"Der Bendtner bleibt im Hotel"

Von Für SPOX in Bad Ragaz: Jochen Tittmar
Ausnahmsweise mal ohne Dolmetscher Yamamori: Shinji Kagawa am Hotel-Pool in der Schweiz
© Imago

Der BVB findet in Bad Ragaz wunderbare Bedingungen vor - wenn man mal von der Musik absieht. Die Gerüchte um Nicklas Bendtner dienen derweil lediglich zur Erheiterung und Shinji Kagawa plant eine Kanutour mit seinem Dolmetscher.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Es ist ja durchaus löblich, dass sich die Leute des FC Bad Ragaz etwas einfallen ließen und am Trainingsgelände Au-Ri, wo sich die Dortmunder seit Sonntag auf die kommende Spielzeit vorbereiten, einen Bewirtungsstand mit Musik aus dem Boden stampften.

Immerhin ist ein Haufen Fans mit dabei, was man an den dutzenden Hotel-Beflaggungen in der 5000-Einwohner-Gemeinde erkennen kann. Allerdings ist diese Musik so unsäglich schlecht und penetrant, dass man sich fortwährend auf dem Ballermann wähnt.

Die Profis haben das Glück, den niveaulosen Musik-Geschmack kaum wahrnehmen zu müssen. Jeden Tag radeln sie die 1,5 Kilometer von ihrem feudalen Nobelhotel zum Sportplatz und kommen nur ganz kurz vor und nach den Einheiten am Musikstand vorbei, um Autogramme zu schreiben.

Wie auf Kunstrasen

Die Anlage, auf der trainiert wird, hat allerdings ausnahmslos höchstes Lob verdient. Der Rasen ist in einem derart guten Zustand, dass manche Spieler scherzhaft nach Schuhen für einen Kunstrasen fragten. Trainer Jürgen Klopp kennt den Grund für das golfplatzähnliche Geläuf: "Der Platzwart ist auch Torwart der zweiten Mannschaft. Da hat er ein Eigeninteresse, dass der Untergrund, auf den er fliegt, bestens ist."

Das Panorama, das eine nicht enden wollende Berglandschaft bereit hält, ist ebenfalls prächtig. Leider können dies die BVB-Angestellten zu keiner Sekunde genießen.

Klopp und sein Trainerteam nehmen die Jungs bei hochsommerlichen Temperaturen ordentlich ran. Schweißtreibende Konditionsarbeit und unterschiedlichste Spielformen stehen auf dem Programm.

Entwarnung bei Zidan

Einzig Patrick Owomoyela (Sehnenriss im rechten Hüftmuskel), Julian Koch (baldige Kreuzband-OP) und Lucas Barrios (Copa America) haben die Reise ins Heidiland nicht angetreten. Dabei, aber derzeit außen vor, sind Sven Bender und Marcel Schmelzer.

Benders operiertes Knie zeigte eine dezente Reaktion auf die ersten Belastungen (Bender: "Keinerlei Grund zur Beunruhigung"), der Nationalspieler trainiert individuell im Hotel und fehlte wie Schmelzer (Entzündung in der Hüftmuskulatur) im Testspiel gegen den FC St. Gallen (6:1). Der Linksverteidiger ist jedoch schon ein Stück weiter und dreht abseits des Teams seine Runden.

Der von der U 23 hochgezogene Marvin Bakalorz (Entzündung im Bereich der Achillessehne) gesellt sich derzeit zu ihm. Florian Kringe setzte dagegen am Montag wegen Hüftproblemen aus, konnte am Dienstag aber in vollem Umfang trainieren und abends spielen.

Mohamed Zidan musste die Dienstagseinheit vorzeitig abbrechen und humpelte mit dick bandagiertem linken Knöchel vom Feld. Wie mittlerweile bekannt wurde, erlitt er aber lediglich einen Schlag aufs Knie und war ebenfalls gegen St. Gallen dabei.

Bendtner-Gerüchte "frei erfunden"

All dies wird abseits des Spielfelds von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Manager Michael Zorc genau beobachtet. Zorc war am Montag für kurze Zeit ein gefragter Mann und wurde mit den Gerüchten um Nicklas Bendtner, der angeblich zu Verhandlungen in Bad Ragaz eintreffen soll, konfrontiert.

Er hatte neben einem klaren Dementi auch ein Lächeln übrig, die Ablösesumme könne sich der BVB sowieso nicht leisten.

Mediendirektor Josef Schneck machte am Tag darauf den Spaß mit und begrüßte die anwesenden Journalisten mit den Worten: "Der Bendtner bleibt im Hotel und trainiert dort auf dem Fahrrad." Auch Schneck konnte nur den Kopf schütteln und sich über die "frei erfundene" Meldung amüsieren.

Statt Transfers zu tätigen führt Zorc in diesen Tagen lieber Gespräche über vorzeitige Vertragsverlängerungen. Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek, noch bis 2013 unter Vertrag, wird wohl bald für zwei oder drei weitere Jahre unterschreiben. "Es gab erste Gespräche. Ich will verlängern. Der Verein will verlängern. Ich denke, dass es klappt", sagte der Pole.

Kagawas Dolmetscher als Flitzer

Und auch Shinji Kagawa, der angeblich in den Fokus von Manchester United gerückt ist, kann sich einen Verbleib in Westfalen durchaus vorstellen. "Ich habe nicht umsonst immer wieder betont, wie wohl ich mich in Dortmund fühle. An einen Vereinswechsel verschwende ich keinen Gedanken. Wir haben hier wirklich die besten Fans, die ich kenne. Warum sollte ich nicht länger hier bleiben?"

Apropos Kagawa: Wer noch nie ein BVB-Training beobachtet hat, wird zweifellos an einem relativ kleinen Mann hängenbleiben und sich vielleicht fragen, ob es sich um einen Neuzugang handelt: Jumpei Yamamori, Kagawas Dolmetscher, läuft während der Einheiten fast so viel wie die Spieler selbst.

Der kleine Japaner spurtet regelrecht über den Platz, holt Leibchen oder sammelt Hütchen ein, rennt kreuz und quer über das Spielfeld zu Kagawa und erklärt ihm die Anweisungen des Trainers. Es ist davon auszugehen, dass Yamamori beim Kanufahren, das für Mittwoch angesetzt ist, auch ein Boot zugeteilt bekommt.

Für die Profis kann es am freien Mittwochnachmittag jedenfalls nur heißen: Hauptsache weit weg vom Musikstand.

Borussia Dortmund in der Sommerpause

Artikel und Videos zum Thema