Poker um Manuel Neuer eröffnet

SID
Im Rennen um Manuel Neuer sieht sich der FC Bayern auf der Pole-Position
© Getty

Nach dem feststehenden Abgang Manuel Neuers von Schalke 04 scheint sein Transfer zu Bayern München reine Formsache. In München geht man in die Offensive und glaubt, die besten Karten zu haben. Desweil kündigt die Fan-Gruppe "Schickeria" weitere Aktionen gegen Neuer an.

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Das Pokerspiel um Manuel Neuer ist eröffnet: Nach der tränenreichen Ankündigung des Nationaltorwarts, seinen Vertrag bei Schalke 04 nicht zu verlängern, haben die Königsblauen und Branchen-Primus Bayern München ein zähes Ringen begonnen. Zeitpunkt des Wechsels und Ablösesumme sind die entscheidenden Variablen. Die Bayern glauben, die besten Karten zu haben.

"Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Ich denke, dass wir gewillt sind, das zu realisieren - und wenn die Schalker nächstes Jahr keine Ablöse bekommen, dann werden sie sich schon so bewegen, dass man sich einigen kann. Wir hoffen, dass er dieses Jahr kommt", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß im "ZDF"-Interview, fügte aber hinzu: "Und wenn er nicht dieses Jahr kommt, kommt er nächstes Jahr."

Die Anzeichen verdichten sich, dass Neuer wohl schon im kommenden Jahr in München auflaufen wird. "Mir wäre es lieber, wenn Manuel noch das eine Jahr bei uns spielen würde. Aber wir müssen uns auch den finanziellen Aspekt sehen", sagte Schalke-Trainer Ralf Rangnick der "Welt". Es dürften zähe Verhandlungen werden, von bis zu 20 Millionen Euro Ablöse ist die Rede. Geld, was die wirtschaftlich angeschlagenen Schalker dringend benötigen.

"Bayern hat um ein Treffen gebeten"

Die Schalker sind auf das Verhandlungsgeschick von Manager Horst Heldt angewiesen, der aus dem Abschied Neuers finanziell das Beste machen muss. "Bayern München hat um ein Treffen gebeten. Wir haben gesagt, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein Treffen nicht möglich ist. Wir haben gerade wichtige sportliche Ziele. Aber irgendwann wird es sicherlich ein Treffen geben, und die Gespräche werden aufgenommen", sagte Heldt. Dass Neuer gehen werde, damit "müssen wir leben und die Entscheidung akzeptieren", ergänzte er. Finanzielle Zugeständnisse können die Bayern nicht erwarten.

Gut möglich, dass die Münchner das Paket daher mit Personal abrunden und zusätzlich den zuletzt zur Nummer zwei degradierten Torhüter Thomas Kraft mit nach Gelsenkirchen schicken. Nach der Hoeneß-Schelte ("Mit der Entscheidung, Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen, fing die Scheiße an.") hatte Interims-Trainer Andries Jonker Kraft zurück auf die Bank beordert. Beim Rekordmeister hätte der 22-Jährige spätestens nach einem Neuer-Transfer keine Zukunft mehr.

Proteste einiger Bayern-Fans

Neuer selbst müsste sich bei den Bayern zu Beginn wohl auf starken Widerstand von Teilen des Bayern-Anhanges einstellen. Die Münchner Ultras werfen dem Schalker Urgestein eine zu große Nähe zur Fanszene der Königsblauen vor. Einen Vorgeschmack ihrer Abneigung hatte Neuer beim Pokalhalbfinale am 2. März bekommen, als sich die Südkurve mit "Koan Neuer"-Schildern gegen einen Tranfer ausgesrochen hatte. Die Auswärtspartie der Schalker in München am 30. April droht nun, zum Spießrutenlauf zu werden.

"Wenn er wirklich zu uns kommt, dann sehen es die Münchener Kurvenfans so wie die Schalker jetzt: Dass Manuel Neuer jemand ist, der die Fanideale verraten hat. Ich denke nicht, dass das ein sehr warmes Willkommen für ihn wird", sagte Henning Tidelski von der Gruppierung "Schickeria" der Welt und der "tz". Er kündigte weitere Aktionen gegen Neuer an: "Wir werden das Thema jetzt auf keinen Fall auf sich beruhen lassen. Es wird definitv aus der Fankurve noch einmal einen Nachruf geben, auch wenn noch nichts konkret geplant ist."

Unverständnis innerhalb der Mannschaft

Eine Reaktion, die bei seinen designierten Vereinskollegen nur für Kopfschütteln sorgt. "Es ist schon ein bisschen komisch, dass manche Fans Angst haben vor der Verpflichtung des besten deutschen Torwarts, der er ohne Zweifel ist", sagte Stürmer Thomas Müller.

Mit dieser Meinung steht er innerhalb des Klubs nicht allein dar. Ob Vorstand, Mannschaft oder dem Großteil der Fans - bei allen ist man sich sicher, dass Neuer der richtige Mann für die Zukunft ist. "Er hat inzwischen Erfahrung auf hohem Niveau. Er ist die Nummer eins in Deutschland, hat eine gute WM gespielt. Mit ihm kannst du eine Ära prägen," sagte Torhüter Jörg Butt in der Süddeutschen Zeitung.

Seit dem Karriereende von Oliver Kahn im Sommer 2008 sehnt man sich beim FC Bayern nach einer solchen Ära im Tor. Nach dem gescheitereten Experiment mit Michael Rensing und Übergangstorhüter Butt soll Neuer endlich das Erbe des Titanen antreten. Auch der wurde übrigens zu Beginn vom Bayern-Anhang abgelehnt.

Bayern München: Der Kader

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