Schaefer soll Geißböcke aus dem Keller führen

SID
Frank Schaefer gibt als neuer Trainer die Mrschroute beim 1. FC Köln vor
© Getty

Nach dem Sturz ans Tabellenende und der Entlassung von Trainer Zvonimir Soldo soll der bisherige Amateurcoach Frank Schaefer den 1. FC Köln aus der Krise führen. Hat er Erfolg, soll er sogar langfristig arbeiten dürfen.

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Frank Schaefer ließ der Trubel völlig kalt. Der neue Trainer des Tabellenletzten 1. FC Köln saß im überfüllten Presseraum am Geißbockheim und ließ das Blitzlichtgewitter mit einem Lächeln über sich ergehen.

Für den bisherigen Trainer der U23, mit Unterbrechungen seit 22 Jahren für den rheinischen Traditionsverein tätig, ist die kurzfristige Beförderung zum verantwortlichen Coach und Chef-Sanierer des angeschlagenen FC die bislang größte berufliche Chance.

Gegen 1860 erstmals in der Verantwortung

"Der Verein ist in einer schweren Phase, aber ich möchte diese Aufgabe mutig und entschlossen angehen", sagte Schaefer bei seiner Vorstellung am Montag. An seinem 47. Geburtstag wird er im DFB-Pokalspiel der zweiten Runde gegen 1860 München (Dienstag, 18.45 Uhr im LIVE-TICKER) erstmals in der Verantwortung stehen.

Nach der Entlassung von Trainer Zvonimir Soldo ist der diplomierte Fußball-Lehrer laut Präsident Wolfgang Overath offiziell Interimscoach - Weiterbeschäftigung im Erfolgsfall jedoch nicht ausgeschlossen.

"Wenn er seine Sache gut macht, kann er auch lange Trainer bleiben", wurde Overath im Express zitiert. Der Präsident war ebenso wie der arg in die Kritik geratene Manager Michael Meier nicht vor Ort. Man wolle den Trainer in den Mittelpunkt stellen, hieß es von Klubseite.

Große Verantwortung gegenüber dem Klub

Die Rechnung ging auf. Ein Dutzend Kamerateams und rund 50 Journalisten fühlten Schaefer auf den Zahn. Nein, das alles mache ihn nicht nervös, sagte der Coach. Beeindruckt haben ihn allerdings die 56 SMS, die er am Sonntagabend erhalten habe: "Da wurde mir klar, wie viel Verantwortung wir gegenüber dem Klub haben."

In Dirk Lottner hat sich Schaefer einen Mann mit Stallgeruch an die Seite geholt. Der Freistoßspezialist spielte von 1998 bis 2004 beim FC, seit 2007 trainiert er die U17 des Vereins. Ganz spontan habe er zugesagt, als ihn Schaefer am Sonntag angerufen habe. Er wolle Schaefer so viel Arbeit abnehmen wie möglich, sagte Lottner.

Auf das Trainerduo mit kölschen Wurzeln, beide sind in der Domstadt geboren und aufgewachsen, wartet nun eine Herkules-Aufgabe. Neben der prekären sportlichen Situation sorgt auch die anhaltende Diskussion um Michael Meier für Unruhe beim Tabellenletzten.

Spieler und Trainer sind verantwortlich

Rückendeckung gab es von Overath: "Ich denke, man sollte Michael Meier jetzt nicht für alles die Schuld geben", sagte der Klubchef der "Bild": "Er ist ein Mensch wie wir alle, der auch Fehler macht, und sicher hat er auch den einen oder anderen Einkauf getätigt, der nicht so gut war. Aber für das, was zuletzt auf dem Platz nicht funktioniert hat, sind die Spieler und ihr Trainer verantwortlich. Nicht Herr Meier."

Aber nur wenn der neue Trainer erfolgreich ist, könnte der Manager in Ruhe arbeiten. Schaefer scheint jedoch die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit im hektischen Kölner Umfeld mitzubringen. Mit einem gewinnenden Lächeln im Gesicht und geschliffener Rhetorik machte der bisherige Nobody, der als akribischer Arbeiter gilt, bei seiner Vorstellung eine gute Figur.

Wie er den FC aus dem Keller holen will, umriss Schaefer nur im Ansatz: "Wenn man irgendwann mal auf dem Platz erkennt, wie die Mannschaft Fußball spielt, und sagt, das könnte die Philosophie von Frank Schaefer sein, dann habe ich mehr davon, als wenn ich das jetzt in große Worte fasse."

Man kann aus diesen Worten schließen, dass sich Schaefer tatsächlich nicht nur als Übergangslösung sieht. Er freue sich, dass er diese Chance bekommen habe. "Selbstverwirklichung im Job" spiele eine große Rolle für ihn. Man darf gespannt sein, wie viel Zeit der dafür bekommt.

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