Der Lutscher sorgt für Glückshormone

Von SPOX
Torsten Frings (Nr. 22) erlöste Werder Bremen gegen 1899 Hoffenheim in der Nachspielzeit
© Getty

Die Bundesliga ist wieder zurück! Mit ulkigen Serien, unsicheren Schiedsrichter, zwei verhunzten Premieren und der ersten Frechheit des Jahres.

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26 Tage lang hat die Bundesliga durchgeschnauft - um sich dann am 18. Spieltag mit großem Knall wieder zurückzumelden.

Borussia Dortmund marschiert entgegen anderslautender Wünsche der Konkurrenz mit großen Schritten der Meisterschaft entgegen, die Kellerkinder punkten munter vor sich hin.

Dazu gab es ulkige Serien, unsichere Schiedsrichter, zwei verhunzte Premieren und die Frechheit des Tages.

Die Statistik des Spieltags: Die Bundesliga hat ja schon einige Verrücktheiten ausgespuckt. Nach 18 Spieltagen aber schon vier Spiele zu generieren, in denen jeder der beiden Vereine je einen Elfmeter verschießt, ist bemerkenswert und einzigartig in der Liga.

Stuttgart gegen Bremen, Wolfsburg gegen Bremen, Mainz gegen Schalke und seit Samstag auch Wolfsburg gegen Bayern bilden das Quartett des Wahnsinns. Insgesamt gab es bei 44 Elfmetern in dieser Saison erst 32 Tore.

Die Serie: Der VfL Wolfsburg hat jetzt schon sieben Mal in Folge remisiert. Unentschlossener war in der Saison 1984/85 nur der legendäre SV Waldhof Mannheim. Die Waldhof-Buben brachten es innerhalb von fünf Wochen auf satte acht Unentschieden in Folge.

Kleiner Lichtblick für die Wölfe: Nächste Woche geht's nach Mainz. Und die haben bisher als einzige Mannschaft der Liga noch kein einziges Mal die Punkte geteilt.

Der Matchwinner: Torsten Frings' Zukunft bei Werder Bremen ist weiter ungewiss - zumindest die als aktiver Spieler. Derzeit kann sich der Lutscher so ziemlich alles vorstellen, von einer Vertragsverlängerung bis zu einem Job in der Peripherie des Klubs.

Dass Frings aber immer noch ein durchaus wichtiger Bestandteil des Profikaders ist, zeigte der 34-Jährige gegen Hoffenheim. Mit der letzten Aktion des Spiels ließ Frings das Weserstadion beben wie schon lange nicht mehr und versorgte seinen Teamkollegen und die Verantwortlichen mit einer großen Portion Glückshormone.

Die Schiedsrichter: Leider leisteten sich Deutschlands Referees gleich zum Rückrundenauftakt einige üble Schnitzer. Besonders eine handvoll Elfmeterentscheidungen beziehungsweise ausbleibende Pfiffe sorgten für Kopfschütteln.

Manuel Gräfe in Wolfsburg, Markus Wingenbach auf St. Pauli und Babak Rafati in Nürnberg lagen bei ihren Entscheidungen teilweise haarsträubend daneben.

St. Paulis Trainer Holger Stanislawski formulierte deshalb gewissermaßen stellvertretend für einige seiner Kollegen: "Ich habe die Schiedsrichterleistung als katastrophal empfunden heute! Das war schon eine absolut grenzwertige Leistung von dem Gespann heute."

Allerdings zeigte zum Beispiel Felix Zwayer in Bremen eine nahezu tadellose Vorstellung.

Der Aufreger: Acht Wochen fiel Franck Ribery in der Vorrunde schon aus. Arjen Robben spielte sogar keine einzige Minute. Die Bayern-Fans freuten sich also zurecht auf die Renaissance von Rib&Rob und wurden einmal mehr bitter enttäuscht.

Ribery verletzte sich nach einem Zusammenprall mit Josue am linken Knie. Für Ribery kam dann - Ironie des Schicksals - der eben erst wieder genesene Robben aufs Feld. Beide verpassten sich um acht Minuten. Glück im Unglück für Ribery und die Bayern: Die Verletzung erwies sich als weniger gravierend als befürchtet.

Das Tor: Am Samstag äußerte sich Real Madrids Trainer Jose Mourinho zu einer möglichen Verpflichtung Ruud van Nistelrooys, gab dem Transfer quasi Grünes Licht. Nach Gonzalo Higuains Saison-Aus benötigen die Königlichen noch einen zuverlässigen Knipser vorne drin.

Der Umworbene selbst verrichtete auf Schalke für den Hamburger SV seinen Dienst nach Vorschrift, besorgte wie zum Bewies seiner Tauglichkeit das entscheidende 1:0 - und sprach danach in einer eigentümlichen Abwandlung der deutschen Sprache: "Wir müssen abwarten, wo die Deutlichkeit hingeht." Sehr wahrscheinlich zurück nach Madrid. Es könnte also das letzte Tor für den HSV gewesen sein.

Die Premieren: Marco Pezzaiuoli ist der einzige echte Gewinner der Hoffenheimer Chaoswochen, machte den Schritt von Co- zum Cheftrainer und bekommt relativ unverhofft seine Chance in der Bundesliga. Die Premiere in Bremen hätte beinahe in einem Teilerfolg geendet. Nur leider ist seine Mannschaft die schlechteste der Schlussviertelstunde, hat mit der Partie bei Werder nun schon neun Punkte in den letzten Minuten einer Partie hergeschenkt.

Auf Schalke gab es ein ähnlich verheißungsvolles Debüt: Mit 17 Jahren und 116 Tagen ist Julian Draxler der viertjüngste Bundesligaspieler aller Zeiten und der jüngste in der bewegten Historie der Königsblauen. Zu feiern gab es für den Teenager sonst aber auch nicht viel.

Die Frechheit: Was genau Jonathan Pitroipa durch den Kopf schießen muss, wenn er alleine vor dem Tor aus einem bunten Kanon von Möglichkeiten die denkbar schlechteste Entscheidung auswählt, ist nicht überliefert.

Den Ball aber nicht einfach auf van Nistelrooy in die Mitte zu passen oder das Tor mit einem trockenen Schuss in die lange Ecke selbst zu machen ist an sich schon fahrlässig genug. Die Szene aber mit einer lächerlichen Schwalbe unnötig in die Tonne zu hauen, war schon erstaunlich frech und ist eigentlich nicht zu entschuldigen.

Die Tabelle der Bundesliga

 

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