"Hoffenheim wird wohl nie Deutscher Meister"

SID
SAP-Gründer Dietmar Hopp hat bereits 240 Millionen Euro in 1899 Hoffenheim investiert
© Getty

Mäzen Dietmar Hopp möchte bei 1899 Hoffenheim in naher Zukunft den Geldhahn zudrehen. Damit reagiert der Milliardär auf die Vorgaben des Financial Fair Play der UEFA. Dass Titel für 1899 damit in weite Ferne rücken, nimmt Hopp billigend in Kauf.

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Aus dem Retortenklub des Milliardärs soll schon bald ein ganz normaler Bundesligist werden: Mäzen Dietmar Hopp möchte 1899 Hoffenheim innerhalb der nächsten vier Jahre in die Unabhängigkeit entlassen und den Geldhahn weitgehend zudrehen. Im Gegenzug dafür akzeptiert Hopp, der insgesamt bereits 240 Millionen Euro in den Verein investiert hat, sportliches Mittelmaß.

"Ich möchte in drei, vier Jahren nichts mehr zuschießen. Nur wenn ein Verlust im dann erlaubten Rahmen da ist, werde ich ihn ausgleichen", sagte Hopp: "Ich denke nicht daran, dass Hoffenheim jemals deutscher Meister werden kann."

Der von Hopp anvisierte "erlaubte Rahmen" beträgt einen Verlust in Höhe von fünf Millionen Euro über eine Zeitspanne von drei Spielzeiten. Mit dem Ende der finanziellen Zuwendungen im großen Stil zieht der 70-Jährige die Konsequenzen aus den Vorgaben der von der UEFA in die Wege geleiteten Regelung des Financial Fair Play, die einem Klub langfristig nur dieses Defizit erlaubt. Während andere Vereine nicht an die strikte Umsetzung der Regelung glauben, sind die Pläne Hopps voll und ganz danach ausgerichtet.

"Financial Fair Play wird kommen"

"Zu sagen, das wird schon nicht kommen, wäre fahrlässig. Ich würde zu Recht verteufelt werden, wenn ich den Verein deswegen an die Wand fahren lassen würde. Das wäre die größte Blamage", sagte Hopp: "Das hat für uns absolute Priorität. UEFA-Präsident Michel Platini ist wild entschlossen, dass Financial Fair Play durchzusetzen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die DFL das nicht übernehmen wird. Denn es ist ja undenkbar, dass plötzlich der Zehnte, Elfte und Zwölfte der Bundesliga in der Europa League spielen, wenn die davor Platzierten dagegen verstoßen haben."

In den vergangenen Jahren waren die Hoffenheimer weit von den UEFA-Kriterien entfernt. Ein Minus von knapp 100 Millionen Euro steht in der Zeit zwischen 2007 und 2010 zu Buche. Damit soll es nun vorbei sein. Schon der Verkauf des Brasilianers Luiz Gustavo an Rekordmeister Bayern München, der für Ex-Trainer Ralf Rangnick den Anlass zum Rücktritt gegeben hatte, stand im Zeichen der neuen Sparpolitik.

"Wenn wir im Sommer noch einen zweistelligen Millionenbetrag für ihn bekommen hätten, wäre es gut gewesen. Aber 17 bis 20 Millionen wären dann ausgeschlossen gewesen, denn im Sommer werden Spieler wie Sand am Meer am Markt sein", sagte Hopp.

Hoffenheim nur im Mittelmaß

Mit dem Ende der Millionen-Ausgaben platzen allerdings auch die Träume der Fans. Internationalen Fußball wird es beim Herbstmeister von 2008 nach dem Paradigmen-Wechsel wohl kaum zu sehen geben. Damit hat sich auch Hopp abgefunden. "Ich habe immer gesagt, dass es schon fantastisch für unsere Region ist, wenn wir eine mittelmäßige Rolle in der Bundesliga spielen. Denn egal wie wir spielen, wir haben dann immer die Spitzenvereine bei uns zu Gast."

Nicht mehr zu Gast in Hoffenheim sollen zukünftig teure Stars wie der im Januar für eine Ablösesumme von sieben Millionen Euro verpflichtete Niederländer Ryan Babel sein.

Solche Transfers wird es laut Hopp nicht mehr geben. Nur das Vorgehen des streikenden und nach England abgewanderten Stürmers Demba Ba hätten die Verpflichtung Babels notwendig gemnacht.

"Sind noch nicht am rettenden Ufer"

"Ohne Babel als Ersatz für Ba hätten wir Probleme bekommen. Es hätte in der Tabelle gefährlich für uns werden können, wobei wir noch nicht einmal heute am rettenden Ufer sind", sagte Hopp: "Das war eine Planabweichung aufgrund des unverhältnismäßigen Verhaltens von Ba. Solche Transfers sind nicht mehr angestrebt. Nur wenn es aus der Not heraus passiert und erklärbar ist."

Als Lehre aus dem Wirbel um Ba sprach sich Hopp für einen Solidarfonds der Klubs aus. "Wenn es in der Bundesliga einen Solidarfonds geben würde, um solche Spieler abzustrafen, dann würden wir einzahlen", sagte der Mitbegründer des Software-Unternehmens SAP: "Als Klub ist man einfach der Gelackmeierte. Man kann nur hoffen, dass es nicht wieder passiert."

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