit umzugehen", gibt er heute zu. "Ich denke, dass ich mich weiterentwickelt habe. Trotzdem muss ich noch viel lernen."

Justin-Bieber-Song peinlich

Zum Beispiel, dass man sich beim Singen von Justin-Bieber-Songs nicht unbedingt filmen lassen sollte. Hoffenheim-Teamkollege Ryan Babel hatte das Filmchen ins Internet gestellt, Alaba scheint die Sache heute eher peinlich zu sein. Wann es denn das nächste Musik-Video von ihm gäbe, wurde er am Mittwoch gefragt. "Ich hoffe gar nicht", meinte Alaba.

David Alaba singt zu Justin Bieber

Eine gesunde Portion Frechheit und den sympathischen Wiener Schmäh will der 19-Jährige ("Ich bin gut erzogen, aber auch nicht immer der Bravste") trotzdem so schnell nicht ablegen - auch wenn ihm viel daran liegt, gereifter rüberzukommen.

In der Sommerpause flog er beispielsweise nicht in die Sonne, sondern suchte im heimischen Wien den Schutz der Familie.

"Ich wäre längst verrückt"

"Meine Eltern machen mir regelmäßig klar, dass ich noch viel Erfahrung im Leben brauche. Ohne sie wäre ich längst verrückt", sagte er unlängst im Interview mit dem "Kurier".

In Heynckes hat Alaba nun auch in München eine Vaterfigur wieder. "Egal wo ich war, ich habe viele junge Spieler gefördert und nach oben gebracht. Das wird hier nicht anders sein", verspricht Heynckes.

Wie hatte er so schön gesagt? "Leistung ist entscheidend, nicht der Status." Keine schlechten Voraussetzungen für Alaba.

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