250 Fans stoppen Werder-Bus

SID
Per Mertesacker nach der 0:4-Klatsche gegen Hamburg - nachher machten Fans ihrer Wut Luft
© Getty

Nach der herben 0:4-Pleite im Derby beim Hamburger SV ist die Stimmung bei Werder Bremen auf dem Nullpunkt. 250 wütende Anhänger stoppten den Werder-Bus und verlangten Erklärungen.

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Der Empfang für die einst meisterlichen Derby-Versager war frostig. 250 aufgebrachte Fans stoppten nach der peinlichen 0:4 (0:1)-Packung beim Hamburger SV den Mannschaftsbus von Werder Bremen und forderten lautstark eine Erklärung.

Wenig später stand die sportliche Führung mit dem gesamten Team an der Rampe zum Weserstadion, sprach zu den Anhängern und fand anscheinend die passenden Worte. Klaus Allofs gab die wichtigste Antwort: "Thomas Schaaf steht nicht zur Disposition", sagte der Geschäftsführer wieder einmal.

Allofs: Art und Weise war positiv

Er traf damit ganz den Geschmack der Fans, die für ihren Trainer "Thomas Schaaf, du bist der beste Mann!" sangen. Mit einem "Niemals 2. Liga" entließen sie das restlos bediente Werder-Team in die Nacht.

"Es war absolut korrekt, wie sie sich Gehör verschafft haben", sagte Allofs nach dem Vorfall am Samstagabend und ergänzte: "Man hat ihnen die große Sorge um die aktuelle Situation bei Werder deutlich angemerkt. Die Art und Weise, wie sie das vorgebracht haben, war positiv und mutmachend."

Frings kritisiert Mertesacker

Es war ein Funken Einigkeit, der da wieder zu spüren war. Das war kurz nach der 500. Bundesliga-Niederlage noch ganz anders gewesen. Vor allem Kapitän Torsten Frings hatte vom Leder gezogen.

"Wenn Spieler immer wieder diese Fehler machen, dann darf man mal die Frage stellen, ob sie es überhaupt noch können", sagte der Ex-Nationalspieler. In diesem Moment lief er Gefahr, jegliche Diplomatie aus den Augen zu verlieren, alle Zuhörer ahnten, an wen Frings dachte: Per Mertesacker. Dann aber besann sich der Bremer Mittelfeldstratege gerade noch: "Natürlich meine ich uns alle."

Es war der Auftritt einer akut abstiegsgefährdeten Mannschaft, den der SV Werder in der HSV-Arena zeigte. Die Grün-Weißen als Aufbaugegner des großen Nordrivalen - ein Albtraum für jeden Werder-Anhänger. Nur ein Punkt trennt den viermaligen Meister als 14. der Tabelle noch von einem Abstiegsplatz. Aus den letzten 14 Spielen gelangen nur zwei Siege und vier Unentschieden.

"Haben zuletzt einen guten Weg gezeigt"

Schaaf gab sich trotz der erneuten Enttäuschung kämpferisch. "Wir müssen zusehen, dass wir jetzt wieder eine andere Spur aufnehmen", sagte er, "wir haben im Training zuletzt einen guten Weg gezeigt und sind auch gut ins Spiel gekommen. Leider fiel dann das 0:1 aus heiterem Himmel." Und danach brach sein Team innerlich zusammen. "Wie wir uns in der zweiten Hälfte präsentiert haben, das lässt nichts Gutes hoffen", sagte Frings.

Mitentscheidend waren drei Aussetzer von Nationalspieler Mertesacker. Unnötige Ballverluste und mangelhafte Zweikampfführung des Langen führten zu den Toren von Mladen Petric (42.) und Paolo Guerrero (64., 79.). "Es gibt solche Tage, wo einem nicht so viel gelingt und wo Fehler bestraft werden", sagte Mertesacker: "Das war ein rabenschwarzer Tag für uns, der nicht so leicht zu verkraften ist. Wir müssen uns aufrappeln." Das 0:4 durch Änis Ben-Hatira (87.) war nur noch der negative Schlusspunkt.

Chance zum Befreiungsschlag nicht genutzt

Die Chance zum Befreiungsschlag hat Werder nicht genutzt, obwohl die Gelegenheit günstig erschien. Denn der HSV war nach der peinlichen Niederlage am Mittwoch gegen den kleinen Stadtrivalen FC St. Pauli seinerseits bis ins Mark erschüttert.

"Die Mannschaft hat heute einen unheimlichen Druck gehabt", sagte Trainer Armin Veh, "in der zweiten Hälfte haben wir aber eine Reaktion gezeigt, die so nicht zu erwarten war."

Dank der Mithilfe der völlig verunsicherten Bremer feierten die Hamburger Versöhnung mit ihren Fans, die am Ende "Oh wie ist das schön" sangen und skandierten: "Werder, Werder, zweite Liga..."

HSV darf weiter von Europa träumen

Nun kann der HSV doch um einen Europacupplatz mitspielen. Zudem ist die Suche nach einem starken Sportchef nach 607 Tagen abgeschlossen. Frank Arnesen, zuletzt Sportdirektor beim FC Chelsea, unterschrieb einen Vertrag bis 2014.

"Ich bin sehr glücklich, dass uns diese großartige Lösung gelungen ist. Frank Arnesen hat nicht nur mit seiner Erfahrung als Manager internationaler Topklubs Erfahrungen gesammelt, sondern auch genau die Kompetenz, die für uns in Zukunft von richtungsweisender Bedeutung ist", sagte HSV-Aufsichtsratsboss Ernst-Otto Rieckhoff.

Neben Arnesen kommt auch Chelseas derzeitiger Chefscout Lee Congerton nach Hamburg.

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